Veröffentlicht: 16.08.2016
Hallo,
nach einem guten Monat hier in Bloemfontein gibt's jetzt mal einen Eintrag von mir.
Wir sind am 13.07.2016 mit Fly-Emirates von Hamburg über Dubai nach Johannesburg geflogen. Von dort aus ging es mit South African Airlines weiter nach Bloemfontein. Emirates verfügt natürlich über einige Bequemlichkeiten, wie einen kleinen Bildschirm an der Rückseite des Sitzes vor einem, samt Mediathek mit einer wirklich guten Auswahl an Musik (wie man an meinem Foto erkennen kann). Obwohl die Maschine von SAA mit nicht ganz so viel Reisekomfort auftrumpfen konnte, verlief auch dieser letzte Teil der Reise angenehm.
Von Bloemfontein aus wurden wir schließlich zu unserer Unterkunft gebracht. Der Wohnblock "JBM Annex" ist sehr gut ausgestattet. Wir haben eine gemeinsame Küche, sowie Heizkörper in jedem Zimmer, fließendes warmes Wasser und reichlich Platz. Außerdem ist es schön, auf dem Campus zu leben. Der Parkplatz vor unserem Haus, sowie die Ein-und Ausfahrten der Universität werden Tag und Nacht bewacht. Ich lebe zusammen mit 5 weiteren Studenten der Uni-Bremen, sowie 2 Studenten aus den Niederlanden und einem aus der Tschechischen Rebublik. Trotz der "hohen" Einwohnerzahl bietet die Unterkunft ausreichend Platz, um sich nicht in die Quere kommen zu müssen. Durch einiges Bemühen seitens der Uni hier sind wir auch schnell mit den anderen Internationals zusammengekommen. Das, was man am häufigsten zusammen macht, ist Grillen. Ich glaube ich habe in dem ersten Monat um die 8 Mal gegrillt. Man nennt das hier "Braaji", der einzige Unterschied ist aber, dass man nicht über Kohle, sondern über Holz grillt, und es keine Salatbeilagen gibt.
Das Leben auf dem Campus unterscheidet sich hingegen deutlich gegenüber Bremen. Weil viele Studenten hier leben, herrscht deutlich mehr "Kultur" auf dem Universitätsgelände. Hier gibt es mehrere Restaurants, einen Supermarkt, eine Kirche, Frisuere, Bücherläden und ich habe bestimmt noch was vergessen. Friseure und Bücherläden gibt es zwar in Bremen auch, doch die Einkaufsmöglichkeiten hier gehen an sich soweit, dass man den Campus eigentlich nicht verlassen müsste. Außerdem war ich bereits auf mehreren "Residential Parties", welche aber leider immer um 12 vorbei sein müssen. Ist wohl eine Vorschrift der Uni. Interessant fand ich, dass man auf jeder Party ein sichtlich anderes Bild geboten bekam. Je nach "Verbindung" (ich glaube das Wort ist nicht ganz zutreffend, Residentials sind sowas wie Wohnheime mit erweiterter Identitätsfunktion.. so würde ich das nennen) gibt es unterschiedliche Musik, Spielereien und Ähnliches. Außerdem findet man in vielen Residentials vorwiegend Menschen bestimmter Herkunft. Die "Clubkultur" ist aus meiner Sicht ähnlich wie in Europa. Es läuft ähnliche Musik und die Leute sind ähnlich besoffen.
Trotzdem bin ich wirklich beeindruckt von der Vielfalt an Menschen, die man hier so trifft. Dagegen kommt einem das Getummel in Bremen wirklich vor wie ein Einheitsbrei. Wenn man hier in den Supermarkt geht und gut hinhört, ist es nicht unwahrscheinlich, dass man an einem Tag vier oder mehr verschiedene Sprachen aufschnappt. Auch auf dem Campus leben viele Leute mit unterschiedlichen Gewohnheiten nebeneinander her. Diesen Kontrast zwischen Mainstream und Alternativos, den zumindest ich meiner Meinung nach hin und wieder in Deutschland mitbekomme, gibt es hier so gut wie nicht. Man lebt quasi als Nachbarn. Was im Zuge dessen jedoch häufig vorkommt, ist, dass sich einige Leute abgrenzen. Ich habe mir sagen lassen, dass das auch mit der Gegend hier (Freistaat) zu tun hat. Durch die Geschichte dieser Gegend ist es wohl dazu gekommen, dass es hier viele konservativ-christlich denkende Nachfahren der Buren gibt. In den Afrikaans-sprachigen Vorlesungen sitzen fast nur Weiße. Wohingegen es im restlichen Südafrika bereits Tendenzen gibt, Afrikaans als Hochschulsprache abzuschaffen, gibt es in Bloemfontein noch deutlich mehr Widerstand gegen dieses Vorhaben. Auch auf dem Campus sieht man viele Grüppchen, in denen sich ausschließlich Weiße zusammenfinden. Zusammen mit dem der Tatsache, dass deutlich weniger Leute hier Afrikaans sprechen, als beispielsweise Sesotho oder Zulu, ist das schon irgendwie n bisschen unsympatisch. Man erlebt aber auch das Gegenteil. Andere Verhalten sich eben auch super tolerant gegenüber allen Herkünften und Kulturen.
Die Betreuung für Studiums- und Wohnangelegenheiten ist hervorragend. Sämtliche Notwendigkeiten bezüglich Registrierung und Ähnlichem wurden uns ausgiebig erklärt und verliefen durchweg unkompliziert. Außerdem ist der Hausmeister schnell zur Stelle, falls es etwas zu reparieren gibt.
Allgemein lässt sich sagen, dass man auf dem Campus sehr gut leben kann, wenn man es sich leisten kann. Als Europäer profitiert man zusätzlich vom Wechselkurs, sodass alltägliche Güter wie Nahrung, Getränke oder Zigaretten sehr günstig werden. Eine Schachtel Zigaretten kostet umgerechnet ca. 2€.
Was mich nach dem ersten Monat am meisten begeistert hat, ist das Angebot an Nahrungsmitteln, Süßigkeiten und Softdrinks. Obwohl ich mir wirklich Mühe gegeben habe, konnte ich immernoch nicht alle Leckereien, die man in Europa nicht bekommt, durchprobieren. Das gesamte Angebot an "Fressalien" ist hier einfach ein wenig genussorientierter. Es gibt einen Haufen gelungener Kompositionen an Milchshakes, Limonaden, Fast-Food, Sea-Food und Ähnlichem. Sogar das Zigarettensortiment ist breiter und vielfältiger.
Ein weiterer Vorteil gegenüber Deutschland ist das Wetter. Wir sind jetzt kurz davor, den "Winter" überstanden zu haben. Winter heißt hier 24 Grad in der Sonne mit angenehm trockender Luft und leichtem Wind. Kann man aushalten!
An dieser Stelle schon mal n ordentliches Dankeschön an alle, die daran beteiligt waren, mir diese Reise zu ermöglichen. Ich verbringe hier eine super Zeit, und durch die Förderung des DAAD ist mein Alltag vom Stresslevel her überhaupt nicht mit heimischen Umständen zu vergleichen. Wenn da mal eben so gute 20 Stunden Arbeit die Woche wegfallen, dann merkt man das..