Ein ganzes halbes Jahr Kanada
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Alberta: Badlands, Dinosaurier, Cowboys

Veröffentlicht: 19.08.2019

Time stand still
I'm not looking back
But I want to look around me now
Time stand still
See more of the people
And the places that surround me now

Freeze this moment
A little bit longer
Make each sensation
A little bit stronger

                           Rush

Aus den kühlen, oftmals verregneten Rockies fuhr ich raus in die heißen Badlands Albertas. Nach Rocky Mountain House folgte ich dem Dinosaur Trail nach Drumheller. Drumheller ist sozusagen die „Dinosaurier-Hauptstadt“ Kanadas – ein Touristenmagnet ist der „World’s Largest Dinosaur“, in dessen Maul man hinaufsteigen und die Aussicht genießen kann. Dass diese Statue eines Tyrannosaurus Rex eigentlich 4,5-mal größer ist als sein vor Urzeiten lebendes Vorbild stört dabei niemanden. Die Landschaft auf der Strecke ist oft wirklich atemberaubend – besonders beeindruckend fand ich den Horsethief Canyon (siehe Fotos). Einen Zwischenstopp legte ich noch in Rowley ein, der Prairie Ghost Town – wirklich eine perfekte Geisterstadt, zumindest dann, wenn keine Touristen herumlaufen. Nach Drumheller ging es weiter zur Atlas Coal Mine Historic Site. Dort machte ich eine Tunnel Tour mit, was wirklich interessant war, weil ich mir alleine in dem Zugangstunnel schon die Arbeitsbedingungen in der Kohlemine ganz gut vorstellen konnte und froh war, dass ich dort nie arbeiten musste.

Und dann kam ich auch schon nach Calgary, wo ich 5 Tage in einem Airbnb verbrachte – endlich wieder in einem richtigen Bett schlafen. Allerdings hatte ich mich schon so ans Camping gewöhnt, dass ich mich in der ersten Nacht fast wieder zurück ins Auto wünschte. In Calgary schaute ich mir die Stadt (also Downtown) ein bisschen an, besuchte die Stampede und die Historical Village – vom Prinzip her sowas wie Barkerville, also auch ein lebendes Freilichtmuseum, hat aber natürlich eine andere Geschichte. Das Gelände ist sehr groß und es gibt dort verschieden Teil: eine Stadt, eine Ranch, ein Fort mit Indianersiedlung und einen Vergnügungspark. Alles ist von Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts. Man kann mit einer Dampfeisenbahn, mit Pferdekutschen und auch mit einem Schaufelraddampfer fahren. Calgary gefiel mir als Stadt schon sehr gut, aber besonders mochte ich es, dass sie irgendwie total im Stampede-Ausnahmezustand war. Überall sah man Leute mit Cowboyhut und/oder –stiefeln rumlaufen und es war überhaupt wahnsinnig viel los. Im Stampede-Gelände war ich zwei Tage lang, ich fand es großartig und mich störten die Menschenmassen überhaupt nicht. Im Prinzip ist das Ganze für mich eine Art Wiesn (Oktoberfest), nur ohne Bier (und –zelte), somit keinen Besoffenen (zumindest nicht bevor es Nacht ist), dafür mit Rodeo und sonstigen Cowboy-Veranstaltungen, Konzerten, mehr Essensauswahl und Cowboyhüten/-stiefeln statt Lederhosn/Dirndln. Es gibt eine Menge Fahrgeschäfte, noch mehr Schieß-/Spielstände, Essenstände, usw.; die First Nations sind mit einem eigenen Tipidorf vertreten, wo Kunsthandwerk angeboten wird und es auch Powwow-Veranstaltungen gibt. So wenig ich das Oktoberfest mag, so gerne mochte ich den Trubel dort. Und natürlich das Rodeo. Wenn man den Tierschutz und die Gefahr für die menschlichen Teilnehmer mal außen vor lässt, ist das einfach eine geniale Show. Der Moderator schaffte es durchgehend für eine super Stimmung zu sorgen, es wurde dauernd gute Rockmusik gespielt und das Publikum feuerte die Cowboys/Cowgirls an. Ach ja, am Anfang spielte die Stampede Showband die Nationalhymne und alle standen auf, nahmen den Hut ab und sangen mit. Gut, die ersten beiden Sachen machte ich auch, nur mitsingen konnte ich nicht, aber irgendwie hatte ich trotzdem das Gefühl dazuzugehören. Irgendwie schafften sie es (bei allen Veranstaltungen, bei denen ich war), ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen. Und obwohl ich immer ganz alleine unter vielen fremden Menschen war, fühlte ich mich auf der Stampede nie einsam. An meinem zweiten Abend dort ging ich noch zum Chuckwaggon Race (Planwagenrennen) mit anschließender Musik-/Tanzshow und Feuerwerk. Auch ein tolles Erlebnis.

Nach Calgary ging es dann auch schon weiter in die nächste Provinz: Saskatchewan. Aber vorher legte ich noch einen Stopp im Dinosaur Provincial Park ein, wo ich eine spannende Bustour mitmachte. Die Landschaft ist einfach unglaublich. Das sind die richtigen Badlands mit Canyon, Hoodoos, Kakteen und Klapperschlangen (von denen ich (leider?) keine sah). Jetzt weiß ich auch, warum die Badlands so heißen – weil man da im Sommer verreckt, kurz gesagt. Es war wirklich brutal heiß in der Sonne – und ja, wenn wir nicht im Bus fuhren, waren wir in der Sonne. Die Tour dauerte zwei Stunden und unser Guide erzählte viel Interessantes zum Park, über die Archäologen und Dinosaurier. Ein paar Mal durften wir aussteigen, Fotos von der Landschaft machen und Dinoknochen suchen (aber natürlich nicht mitnehmen). Und davon fand man wirklich viele! Nur kleine, klar, aber es ist schon cool, mal echte Dino-Fossilien vom Boden aufsammeln zu können, die da seit Millionen von Jahren rumliegen. Eigentlich sehen sie auf den ersten Blick aus wie Holz, sind aber viel schwerer.

Auf dem Weg durch Saskatchewan stoppte ich im Cypress Hills Interprovincial Park (tolle Landschaft!), in Fort Walsh, Moose Jaw und Regina. Von Regina hatte ich gehört, dass die Stadt nicht besonders schön bzw. langweilig ist und dem konnte ich in Bezug auf die Innenstadt auch zustimmen, aber es gibt schon ein paar schöne Flecken. Zum Beispiel den Wascana Center Park, das beeindruckende Legislative Building und das sehr informative Royal Saskatchewan Museum. Besonders spannend fand ich auch das RCMP Heritage Center. RCMP = Royal Canadian Mounted Police. Dort erfuhr ich endlich, was genau Mounties waren und heute noch sind und welche Aufgaben sie hatten/haben. Ich konnte auch an einer Bustour zum Depot teilnehmen, wo die Kadetten ausgebildet werden. In einem Film sah ich, was für eine harte Ausbildung sie durchlaufen müssen.

Der letzte spannende Stopp in Saskatchewan war für mich in Kennedy, einer verschlafenen Kleinstadt, zu der ich nur fuhr, weil dort ein Rodeo stattfand, wo ich unbedingt noch hinwollte, weil das in deutlich kleinerem Maßstab stattfand als in Calgary und ich so hoffte, näher dran zu sein am Geschehen (und den Cowboys ;-). Es gab erst eine putzige kleine Parade, dann ein Demolition Derby und abends schließlich das Rodeo, wo ich einen Platz auf der Tribüne direkt bei den Gattern erwischte, wo die ganzen Tiere und Cowboys waren. Und so konnte ich von Nahem die (größtenteils sehr attraktiven) Cowboys bei ihren Vorbereitungen und beim Umziehen beobachten ;-) War auch sehr interessant zu sehen, was so hinter der Kulisse abläuft, wie sie sich vorbereiten und wie die Tiere hin- und hergelotst werden.

Danach ging es auch schon weiter in die nächste (und vorletzte) Provinz dieses Roadtrips – Manitoba. Aber davon dann mehr im nächsten Eintrag.

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