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Stadt-Land-Fluss (Parque Ibera-Corrientes-Santa Fe-Rosario)

Veröffentlicht: 15.12.2022

Das Jammertal im Flammenmeer


Währenddem sich die Schweiz zwischenzeitlich in ein kleines Winter-Wonderland verwandelt hat, gab es hier in der letzten Zeit Tage, in denen es unvorstellbar drückend heiss wurde (im Sommer klettern die Temperaturen angeblich auf über 45 Grad!!). Die Temperaturen bewegten sich in der Regel so zwischen 34-40 Grad (gefühlt noch heisser) und auch in der Nacht wurde es selten unter 25 Grad. Gesellt sich dann noch ein Wind dazu, könnte man fast meinen, in einem riesigen Umluft-Backofen zu sein. Leute mit einem halbwegs gesunden Menschenverstand, würden es unter diesen Umständen vermutlich unterlassen, grössere Stadtwanderungen zu unternehmen. Aber natürlich nicht so Mister (ich-muss-unbedingt-alles erkunden)-Dickschädel, dem es scheinbar immer wieder gelingt, auch den widrigsten Umständen zu trotzen (= umhüllt, in einer langsam vor sich hin köchelnden Schweiss-Sonnencrème-Sauce zig Kilometer zu laufen…hmm wahrscheinlich „eifach so chli tumm haut…“). Jetzt mal aber ganz im Ernst, die drückende Hitze machte mir wirklich etwas zu schaffen. Nebst Einschlafproblemen war v.a. auch die Schlafqualität mies, weshalb ich mich mich tagsüber oft müde und schlapp fühlte und dann und wann auch gereizt war (also noch mehr als sonst:)). Meine für gewöhnlich eigentlich vorhandene Entdeckungsfreude ist dadurch letztens etwas auf der Strecke geblieben. Aber dazu später mehr…


Parque Nacional Ibera (1.12-3.12)


Da ich den rund 120 km nördlich von Mercedes entfernte Park nicht unbedingt zu Fuss aufsuchen wollte, brauchte ich irgendeinen fahrbaren Untersatz, der mich dorthin bringen würde. Da der Park glücklicherweise (noch) nicht so touristisch erschlossen ist , fahren nicht täglich Busse dorthin, was mich zur glorreichen Idee brachte, ein (nix ganz billiges) Taxi zu nehmen. Die rund 2.5-stündige Fahrt auf mehrheitlich nicht asphaltierten Strassen, in einer beinahe schrottreifen Fred-Feuerstein-Karre war ziemlich abenteuerlich. Ich weiss ehrlich gesagt nicht genau, was passiert wäre, wenn die alte Klapperkiste (auf einer notabene kaum befahrenen Schotterstrasse in the middle of nowhere bei ca. 40 Grad Celsius) tatsächlich den Geist aufgegeben hätte. Nun gut, ich hab’s knapp überlebt und bin dafür mit der bis anhin wahrscheinlich schönsten, spektakulärsten und vielfältigsten Fauna (sorry Dschungel im „animal count“ liegst du zwar noch leicht in Führung, hinkst aber dafür im „accessibility score“ umso deutlicher hinterher) in einer einzigartigen Landschaftskulisse belohnt worden. Egal vohin man blickte, man kriegte immer irgendwelche Reptilien (Alligatoren, Eidechsen), Vögel (in allen erdenklichen Farben und Formen) oder sonderbare Tierchen (z.B. das bevorzugt im Wasser/Schlamm umhertreibende Capybara = mittelmässig a(ttra)ktives Riesenmeerschweinchen) zu Gesicht. Kurz gesagt, einfach ein Paradies für einen Natur- und Tierliebhaber wie mich (aber siehe dazu einfach die Bilder…)


Corrientes (350000 Ew) 

(3.12-5.12)


Die Rückfahrt nach Mercedes (von dort aus ging’s dann per Bus weiter ins rund 200 km nordwestliche Corrientes) war nicht minder abenteuerlich. Ich durfte freundlicherweise kostenlos im Jeep eines kuschlig-frisch verliebten Pärchens mitfahren. Das Mitfahren an sich war natürlich schon sehr praktisch, die Sache mit dem frisch Verliebtsein hingegen eher weniger. Denn Romeo schenkte Julia wesentlich mehr Aufmerksamkeit als der Strasse (= unaufhörlicher Blickkontakt, dauerndes Händchenhalten, Teeniekichern [die Leute waren so um die Mitte 50]… *kotz*…), obschon Letzteres natürlich erforderlich gewesen wäre. Da er dazu auch noch mit einem Affenzahn unterwegs war, kam es wie es kommen musste. Romeo übersah eine kleine Gruppe Capy‘s, die die Strassen überqueren wollten und fuhr mehr oder weniger mit voller Wucht (Bremsung erfolgte natürlich zu spät) in sie rein (oder drüber…). Obschon er danach kurz anhielt und zurückschaute (man sah nur eine Staubwolke), weiss ich bis heute nicht, ob er eines (oder mehrere) davon erwischt hat. Selbstverständlich wäre es ihm auch nie in den Sinn gekommen, zurückzufahren um nachzuschauen….Was für ein Riesenarsch!!!

Nun gut, aber was gibt‘s über Corrientes zu erzählen. Die Stadt liegt am rund 4880 km langen Río Paraná (dem ich bereits bei den Igazuwasserfällen, in Posadas und später dann nochmals in Santa Fee und Rosario begegnet bin). Währenddem es im Stadtzentrum zwar ein paar nette Cafés/Bars/Restaurants und eine hübsch anzusehende Kathedrale hatte, gabs weiterhin aber keine klassischen Sehenswürdigkeiten im engeren Sinne. Das eigentlich Sehenswerte, war das blühende Leben, das sich vorwiegend an den Abendstunden an der costanera (Uferpromenade) abspielte. Egal ob jung oder alt, mit oder ohne Matetee (DAS Volksgetränk in ganz Argentinien) sporttreibend oder chillend, irgendwie schien die ganze Uferpromenade „the place to be“ zu sein. Als Argentinien schliesslich dann auch noch das WM-Spiel gegen Australien gewann, waren die Corrienter (oder so…) nicht mehr zu halten. Tausende Leute versammelten sich auf der Küstenstrasse, tanzten, sangen, tranken und feierten als gäbe es kein Morgen-que maravilloso :):)!!


Santa Fe (401’500 Ew) 

(6.12-7.12)


Obschon das Stadtzentrum mit zahlreichen Cafés/Bars und einer mehr oder weniger einladenden Einkaufsmeile ziemlich belebt wirkte und es auch ansonsten eigentlich ein paar durchaus sehenswerte Gebäude und Museen (obschon etliche davon geschlossen waren) hatte/hätte, vermittelten mir gewisse Stadtteile dann doch eher den Eindruck der letzte Überlebende in einer postapokalyptischen Geisterstadt zu sein. Ob‘s an den Gebäuden selbst (z.B. ein seit Jahrzehnten nicht mehr benutzter Bahnhof aus vermeintlich besseren Zeiten, inkl. mit Unkraut überwachsenen Gleisen, Haltestellen und Zugwaggons), den teils sehr verloren wirkenden Gegenden oder vielleicht einfach auch nur an der glühenden Hitze (die vielleicht zu einer leichten Beeinträchtigung meiner Beurteilungsfähigkeit führte) lag, ich weiss es nicht…Wie ich ja eingangs bereits erwähnte, wurde die Hitze in den letzten beiden Wochen (jetzt ist es übrigens etwas besser) stellenweise so unerträglich, dass die Lust (bzw. die Fähigkeit) überhaupt etwas (gezielt) tun zu wollen/können, kaum mehr vorhanden war. Wenn ich dann jeweils draussen unterwegs war, ging’s irgendwie letztlich oft nur noch darum, baldmöglichst wieder ins nächste klimatisierte Gebäude zu kommen.


Rosario (1.39 Millionen Ew) 

(8.12-11.12)


Nebst einem ziemlich guten Fussballspieler (Lionel Messi wurde hier geboren) hat Rosario auch einen ziemlich berühmten Revolutionsführer (Che Guevara wurde auch hier geboren) hervorgebracht. Währenddem die Stadt v.a. als Wiege der argentinischen Flagge bekannt ist (es wurde hier erstmals die argentinische Flagge gehisst), ist Rosaria auch wirtschaftlich bedeutend für das Land (70% der argentinischen Getreideproduktion werden über seinen Hafen exportiert, in teils gigantischen Schiffen). Die Stadt ist irgendwie hässlich (zahlreiche schreckliche Neubauten) und schön (wunderbare Kolonialbauten, Kirchen, zahlreiche Inseln als Naherholungsmöglichkeit im Rio Parana) zugleich und hat ein spannendes und sehr abwechslungsreiches Nachtleben (siehe z.B. Beatlesbar), sowie einige ausgezeichnete Restaurants zu bieten. Das klingt ja eigentlich alles mal gar nicht so schlecht…Aber ehrlich gesagt, nach der dritten Grossstadt in Folge spürte ich allmählich eine gewisse Stadt Fatigue  (bei den Temperaturen sowieso..). Nichtsdestotrotz habe ich die Stadt natürlich im Rahmen des Machbaren erkundet (da ich übers Wochenende da war und auch noch ein Feiertag war, war vieles geschlossen) und dabei wahrscheinlich auch noch gerade eines der grössten Volksfeste des Jahres miterleben dürfen (unglaubliche Stimmung mit Tausenden von feiernden Leuten auf der Strasse nach dem Argentinien-Holland Match, währenddem gleichzeitig ein Sturm über die Stadt fegte!!)…CRAZY!! Aber ja, ich sehne mich allmählich nach etwas mehr Ruhe in der Natur.


Seit Montag bin ich übrigens im wunderbaren Córdoba (schon wieder eine Stadt :)) und werde dort voraussichtlich bis morgen bleiben. Die Temperaturen sind hier glücklicherweise etwas milder. Ich habe in Rosario zwei Italiener kennengelernt und bin mit ihnen hierhergekommen. Mal schauen, wie sich die ganze Sache noch so entwickeln wird….


PS: Über Cordoba werde ich im nächsten Beitrag berichten…

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