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Zwischen Müll und Jesus…

Veröffentlicht: 30.10.2022

Cochabamba-ein Erklärungsversuch (21.10-23.10)


Tja Cochabamba…hmm…ich weiss ehrlich gesagt nicht so genau, wie ich es dir sagen soll, aber irgendwie bist du nicht so mein Typ und so….Rein namenstechnisch könntest du vielleicht noch so halbwegs als ansprechende Karibikinsel (oder neue Fanta Geschmacksrichtung) durchgehen…Gut, ich will ja jetzt nicht so sein und versuch’s trotzdem mal: Mit über 630000 Einwohner bist du immerhin die viertgrösste Stadt Boliviens. Und hey, seit 1992 hast du eine überdimensionierte Jesusstatue (die übrigens ein paar cm grösser ist, als das rund 33 Meter hohe, weltbekannte Vorbild aus Rio de Janerio), die bequem mittels eines Telefericos (ja die gibts nicht nur in La Paz!!) zu erreichen ist. Auch der sich im Süden der Stadt befindliche, durchwegs ansehnliche, wenn auch etwas überfordernde Mercado ist sicher ein Besuch wert. Aber trotzdem, auch wenn du im Weiteren ein paar nette Bars/Restaurants dein Eigen nennen darfst und du in deinem Erscheinungsbild durchwegs modern und hip zu sein scheinst, werde ich dich wahrscheinlich nicht allzu lange in Erinnerung behalten*.


*die Schilderungen des Autors können von den tatsächlichen Gegebenheiten abweichen…


Oruro (23-24.10)


Nachdem ich Cochabamba so halbwegs verdaut habe (ganz ehrlich, so schlimm war‘s natürlich nicht:)), ging die Reise weiter in das rund 214 km entfernte Oruro (heisst wieder zurück auf über 3700 m.ü.M.!!). Erstmals nahm ich dabei kein Nachtbus, was sich als richtige Entscheidung erwies, denn die Reise dorthin war schlichtweg atemberaubend (v.a. die beeindruckenden Gebirgsketten und die schier unendlichen Weiten im Altiplano). Oruro (265000 Einwohner, 90% indigener Abstammung) war einst (bis 1992) eines der wichtigsten Zentren der Bergbauindustrie (Zinn, Silber, Gold etc.) in Bolivien. Heute sind nur noch einige, wenige privatisierte Bergwerke in Betrieb. Auch wenn vom einstigen Glanz nicht mehr allzu viel zu spüren war, konnte ich dem Charme der Wüstenstadt durchwegs etwas abgewinnen (oder vielleicht mehr der umliegenden Umgebung…?). Da ich lediglich eine Nacht/Tag dort war, entschied ich mich (wieder einmal) einen ausgedehnten (= viel zu langen ) „Tagesspaziergang“ in und rund um Oruro zu machen. Angetan von den Bildern (ja genau, die mit den unendlichen Weiten und so:)), die mir irgendwie nicht mehr so richtig aus dem Kopf gehen wollten, machte ich mich also auf, die Stadt per Fuss zu verlassen. Und tatsächlich, je mehr ich mich vom Zentrum entfernte, desto mehr zeigte sich mir die wunderschöne (karge) Landschaft der Altiplanoebene. Ich weiss ehrlich gesagt auch nicht genau wieso, aber irgendwie scheint diese verlassene Gegend etwas mit mir zu machen (…vermutlich werde ich dann später in Salar de Uyuni einen Herzinfarkt kriegen;). Ah ja, vielleicht noch etwas für alle unzähmbaren Partylöwen unter euch: Die Hauptattraktion von Oruro ist vermutlich der jährliche stattfindende Karneval, da dieser angeblich Heerscharen von Leuten aus ganz Bolivien heranströmen lässt.


Sucre (25.10-28.10)


Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, muss ich nochmals über das hiesige Bussystem (bzw. meine eigene Unfähigkeit damit umgehen zu können) ablästern. Klar, es gab sicher vereinzelt auch schon mal so OK-Erfahrungen mit Busfahrten (was Komfort/Austattung anbelangt…). Trotzdem habe ich das Gefühl, dass es zwischen dem bolivianischen ÖV und mir irgendwie nicht so richtig matcht:). Hierzu eine kleine Anekdote: Als Mensch mit bekanntermassen eher kurzer Zündschnur (vielleicht liegt hier das Problem…), habe ich mich im Busbahnhof leider nicht richtig erkundigt und deshalb einen Semi-Cama-Bus (= semi-geil bzw. semi-Schlaf) für die rund 8-stündige Nachtbusfahrt von Oruro nach Sucre gebucht. Immerhin, für 60 Bolivianos (ca. 9 Schutz!!), wars bis jetzt, die wahrscheinlich günstigste (und schrecklichste) Fahrt in Bolivien. Um meine Aversion gegen bolivianische Busse bzw. deren Infrastruktur besser verstehen zu können, sollte ich hierzu vielleicht noch eine wichtige Hintergrundinfo nachliefern. Busbahnhöfe (v.a. in der Nacht) und das ganze Tohuwabohu drum herum, können hier unglaublich anstrengend und ungemütlich sein. Stellt euch doch mal vor: Ihr steht vollgepackt, entnervt und leicht angreifbar, inmitten einer riesigen Menschenansammlung, voll ohrenbetäubender Marktschreier (von den Busagenturen) und versucht euch irgendwie einen Überblick über all die Verbindungsmöglichkeiten zu verschaffen!! (…der langweiligste Busbahnhof der Welt in „Rurre“ muss diesbezüglich wahrscheinlich eine Ausnahme gewesen sein…)


Sssso, frisch und munter (nach ca. 1-2 h Dämmerschlaf) und total relaxed (Buskomfort 0/10), bin ich dann also irgendwie in diesem Sucre angekommen. Sucre (konstitutionelle Hauptstadt, die Regierung thront in La Paz), ist mit 361000 Einwohner, die sechsgrösste Stadt des Landes. Freunde verschnörkelter, kolonialistisch geprägter Architektur werden in Sucre sicherlich auf ihre Kosten kommen. Die grösstenteils weiss bemalten Kolonialbauten (Klöster, Kirchen etc.) in der Innenstadt, waren in der Tat sehr schön anzuschauen (siehe Fotos:)). Dies hat 1991 auch die UNESCO erkannt und Sucre bzw. Teile davon zum Weltkulturerbe ernannt. Ich blieb insgesamt 4 Tage/ 3 Nächte dort, habe dabei etliche Museen, Kirchen und Klöster besucht und bin dadurch tatsächlich etwas schlauer geworden, was die faszinierende, teils aber auch tragische Geschichte von Bolivien anbelangt. Für interessierte Leute, die mehr über die Kultur und Geschichte von Bolivien erfahren möchten, verweise ich sehr gerne auf überaus verlässliche Quellen wie Wikipedia und Google:). Momentan bin ich übrigens gerade in Potosi (dazu später mehr) und werde am Montag (31.10) weiter Richtung Süden (Tupiza) und schliesslich zu den legendären Salzwüsten in Uyuni reisen. 

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