Ein ganzes halbes Jahr Kanada
Ein ganzes halbes Jahr Kanada
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Andere Länder, andere Sitten

Veröffentlicht: 08.04.2019

There hasn't been a single day go by
That I haven't wondered what it would be like
If I could just stop thinking 'bout yesterday
'Cause I know all of my tomorrows start today

Sometimes I sit back and wonder
If a little temptation is all I really need
We're on a road that we've never been before
Where in the world will it end?

Now I'm face to face with my point of no return
I'm starting all over again

                                                                       SAGA


In diesem Eintrag möchte ich auf einige „Vorurteile“ (Dinge, die ich im Vorhinein gehört oder gelesen hatte) und kanadische Besonderheiten eingehen, die mir in den ersten Tagen hier aufgefallen sind. Dabei gilt das natürlich erstmal nur für Vancouver und Victoria. Weiter bin ich ja noch nicht rumgekommen.

1. Vancouver ist eine wunderschöne Stadt.

Nach meinen ersten beiden Tagen hier hatte ich dem vehement widersprochen. Ich fand die Stadt eng, laut, schmutzig, fühlte mich von den vielen Wolkenkratzern und Menschen eingesperrt. An meinem fünften (und letzten) Tag dort hatte ich meine Meinung vollkommen geändert, nachdem ich gefühlt die ganze Stadt zu Fuß abgelaufen hatte, viele Parks durchquert, die Strände entlanggelaufen war und auch ein paar (schöne) Wohnviertel gesehen hatte. Vancouver liegt am Meer, hat also einige nette Strände, gleichzeitig sieht man von praktisch überall die umliegenden Berge, es gibt wahnsinnig viele (gepflegte!) Parks und auch sonst ist die Stadt sehr grün und von außerhalb betrachtet ist die Skyline echt schön, besonders wenn sie sich im Wasser spiegelt. Ich möchte dort zwar nicht wohnen (zumindest nicht in Downtown), aber so insgesamt betrachtet ist die Stadt wunderschön. Zu diesem Schluss kam ich, als ich am Sonntagspätnachmittag am Rande des Stanley Parks auf einer Bank am Ufer des Vancouver Harbour saß, ein Keine-Ahnung-was-Wrap genoss (ich hab noch große Schwierigkeiten mit den Nahrungsmittelbezeichnungen…) und das glitzernde Wasser betrachtete, in dem sich die Hochhäuser und die Boote des Royal Vancouver Yacht Club spiegelten, und Wasserflugzeuge beim Starten und Landen beobachtete.

2. Kanadier sind sehr höfliche, freundliche und hilfsbereite Menschen

Stimmt. Sicher nicht alle, aber die meisten, die ich bisher getroffen habe, schon. Ihre Lieblingsphrasen sind auf jeden Fall „Sorry!“, „Excuse me!“ und „Thank you!“. Oh ja, und natürlich wird man dauernd „How are you?“ gefragt, worauf man höchstens mit „Fine.“ und natürlich der Gegenfrage antworten sollte. Dass sie sich immer und überall, auch wenn sie selber nicht schuld sind, entschuldigen, stimmt definitiv. Ich hab schon oft ein „Sorry.“ geerntet, wenn ich jemanden angerempelt hab, eigentlich ich im Weg stand oder die Leute auch nur im Ansatz dachten, sie würden mir im Weg stehen. Klappt spätestens, wenn man jemanden grimmig anschaut ;-) Allgemein wird man aber auf der Straße (gut, nicht unbedingt mitten im belebten Downtown) von den Leuten angelächelt und oft auch gegrüßt und in ein kurzes Gespräch (über das Wetter) verwickelt.
Die Leute stellen sich überall sehr geduldig und brav in einer Reihe an. Unter anderem an den Busstops – es gibt kein Gedrängel und es werden auch brav erst die Aussteigenden rausgelassen. Zumindest in Downtown Vancouver stehen die Leute auch lange an, um in die angesagten oder beliebten Restaurants zu kommen (auch mittags unter der Woche) – ich hab schon Schlangen mit 20+ Leuten gesehen!

3. Busse

Mein Lieblingsfortbewegungsmittel ;-) Naja, mittlerweile hab ich mich dran gewöhnt und finde auch meist die richtige Ausstiegshaltestelle. In vielen Bussen gibt es nur wenige der Stoppknöpfe, dafür aber „Stoppbänder“, die an den Wänden herum befestigt sind und für mich eher aussehen wie Notbremsen. Praktisch jeder, der aussteigt, bedankt sich beim Fahrer! Auch wenn man an der hinteren Tür aussteigt, schreit man einfach einmal quer durch den ganzen Bus „Thank you!“. Also wenn das normal ist, dann darf ich doch bitte auch im Flugzeug nach einer sanften Landung applaudieren, oder?

4. Ampeln

Die Ampeln sind... anders. Die für die Autos nicht unbedingt bzw. das weiß ich noch nicht so genau, da ich noch nicht selber Auto gefahren bin. Aber für die Fußgängerampeln braucht man fast eine Einweisung – die es auch gibt: siehe Foto, aufgenommen an einer Ampel in Downtown Vancouver, wo diese Schilder überall hängen. Man unterscheidet nämlich zwischen konstant-rote Hand (stehen bleiben), weißes laufendes Männchen (gehen; warum ist es eigentlich nicht grün???) und blinkend-rote Hand, meist mit Zeitangabe (du darfst gehen und hast noch …Sekunden Zeit).

5. Geld und Preise

Die Währung hier sind kanadische Dollar. Ein Dollar entspricht etwa 0,66€. Es gibt folgende Münzen: 5-Cent, 10-Cent, 25-Cent, 1-Dollar, 2-Dollar. Theoretisch gibt es auch 50-Cent-Münzen, aber die sind praktisch nicht mehr im Umlauf. Finde ich ganz gut, dann muss ich nicht noch mehr Münzen unterscheiden können. Ich werde nie verstehen, weshalb die Münzen nicht unterschiedlicher gestaltet sind (um Touristen zu ärgern?). Bis auf die 1-Dollar-Münze sind alle silber und die 5-Cent-Münze ist größer als die 10-Cent-Münze. Die Scheine (5-,10-,20-,50-,100-Dollar) sind größer als die Euroscheine und somit eigentlich zu lang für meinen Geldbeutel...
Seit 2013 gibt es keine 1-Cent-Münzen mehr, weshalb beim Bezahlen auf die nächste 5-Cent-Stufe auf- oder abgerundet wird.
Praktisch überall (Restaurants, Geschäfte) ist in den ausgezeichneten Preisen noch nicht die Mehrwertsteuer enthalten. Das muss man beim Bezahlen dann miteinkalkulieren. Es heißt immer, Lebensmittel in Kanada seien so teuer, aber wenn man die Münchner Preise gewohnt ist, fällt einem das gar nicht so auf ;-) Gut, man muss halt immer in Euro umrechnen, denn wenn man im Restaurant 24 Dollar (inkl. Trinkgeld) für ein normales Mittagessen mit einem Getränk bezahlt, kommt einem das schon teuer vor; das entspricht aber eigentlich nur 16 €. Wie das mit den Supermarktpreisen ist, werde ich erst noch so richtig herausfinden, wenn ich dann endlich mal einen Campervan habe und viel selber koche ;-)

6. Wasser

Das Leitungswasser ist zwar trinkbar, schmeckt in Vancouver und Victoria-Downtown (weiter hab ich es noch nicht probiert) aber furchtbar nach Chlor. In den Duschen im Hostel roch es immer wie im Schwimmbad ;-) Da ich das Wasser also höchstens gekocht als Tee trinken wollte, machte ich mich auf die Suche nach Mineralwasser in den Supermärkten. Dabei fand ich praktisch nur entmineralisiertes, also im Prinzip destilliertes Wasser! Hab’s gegoogelt, kann man trinken, hab ich auch ein paar Tage lang, aber auf Dauer finde ich das nicht so toll. In größeren Supermärkten findet man auch „normales“ Wasser, aber man muss ganz schön danach suchen bzw. oft kommt es dann aus Europa (S. Pellegrino, Evian,…) oder wurde von Nestlé abgefüllt. Beides keine Option für mich! Oder ich war bisher einfach in den falschen Läden…

7. Ein paar vertraute Sachen…

In Downtown stehen gefühlt an jeder Ecke die Zeugen Jehovas.
Es gibt zumindest in Vancouver sehr viele Obdachlose.
Vancouver ist sehr multikulturell; man sieht besonders auch viele asiatische Menschen. Das ist in der Innenstadt in München genauso, mit dem Unterschied, dass sie dort in den meisten Fällen Touristen sind, hier jedoch Einheimische.
Man findet einige Geschäfte bekannter Marken (gut, das ist irgendwie klar) und in den Supermärkten sind sehr viele europäische Marken vertreten (wie schon beim Wasser erwähnt). Ich traute meinen Augen kaum, als ich den ersten Lebensmittelladen betrat und direkt vor mir ein Regal mit Lindt-Osterhasen sah! Oder dann bei den Süßigkeiten Werther’s Original Sahnebonbons entdeckte.

Das war ein kurzer „Einschub“ in meinen Reisebericht. Das nächste Mal erzähle ich dann, wie es mir in Victoria ergangen ist. Und ihr werdet wieder mehr Fotos sehen ;-)

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