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…von Klaustrophobie zu unendlicher Weitsicht (Potosi-Tupiza-Uyuni)

Veröffentlicht: 07.11.2022

Mittlerweile bin ich schon mehr als 1 Monat in diesem Südamerika unterwegs. Hmm…vielleicht ist es an der Zeit für eine kleine Zwischenbilanz…? Meine anfängliche Unsicherheit/Befangenheit (bzgl. so ziemlich allem) hat sich sich nahezu vollständig in Luft aufgelöst. Obschon ich die (wahrscheinlich gar nicht soo schwierige) Sprache („lo siento, no entiendo, no hablo much español“ kann ich:)) nach wie vor nicht wirklich beherrsche, konnte ich mich bisher aber einigermassen erfolgreich durchschlagen. Und bis auf ein paar kleine Ärgernisse (…nein, ich spreche jetzt nicht mehr von den Bussen…), ist mir bis anhin glücklicherweise auch (noch) nichts Schlimmes/Furchteinflössendes/Katastrophales widerfahren. So weit, so gut…Doch je länger ich unterwegs bin, desto unmöglicher erscheint mir die Vorstellung, all meine Eindrücke in irgendeiner (v.a. auch halbwegs informativen/spannenden) Form festzuhalten und wiedergeben zu können. Ich versuch’s aber trotzdem weiterhin und was ich bisher so vernommen habe, scheint dieser Blog ja auch gar nicht sooo schlecht anzukommen:). Das freut mich natürlich riesig und motiviert mich dementsprechend auch weiterzumachen :):)!!


Potosi 28.10-31.10. (175000 Einnwohner)


Es war einmal ein kleines, verschlafenes Dörfchen in der Hochebene des Altiplano (ca. 4000 M.ü.M.). Vermutlich wäre dem heute noch so, wäre nicht irgendein Lamahirt 1545 zufälligerweise am Cerro Rico (reicher Berg und btw auf der bolivianischen Flagge abgebildet) auf Silbervorkommen gestossen (so die Legende…). Angezogen vom Silberrausch entwickelte sich Potosi in den nächsten Jahren (bzw. Jahrhunderten) zu einer der grössten und bedeutendsten (reichsten) Städten der Welt (v.a. im 17. Jh.). Währenddem die lokale (indigene) Bevölkerung von den unvorstellbar grossen Silbervorkommen natürlich kaum profitierte, nutzten die Spanier den neuen Reichtum, um die spanische Herrschaft in Europa zu finanzieren. Ab 1542 entstand in Potosi eine Münzprägeanstalt (Casa de la Moneda), die 400 Jahre lang in Betrieb war und Münzen in die ganze Welt verschiffte. In Form eines Museums, ist sie heute lediglich noch als Touristenattraktion zu besuchen (übrigens empfehlenswert, solltet ihr euch tatsächlich einmal nach Potosi verirren…:)). Verschiedenste (mittlerweile etwas in die Jahre gekommene) Kolonialbauten im Zentrum der Stadt, erinnern an die einstige Blütezeit Potosis. Obschon die meisten Silbervorkommen schon seit geraumer Zeit abgebaut wurden und die Stadt mittlerweile zu den ärmeren Boliviens gehört, ist die Bergbauindustrie (Zinn, Kupfer und Silber) nach wie vor die Haupteinnahmequelle von Potosi. Und wie man sich dabei wahrscheinlich unschwer vorstellen kann, geschieht der Abbau unter den denkbar schlechtesten Arbeitsbedingungen!! Schätzungen zufolge forderte die (überaus gefährliche/gesundheitsschädigende) Minenarbeit über die Jahrhunderte hinweg mindestens 8 Millionen Todesopfer (vielfach nicht aus dem Hochgebirge stammende indigene Zwangsarbeiter). Aufgrund der katastrophalen Arbeitsbedingungen („Staublunge“, Verletzungen/Todesfälle durch Sprengungen, unzureichende Sicherheitsvorkehrungen etc.) können die wenigsten Minenarbeiter länger als 10 Jahre dort arbeiten. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Minenarbeiters liegt übrigens etwa bei 45-50 Jahren und angeblich soll auch Kinderarbeit nach wie vor ein Thema sein. Gleichermassen geschockt und fasziniert von der ganzen Materie, entschied ich mich einen rund 3-stündigen Ausflug in die Minen zu buchen. Ehrlich gesagt hatte ich dabei etwas Bedenken. Abgesehen davon, dass ich mir ein bisschen blöd vorkam, irgendwelchen schwer schuftenden Minenarbeiter bei der Arbeit zuzuschauen, stimmte mich die Tatsache, dass ich eine Verzichtserklärung unterschreiben musste (bei Verletzung und Todesfall während des Besuchs!!!) auch nicht wirklich zuversichtlich. Nichtsdestotrotz, die Gelegenheit den „Mineros“ aus nächster Nähe über die Schulter schauen zu dürfen, war ein einmaliges, wenn auch sehr beklemmendes Erlebnis (…mit meiner Grösse sowieso !!). Übrigens, bevor wir die Minen besuchen durften, machten wir Halt auf dem Minenmarkt, um den Mineros ein paar Mitbringsel zu besorgen (also v.a. Kokablätter und Fanta :)). Es ist weltweit der einzige Markt, wo legal Dynamit gekauft werden kann (siehe dazu Joko und Klaas- das Duell um die Welt :)). Nebst Kokablätter (als Opfergabe, sowie gegen den Hunger, da in der Mine nicht gegessen wird !!), Tabak (auch als Opfergabe, siehe Bilder), kann dort im Übrigen auch 96%-iger Alkohol (als Feierabendgetränk !! und auch als Opfergabe an „Tio“, den Gott des Berges) erworben werden.

Wie gesagt, trotz meiner anfänglichen Bedenken, hat sich der Besuch der Mine durchaus gelohnt (…obschon ich noch etliche Tage danach irgendwie nach Staub und Dreck roch). Nebst dem Minenbesuch und der 08-15 Stadt-Erkundung, habe ich eine Tageswanderung gemacht, bei der ich auf zahlreiche Lamas gestossen bin (siehe Fotos bzw. Fb:)).


Tupiza (31.10-02.11)


Das vergleichsweise kleine Städchen (25000) Tupiza, liegt ganz im Süden von Bolivien, nahe der argentinischen Grenze. Mit den (an die USA erinnernden) teils bizarren, roten Felsformationen, sowie den zahlreichen Kakteen, versprüht es irgendwie einen gewissen Westerncharme. Dementsprechend können hier auch Pferdetouren gebucht werden. Ich denke, dass Tupiza vielen Touristen lediglich als Zwischenhalt (auf dem Weg nach Uyuni) dient, obschon die umliegende Gegend (die Stadt weniger) durchaus viel zu bieten hat. Nebst einer kleinen Wanderung (bei der ich fast von irgendwelchen wütenden Hirtenhunden zu Tode erschreckt wurde) habe ich mich aufs Pferd gewagt, um die umliegende, wunderschöne Umgebung zu erkunden 


Salar de Uyuni (02.11-05.11)


Die (weltweit grösste) Salzwüste, zählt mit Sicherheit zu den bekanntesten und beliebtesten Sehenswürdigkeiten in ganz Bolivien (wer kennt die „lustig-kreativen“ Perpektivenbilder nicht…). Da dies leider auch immer die Gefahr von unschönem Massentourismus birgt, war ich vor Beginn, der rund 4-tägigen Jeeptour (wir waren zu acht in jeweils 2 Jeeps unterwegs) noch etwas verhalten-euphorisch. Ich wurde aber sehr schnell eines Besseren belehrt, denn was ich in den letzten Tagen alles zu Gesicht bekam, war etwas vom Aussergewöhnlichsten und Schönsten, was ich jemals in meinem Leben erlebt/gesehen/gespürt habe. Es ist eigentlich nicht wirklich möglich hier die richtigen Worte zu finden….Man trifft auf bizzarste Felsformationen, hält an zahlreichen, wunderschönen und in jeder erdenklichen Farbe vorhandenen Lagunen (inkl. Flamingos) und durchquert traumhafte Mondlandschaften… und DANN zu guter Letzt folgt das unbeschreibliche, ja eigentlich mehr erhabene Gefühl, inmitten der grössten Salzwüste der Erde stehen zu können und in die schier unendlichen Weiten (da sind sie wieder :)) blicken zu können. Die von mir gemachten Fotos können die Schönheit dieser Natur nicht annähernd wiedergeben (leider)!!


Ich bin momentan übrigens wieder in Tupiza und werde weiter nach Tarija (zum Wein „degustieren“) reisen, was meine voraussichtlich letzte Destination in Bolivien sein wird.


PS: Leider hat meine (bessere) Kamera irgendwie den Geist aufgegeben. Bis ich also irgend eine Lösung gefunden habe, werden die Fotos vielleicht in etwas schlechterer Qualität sein.

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