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Unser 1. (kurzes) Workaway

Veröffentlicht: 18.10.2021

27.9. Es regnet und wird auch nicht mehr aufhören heute. Wir packen unsere sieben Sachen und fahren direkt zu Cody und Tamuron, die oberhalb von Ashland auf einem Hügelrücken wohnen.

Beide begrüssen uns vor ihrem Zuhause, samt jungem rotem Tigerkater, der ihnen vor einem Tag zugelaufen ist. Cody ist 43 Jahre alt und arbeitet als DJ für klassische Musik beim lokalen Radiosender. Da er „nur“ samstags und sonntags voll arbeitet, hat er sozusagen ein 5-Tagewochenende. ;) Sein Sohn Tamuron ist jeweils von Montag bis Donnerstag bei ihm. Cody lebte in Deutschland und Kanada, liess sich dort zum klassischen Sänger ausbilden und ist sehr belesen und weltenoffen.

Er zeigt uns sein Haus, dass er von seinem Vater vor 2 Jahren geerbt hat. Das gesamte Grundstück besteht aus dem Wohnhaus, einer grossen Garage, einem Gemüse- und Cannabisgarten und einer eigenen Wasserquelle nebst viel Umschwung.

Wir beziehen das untere Kellerstockwerk mit eigenem Bad und viel Platz – üh, geht es uns gut!

Danach besprechen wir beim gemeinsamen Porridge-Frühstück wie wir uns in den nächsten Tagen nützlich machen können auf dem Grundstück.

Die Atmosphäre ist sehr entspannt und ein gegenseitiges Vertrauen sofort spürbar.

Cody’s Vater war ein Musiknarr und hat sich einen kulturellen Schatz angesammelt an Instrumenten, Kunst, Nippes, Büchern und vielem mehr. Ein herrlicher 70er Jahre Vibe, gepaart mit fremden Kulturen, einer Liebe zum Detail, die hie und da in einem Sammelsurium endet vibriert durch das gesamte Haus. Im Wohnhaus hat es einen „akustischen“ Musikraum und in der Garage ist nebst den Werkbänken ein Bandraum eingerichtet. Cody möchte dass wir uns um die Garage kümmern, alles abstauben und etwas Ordnung machen. Ausserdem sollen wir einmal für ihn kochen, das klingt fair und gut für uns!

Pro Tag arbeitet man als Workawayer in der Regel ca. 5 Stunden. Da es heute regnet füllen wir unser Zeitkonto schon einmal mit 7 Stunden und nehmen uns der einen Hälfte der Garage an.

Natürlich können wir es nicht lassen „nur“ abzustauben. Bevor wir zuhause aufgebrochen sind im Juli mussten wir so viel putzen und nutzten diese Phase auch um uns von viel Ballast zu trennen. Wir räumen also eine Ecke bis zum Boden raus, staubsaugen, wischen und stellen alles wieder zurück, nur arrangiert und mit etwas Logik (sprich: „alle Bohrer zu den Bohrern,..“)

Abends kocht Cody für uns. Wir duschen und geniessen die Ruhe und Ungestörtheit. Der kleine rote Tigerkater schläft bei uns und kuschelt sich eng an unseren Bauch oder Hals, schnurrt wie ein Aussenbootmotor und leckt uns mit seiner rauhen Zunge fast wund – nicht so erholsam, aber sooo süss.

28.9. Wir sollen einkaufen gehen in Ashland. Dabei werden wir auch gleich frühstücken und unsere Mails checken. Da ich seit drei Wochen meine Diskushernie wieder heftig spüre, die mir auf einen Nerv in der Schulter drückt - was mir permanente Schmerzen und Nervenstörungen verursacht - nutzen wir die Gelegenheit und ich besuche eine Walk Inn Klinik downtown. Nach der Untersuchung bekomme ich zwar keinen Depotshot, dafür „dasselbe“ Medikament in Pillenform – die Behandlung beginne ich noch am selben Tag!

Erst nach Mittag sind wir zurück. Cody möchte Pilze sammeln gehen. Wegen dem Regen könnten sich einige zeigen. Wir packen uns alle in seinen Jeep und legen uns auf Chanterelles-Lauer. Leider ohne Erfolg und nach ca. 1h gehen wir wieder heim.

Danach widmen Roman und ich uns wieder der Garage und richten die Bandraumecke ein. Es hat sooo viele Wahnsinnsgitarren, Bässe und Original Fehnder Röhrenverstärker – wir kommen aus dem Staunen nicht raus! Auch die Büchersammlung ist unglaublich: von fernöstlicher Philosophie zu Shakespeare ist alles da. Man könnte wohl mehrere Jahre hier verbringen und nur gute Bücher lesen… Am Ende sieht die eine Hälfte der Garage picobello aus. Wir sind stolz auf unsere Arbeit und glücklich, dass Cody zufrieden ist.

Gemeinsam machen wir eine Impromusiksession im Dachraum. Wir finden einander und erleben schöne musikalische Momente.

Heute kochen wir für die Beiden: Süsskartoffelstampf mit Korianderlimettenvinaigrette und Fleischeintopf mit Zimt. Es kommt gut an bei den kleinen und grossen Essern. (Auch der Tigerkater liebt den Kartoffelstampf heiss - diese Nacht schläft er aber draussen ;))

29.9. Zum Frühstück gibt es Apfelomeletten. Da wir so gute Arbeit geleistet haben findet Cody, dass wir heute gemeinsam das schöne Wetter geniessen könnten und schlägt einen Wanderung auf Mount Ashland vor. Von dort oben haben wir einen herrlichen Ausblick auf alle Seiten. Cody erklärt uns die Gegend, die Berge und die Pflanzen (er weiss unglaublich viel und kennt sich gut aus mit der hiesigen Flora). Auf dem Rückweg schläft Tam auf meiner Hand als Kissen ein.

Wir nehmen uns dem nächsten Teil der Garage an: Säge und Holzlager. Wir helfen ihm noch 2 alte Kühlschränke auf den Pick up zu hieven für die Entsorgung.

Später gibt es nochmals eine Jamsession und ein kleines Abendessen.

30.9. Eigentlich dachten wir, dass wir mit der Garage abgeschlossen hätten. Doch Cody ist so begeistert, dass er findet wir sollen noch weiterfahren. Halbmotiviert nehmen wir uns also der 3. Ecke an: Fahrräder, Anglermaterial en Masse, Climbing gear, Kickboxausrüstung und uralte Langlaufskis,… Sein Vater hatte alles! Nach 3 Stunden sieht aber auch diese Ecke akzeptabel aus und alles hat seinen Platz. Mission accomplished!

Wir waschen unsere Wäsche und widmen uns unserem Tagebuch in der Sonne. Es ist ein herrlicher Nachmittag und wir geniessen unsere freie Zeit. Heute wird noch ein guter Freund von Cody und seinem Vater zu Besuch kommen: Matthew. Gerade als Cody nach Ashland fährt um Tam seiner Mutter zu bringen, klingelt es und Matt steht vor der Türe. Der staunt nicht schlecht als zwei wildfremde Leute ihm die Tür öffnen und ihn hinein bitten. Die anfängliche Verunsicherung legt sich aber schnell und wir plaudern gemütlich auf der Terrasse bis Cody zurückkommt.

Roman und ich machen uns wieder in der Küche zu schaffen, so haben die Beiden Zeit sich auszutauschen. Das Abendessen fällt üppig aus und mit kugelrunden Bäuchen schleppen wir uns zu viert in die Garage um den Bandraum endlich zu testen!

Wir wechseln uns alle an allen Instrumenten ab und jammen was das Zeug hält.

In unserer letzten Nacht hier folgt uns der kleine Kater wieder aufs Bett. Er hat schon viel gelernt in den letzten Tagen und schläft ruhig zwischen uns. Es ist herrlich friedlich. 

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