Veröffentlicht: 10.08.2020
Vorteil vom starken Wind: Die Wolken ziehen schnell weiter.
Nachteil vom starken Wind: Die Wolken ziehen schnell weiter :D
Das sagt gefuehlt so ungefähr alles ueber diese Tagesetappe.
Nach einem langsamen Start am Morgen um eine Regenpause zum Zusammenpacken und sogar ein paar Sonnenstrahlen zum Zelt-Trocknen abzupassen, ging's ueber die am Vorabend schon bewunderte Bruecke rueber auf die Insel Fyn (bzw Fuenen).
Noch bevor ich die Bruecke erreichte, entdeckte ich allerdings unglaublich leckere, wilde Kirschen und musste nochmal etwas Zeit in eine kleine Ernte investieren. Bis ich also wirklich losradelte, war es gefuehlt Mittag.
Das Sonnenloch schloss sich leider sehr schnell wieder und es war super windig - zum Glueck kein kompletter Gegenwind!
Falls das in der Stärke in den nächsten Tagen mal vorkommen sollte, verbringe ich definitiv einen Tag im Zelt :D
Auf der Bruecke uebers Meer wurde ich fast weggeweht und als ich an grossen Hochspannungsmasten vorbeikam, versetzte der Wind sie so stark in Schwingung, dass irgendwas zu Pfeifen anfing...
Ausserdem stellte sich schnell heraus, dass die Insel ziemlich huegelig ist und kaum war eine Kuppe genommen, tauchte die nächste vor mir auf. Es war also nicht sonderlich warm, extrem windig, zwischendurch regnerisch - und trotzdem störte mich das erstaunlicherweise ueberhaupt nicht! Schon erstaunlich, wie es von der Tages-Verfassung und eigenem Mindset abhängig ist, wie stark solche Faktoren die Stimmung beeinflussen oder eben nicht.
Der grosse Vorteil der Huegel waren oben angekommen die wunderbaren Ausblicke aufs Meer und zudem natuerlich die kleinen, aber feinen Abfahrten, die oft direkt mit Blickrichtung zum Meer verliefen.
Da man mit Gepäck dann allerdings doch lieber jedes Bisschen Schwung mitnimmt, das man so bekommen kann, habe ich von vielen wunderschönen Punkten leider keine Fotos gemacht, denn dazu hätte ich alles abbremsen muessen - absolutes No Go :D
Muesst ihr also selbst hinfahren und euch davon ueberzeugen ;)
Die erste längere Pause legte ich an einem kleinen Strand ein, an dem ein Kite- und ein Windsurfer im Wasser waren. Entsprechend der Windstärke befand sich der Kitesurfer gefuehlt mehr in der Luft als im Wasser und der Windsurfer rauschte mit Geschwindigkeiten vorbei, dass ich allein vom Zuschauen Muskelkater in den Armen bekam :D
Dann ging es munter weiter auf und ab, vorbei an von bildhuebschen Wiesenblumen gesäumten Feldern, immer entlang der Østersøruten, also der Route, der ich ganz urspruenglich einmal um die ganze Ostsee folgen wollte. Dafuer wäre ich mit den Zug nach Norddeutschland gefahren und dort gestartet - und hätte die kompletten Niederlande und die Besuche innerhalb Deutschlands ausgelassen! Was fuer ein Glueck, dass mein Plan durch Corona nicht aufging ;)
Die nächste Pause stand dann in Assens an. Dort stellte ich fest, dass es bis zum Naturcampingplatz, den ich eigentlich fuer die Nacht herausgesucht hatte, noch einige Kilometer zu strampeln gab und die Huegel auf dem Weg dorthin wohl auch nicht flacher werden wuerden. Irgendwie hatte ich die Grösse und das Gelände von Fyn bei meiner Grobplanung am Vortag zugegebenermassen etwas unterschätzt... Ausserdem war das Wetter nach wie vor ungemuetlich, sodass ich mir kurzerhand einen etwas näher gelegeneren Unterschlupf heraussuchte. Auf der Suche nach einer Toilette entdeckte ich noch ein kleines Kulturzentrum, in dem man sogar kostenlos sein Handy hätte laden können... leider zu spät entdeckt, um noch eine Stunde oder so darauf zu warten, dass mein Smartphone lädt - obwohl es das gut gebrauchen hätte können! Musste eben die Powebank herhalten.
Das mit dem näheren Unterschlupf war ein kluger Schachzug, denn selbst dieser nähere Punkt, was noch so weit entfernt, dass ich doch ziemlich froh war gegen 20 Uhr mit etlichen Kilometern und Höhenmetern in den Beinen endlich dort anzukommen. Es hatte sich allerdings mehr als gelohnt, denn statt nur einer Wiese zum Campen gab es dort drei Shelter aus Holz, einen Lagerfeuerplatz und sogar eine ziemlich gepflegte Toilette mit fliessendem Wasser und Seife und allem drum und dran. Volltreffer!
Ausserdem war schon ein Zelt aufgebaut, aus dem regelmässig Gekicher zu hören war - ich musste also nicht mal alleine dort schlafen :)
Ich ueberlegte kurz ernsthaft auch mein Zelt aufzubauen, da ich noch nie in einem offenen Shelter uebernachtet hatte und schlecht einschätzen konnte, wie gut der Schutz vor Wind und Kälte und Tieren sein wuerde. Dann siegte aber (zum Glueck!) die Muedigkeit (oder Faulheit :D) und ich beschloss einfach meine Isomatte und Schlafsack auszupacken und mir damit am nächsten Tag auch noch das Drama mit dem evtl. nassen Zelt zu sparen.
Ausserdem war der Shelter perfekt, um windgeschuetzt zu kochen und nachdem ich sogar den Luxus eines 'Badezimmers' nutzen konnte, schlief ich warm eingepackt und mit frischer Luft um die Nase ruckzuck ein.