Veröffentlicht: 20.08.2019
Zwei Monate sind wir nun schon wieder zurück in Deutschland bei unseren Familien und Freunden. Eine wertvolle – wenn nicht die wertvollste – Erkenntnis des Reisens ist, dass es zuhause am schönsten ist. Dies nicht nur als Floskel zu hören, sondern selbst zu erfahren, hat uns mit sehr viel Zufriedenheit erfüllt. Dazu kommt, dass das Wiedersehen vertrauter Menschen unheimlich viel Spaß macht und das Essen sowie Wein und Bier einfach zu gut schmecken, um sich direkt an das Erstellen eines Blog-Eintrags zu setzen. Doch nun sind wir soweit und freuen uns, euch das letzte Land unserer knapp elfmonatigen Reise vorzustellen. Soviel vorab: Wir waren überwältigt!
Obwohl nur eine willkürlich gezogene Grenze die beiden Länder Usbekistan und Kirgistan trennt, kamen wir uns nach dem Grenzübertritt vor wie in einer anderen Welt: Statt weißer Chevrolet fahren in Kirgistan die deutschen Autos, denen wir in unserer Kindheit schon einmal begegnet sind. Von überall hat man Blick auf schneebedeckte Berge und selbst in größeren Städten kommt einem auf der Straße auch mal ein Reiter entgegen. Oder eine kleine Schafherde, die auf der Wiese vor dem Bankgebäude um den Geldautomaten herum grast. Die Menschen sind herzlich und aufgeschlossen und sehr interessiert an uns. Jeder versucht es mit ein paar Brocken Deutsch oder Englisch, auch wenn sich das oft auf "Volkswagen" und "Mercedes" beschränkt. Einige kommen von sich aus auf Matthias zu und bitten ihn, sie zu fotografieren – überrascht zögert er nicht lange.
Einen ersten tiefen Einblick ins Land bekommen wir auf dem Tierbazaar in Osh, der zweitgrößten Stadt des Landes. Hier werden jeden Sonntag Pferde, Kühe, Schafe und Ziegen ver- und gekauft. Viele Männer kommen jedoch auch einfach, um sich zu treffen, zu plaudern und zu fachsimpeln. Auf unserer Reise haben wir auch viele Männer getroffen, die auf dem Tierbazaar arbeiten: Früh morgens kaufen sie Tiere, um sie später am Vormittag für einen höheren Preis zu verkaufen. Wir wundern uns ein wenig, wie dieses System dauerhaft funktionieren und so viele Familien ernähren kann. Zumal sich gefühlt jeder im Land mit Weidetieren auskennt.
Lange hält es uns nicht in den Städten. Zu sehr lockt die Gebirgslandschaft, die sie umgibt. Dazu kommt, dass die Kirgisen noch bis in die jüngere Vergangenheit fast ausschließlich als Nomaden gelebt haben. Die Städte haben daher meist nicht besonders viel zu bieten und es gibt wenig historische Gebäude. Für uns kein Problem, das hatten wir in Usbekistan genug. Auf drei mehrtägigen Trekkingtouren erwandern wir verschiedene Regionen Kirgistans – zweimal mit und einmal ohne Guide, einmal mit dem Gepäck auf dem eigenen Rücken zweimal auf dem eines Packpferds und einmal sitzt Swenja auch selbst auf dem Pferd statt zu laufen. Die Kombination von schroffen Bergmassiven und der endlos scheinenden Weite der Hochweiden, die wie ein locker fallen gelassenes Samttuch wirken, haben wir so noch nie erlebt.
In unserer Zeit in Kirgistan konnten wir einen wohltuenden Mix zwischen entbehrungsreichen Tagen in den Bergen und erholsamen Wochen in den Tälern verbringen. Genau die richtige Mischung für die letzten Wochen unserer Reise. Doch für uns stand irgendwann fest: Wir wollen heim. Und wenn einen fünf- und siebenjährige Mädchen auf Löcher in den Schuhen und abstehende struppige Haare aufmerksam machen, wie es Matthias passiert ist, wird es wohl auch Zeit.
Hier sind wir. Und fühlen uns pudelwohl.