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Rockies, Norden, Vancouver Island – (Ochsen)tour durch den Westen

Veröffentlicht: 02.10.2024

Mit unseren lieben Freundinnen ging es nach dem letzten Blogartikel weiter durch den Westen Kanadas, wobei die einzelnen Touretappen teils sehr eng gesteckt waren und es einiges an Koordination von allen verlangte, wann man sich wie traf um wohin zu fahren.

Nachdem wir Valemount verlassen hatten, ging es zunächst zum nördlichsten Punkt unserer Reise, doch zuvor passierten wir mit dem Mount Robson noch einmal den höchsten Berg der Rockies. Zu unserem Bedauern blieb keine Zeit, am Berg zu wandern oder ihn gar zu besteigen, da unsere Reiseroute eher an amerikanische Europareisende erinnerte, die 17 Hauptstädte in 14 Tagen besuchen wollen. Unser Tourbus bei unserem Roundtrip war ein über 5 Meter langer Chrysler Pacifica, der aber trotz seines braven Familienkutschenhabitus (eine Freundin machte wiederholt ihre Kritik klar, stattdessen unbedingt einen Pick Up haben zu wollen, wenn sie schon in Amerika sei) uns auch über Schotterstraßen hinweg sämtliche Berge sicher heraufbrachte.

Prince George

Zunächst brachte er uns dabei leider in das Örtchen mit dem klangvollen Namen „Prince George“, das mit sehr hohem First Nations-Anteil einiges an kultureller Vielfalt versprach. Und mit über 2500ml Niederschlag pro Jahr lockte... Im Folgenden sollen hier einmal sämtliche Sehenswürdigkeiten des Ortes aufgezählt werden:

Zur Ehrenrettung muss man sagen, dass eine vielversprechende First Nations-Kunstgalerie am Tag unseres Aufenthalts geschlossen hatte und sich im verwaisten Downtown zwischen obdachlosen Drogenabhängigen, Leerständen und Lagerhallen zumindest vereinzelt Menschen bemühten, eine Art Community entstehen zu lassen. Wenn das beste offene Restaurant allerdings zu einer Fastfoodkette gehört, erübrigen sich wohl weitere Fragen zum kulturellen Angebot. Verbleiben wir aber mit ein paar netten Worten: Das Hotel hatte einen Pool.

Smithers

Das ist immerhin mehr, als wir noch vom Hotel in Smithers in Erinnerung haben. Mittlerweile haben wir beiden über 30 mal unsere Koffer gepackt, und die einzelnen Unterkünfte verschwimmen in unserer Erinnerung. Dafür bleibt der Ort Smithers uns mit einer sehr schöne Bergwanderung in Erinnerung, bei der wir bis über die Baumgrenze hinaus zu einem Kratersee gelangten, auch wenn wir den Grad des Gipfels der Natur überließen und keinen Pfad in die Natur trampelten. Der Ausblick war wunderschön, wie es insgesamt auch die verschiedenen Landschaftsabschnitte (Wald, Blumenwiesen, Graslandschaft mit Flechten) waren. Zwar hielten wir mit Bärenglocke, lauten Gesprächen und Harry Potter-Hörbuch Bären fern, aber wir konnten uns immerhin einbilden, dass der Pfotenabdruck oben beim Crater-Lake einem Puma gehörte.

Im Wald hingegen war es interessant, die bunten Bänder mit Wünschen an Mutter Erde zu sehen, die offenbar von Vertreter:innen der First Nations an einigen Stellen in die Bäume geknotet waren.

Prince Rupert

Prince Rupert schließlich kam wieder touristischer daher. Dazu gehörten gutes Essen und Kunsthandwerkläden. Hier saßen wir mit Blick auf den Pazifik bei veganem Sushi und tauchten für eine Stunde nach Japan ab. Am nächsten Morgen ging es auf die Fähre nach Vancouver Island

Fähre

Eine sechzehnstündige Fährfahrt mit einem geschlossenen Bordrestaurant durch Fjorde und immer entlang der Küste entlang der vorgelagerten Inseln, die morgens um 5:30 Uhr am Fähranleger begann, klang im Vorfeld alles andere als attraktiv. Doch die Reise gestaltete sich überraschend kurzweilig. Neben dem Shoppen neuer Klamotten für die kältere Jahreszeit lag dies vor allen Dingen an der Natur. Herr Ärmel kam nicht einmal mit seinem Schund-Comic durch und wir sahen mehrere Wale (vermutlich Buckelwale), Seelöwen und – zu Herrn Ärmels besonderer Freude – sogar einen Seeelefanten. Dazu war die Kulisse aus oftmals niemals forstwirtschaftlich geschändeten Inseln mit dichten Urwäldern beeindruckend – auch wenn allgemein beklagt wurde, dass man auch keine Mobilfunkmasten auf diesen Inseln errichtet hatte. Der einzige kurze Stopp war bei der Insel Belabela, die bis heute von einer First Nations-Nation besiedelt wird. Hier gab es allerdings Sendemasten.

Port Hardy

Als wir schließlich in finsterer Nacht Port Hardy erreichten, interessierte Handyempfang nicht mehr, sondern es riefen nur noch die Betten – was schade war, da das von First Nations betriebene Hotel wirklich schön war und mehr Beachtung verdient hätte, als wir mit geschlossenen Augen aufbringen konnten.

Am nächsten Morgen war Handyempfang auch nicht wichtig, da wir beim Frühstück gemütlich auf 9 zusammengefügten Bildschirmen überlebensgroß American Football schauen konnten. Und dann ging es schon wieder in den Tourbus zur nächsten Station.

Whalewatching

Zwischen Port Hardy und Campbell River waren wir zum Whale Watching. Das Gesetz verlangt dabei, dass die Whalewatcher ihre Maschinen stoppen, sobald man sich Walen auf 200 Meter genähert hat. Näher kommen die Tiere nur, wenn sie es selber wollen. So wird verhindert, dass die Tiere gestört werden – sonst hätten wir auch keine solche Tour gebucht. Das Personal war sehr nett und kompetent, und in der Tat sahen wir Orkas, Buckelwale, Seehunde und Seelöwen während nur 3 Stunden – ein unbestreitbares Highlight unserer Reise.

Campbell River

Zu erwähnende Dinge in Campbell River: Ein sehr gutes veganes Restaurant, viele nette kleine Läden, ohne dass der Ort zu touristisch gewirkt hätte, aus dem Fluss springende Lachse, die dann von Frau Waas und Freundinnen doch noch gesehen wurden und eine Kunstgalerie, die sich um Drogensüchtige kümmert und diese in Kunstprojekten mitarbeiten lässt. Von dieser Kunst kann man dann auch etwas in der Galerie kaufen, wie die sehr nette Galeristin, die selber als Künstlerin Tierporträts und First Nations-Kunst gestaltet, Herrn Ärmel in ihrer Mittagspause erzählte.

Zu erwähnende Dinge um Campbell River herum: Wo es so viel regnet, da wächst die Natur in die Höhe: Baumriesen und Wasserfälle schaffen an vielen Orten Vancouver Islands beeindruckende Kulissen, und wir sahen reichlich von diesen. Die Tankstelle im Nirgendwo mit nur einer Benzinsorte (87 Oktan!)

verbreitete auch noch einmal viel lokale Atmosphäre. Am Wegrand zeigten sich außerdem wiederholt Weißwedel- und Maultierhirschkühe.

Ucluelet

Diese gab es auch in Ucluelelt („Ju-Clu-E-let“) zu sehen. Der Name bedeutet in der Sprache der Yuułuʔił „Menschen vom sicheren Hafen“, und in der Tat bietet der Ort einen schönen natürlichen Hafen und fühlten wir uns hier wohl. Normalerweise spinnen wir eher in Großstädten Gedanken, an einem anderen Ort zu leben, aber Ucluelet bot mit seinen Tourist*innen genügend kulturelles Angebot und ist gleichzeitig nicht zu touristisch. Leider war die Sandbank mit Seelöwen, die wir immer wieder in der Ferne hörten, auf Privatgelände gelegen, aber der Ort hatte viel Charme. Direkt neben unserem Hotel war eine First Nations-Regierung und die Abende im Pub oder im Eiscafé waren schön. Hier ließe es sich leben.

Nicht ganz so unbeschwert ist das Leben für die Schwarzbären, die hier leider noch immer bejagt werden. Dennoch zeigten sie sich uns vom Boot aus, mit dem wir zum Bear Watching fuhren, wenn sie nach Fischen oder Muscheln am Strand suchten. Neben Schwarzbären sahen wir auch wieder Seelöwen, Seehunde, Seeotter, einen Kingfisher, einen Fischadler und einen Weißkopfseeadler. Sprich: Tiere. Die Tierwelt auf Vancouver Island und vor seinen Küsten ist beeindruckend. Man kann verstehen, dass selbst Kanadier von der Natur auf Vancouver Island schwärmen, und das obwohl dieses Land doch generell mit viel Natur gesegnet ist.

Victoria

Schließlich wartete am Ende unseres Trips mit Freundinnen noch die Inselhauptstadt Victoria, die charmant und vergleichsweise europäisch daher kommt, mit netten Läden und veganen Restaurants. Auf dem Weg zur Innenstadt posierten einmal sogar Otter für uns. Leider gebot der Anstand, keine Fotos von den Badenden zu machen, die sich auf einem Dampfschiff im Badezuber durch das Hafengebiet fahren ließen.

Auch in Victoria gab es leider die überall in Nordamerika vorhandenen gebückt laufenden oder in sich zusammengesunkenen obdachlosen Fentanyl-Junkies, so dass es auch in Victoria etwas darauf ankommt, die richtigen Ecken anzusteuern. Dann aber ist die Stadt charmant mit z.B. der schönsten (kleinen) China-Town, die wir während unseres Trips gesehen haben.

Was uns an Victoria indes nicht gefiel, war, dass wir hier von unseren Freundinnen Abschied nehmen mussten, für die es zurück nach Lummerland ging. Und Frau Waas kotzte fast nicht nur im übertragenen Sinne im Strahl (wie sie des öfteren das nordamerikanische Essen kommentierte) nach einem typischen Abschiedsfrühstück mit fettigen Omelett aus 4 Eiern, 2 mit Öl bestrichenen Toast-Scheiben und frittierten fetttriefenden Pommesecken. Doch weder den Abschied noch unsere Café-Auswahl kann man ja der Stadt anlasten, und so bleibt uns Victoria wie die ganze von beeindruckender Fauna und Flora geprägte Insel Vancouver Island sicher in schöner Erinnerung.

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