Veröffentlicht: 25.05.2024
Freunde der untergehenden Sonne,
ich freue mich sehr euch wieder ein Update zu schreiben! Ich habe mich in den letzten Tagen ein wenig von der Reise und den täglichen Touren erholen müssen und habe es genossen einfach ein wenig Ruhe zu haben. Ich habe mich dafür sogar in einem kleinen Wellnesszentrum bzw. den wohl schönsten Hot Pools auf der Südinsel eingemietet. Für eure Orientierung: Ich bin wieder in Christchurch und habe Fridolin-Christopher gestern von der Reparatur der Beule wieder geholt. Nun ist er wieder in ursprünglichem Zustand und erfreut sich seines Camping-Daseins. Während der Tage der Reparatur habe ich in Sophias Van geschlafen und es ausgenutzt, dass sie ein Netflix-Konto hat welches sie auf der Arbeit nicht braucht. Kurz gesagt ich habe die letzten 4 Tage Wellness und Netflix gesuchtelt. Jetzt bin ich wieder ausgeruht genug für neue Abenteuer und auch um euch alle meine letzten Tage zu zeigen.
Ich hatte euch ja bereits von meinem Zwischenstopp in Wanaka berichtet und auch, dass ich mir spontan einen Skydive gebucht habe. Ich habe ein Talent dafür mir Hobbies auszusuchen, die ziemlich teuer und auch zeitintensiv sind. Daher hatte ich ein wenig Angst, dass mich dieser Sprung in ein weiteres dieser Hobbies ziehen könnte. Für einen Sprung aus 15.000 Fuß oder lieber 4572 Meter habe ich 270 Euro bezahlt - nicht wirklich ein Schnäppchen aber auch diese Aktivität stand schon immer auf meiner Bucketliste an Dingen, die ich in meinem Leben mal gemacht haben möchte.
An dem Tag des Sprungs habe ich ausgeschlafen, in Ruhe gefrühstückt und mich dann mit ein paar Zwischenstopps für Lebensmittel und Wanderzubehör und einem besonderen Stopp auf einer Lavendelfarm zum Kleinflughafen in Wanaka aufgemacht. Hier war ich mal wieder viel zu früh dran. Das war allerdings sehr von Vorteil, da mich die junge Dame an der Rezeption für einen früheren Flug einteile konnte und ich somit eine Stunde früher als geplant geflogen bin. Da ich mir für diesen Tag zusätzlich in den Kopf gesetzt hatte wandern zu gehen und mir den Sonnenuntergang von der Isthmus Peak anzuschauen kam mir das sehr gelegen. Der Sprung wird mit einem Instructor ausgeführt, den das Unternehmen in allen Beschreibungen und Sicherheitsunterweisungen den "Lovely Stranger" nennt. Das ist ziemlich niedlich und ich mag diese Idee sehr. Mein persönlicher "Lovely Stranger" an diesem Tag war Jason. Ein sehr freundlicher und wirklich kompetenter Kiwi, der mir ein großes Gefühl von Sicherheit gegeben hat. Nach einer Sicherheitsunterweisung und dem Anlegen der Ausrüstung (Overall, Harness, Mütze und Brille) ging es auch schon ab ins Flugzeug. Darauf habe ich mich ebenfalls sehr gefreut, da ich extra den schönsten Tag ausgesucht habe, um die Aussicht genießen zu können. Und es hat sich sowas von gelohnt, denn ich konnte die gesamte Bergkette bewundern: Mount Cook, Mount Aspiring und auch die anderen Gipfel. Besonders cool war für mich, dass ich auch den Gipfel sehen konnte, den ich ein paar Stunden später für den Sonnenuntergang besteigen wollte. Ich würde euch gerne Fotos zeigen, aber für Extra-Fotos und Videos hätte ich weitere 250 Dollar zahlen müssen und diese habe ich lieber in die Länge meines Sprungs investiert. Ich war die einzige, die in dieser Maschine aus 15.000 Fuß gesprungen ist und auch die einzige, die keine Fotos und Videos von meinem Sprung haben wollte. Und ich muss sagen, dass ich diese Entscheidung keine Sekunde bereue - weder beim Sprung noch jetzt im Nachhinein. Ich konnte alles ohne Ablenkung genießen und mich voll auf das Gefühl und den unfassbar tollen Ausblick konzentrieren.
Sobald die Springhöhe erreicht war, hat mich Jason mit an die Öffnung des Flugzeugs gezogen und dann kam der Sprung ins absolute Nichts. Ein Gefühl das schwierig zu beschreiben ist aber es fühlte sich für mich so an, als gäbe es kein oben und unten mehr; kein vor oder zurück; kein schnell und auch kein langsam. Das Berauschende Gefühl des Fallens mischt sich mit dem Druck im Kopf, da die Kräfte beim Drehen und Fallen einen auseinander ziehen zu scheinen und doch irgendwie alles auf einen einprasselt und der Körper zusammengedrückt wird. Sobald Jason uns beide stabilisiert hat und ich die Hände ausstrecken durfte war dieses Alles und Nichts Gefühl verschwunden und es fühlte sich an, als würde ich auf einer alten dicken Spormatte liegen, die aus Wasser besteht und von oben würden immer wieder meine Arme und Beine nach unten gedrückt werden. Ein Gefühl des Fallens - aber kontrolliert. Ich habe gelacht und gejohlt durch das Dopamin und Adrenalin, dass durch meinen Körper gepumpt wurde und den Ausblick sowas von genossen. Der Fall hat ca. eine Minute gedauert und dann wurde der Fallschirm gezogen. Dieses Gefühl fad ich nicht sonderlich cool, da es einen echt heftigen Ruck durch meinen Körper geschickt hat und dieses abrupte Abbremsen hat sich ein wenig angefühlt als wäre ich mit meinem Fahrrad bei voller Geschwindigkeit in eine Wand gefahren. (Also nicht, dass mir das passiert wäre aber so stelle ich es mir vor. :D )
Das gleiten mit dem Fallschirm hat sich okay angefühlt aber wirklich begeistert hat es mich nicht - auch wenn ich den Schirm auch für einige Meter selbst lenken durfte. Insbesondere die Kurven und das Gefühl meines Kopfes und meiner Eingeweide fand ich nicht sonderlich vergnüglich.
Alles in allem eine wahnsinnig coole Erfahrung, die ich aber wahrscheinlich kein zweites Mal mache, da es mir zu teuer ist dafür, dass ich das Gefühl aus einem Flugzeug zu springen nun kenne und eigentlich nur das Springen und den Beginn vom Fallen cool fand. Jason hat auf jeden Fall einen super Job gemacht.
Nachdem ich mir dann noch einen Snack gegönnt habe, bin ich direkt weitergefahren zum Wanderparkplatz um mich möglichst fix an den Aufstieg zu machen, da es bereits Nachmittag war und ich den Sonnenuntergang nicht verpassen wollte. Da ich den Track noch nie gelaufen bin habe ich mir außerdem gedacht, dass ich diesen so beurteilen kann ob dieser auch im Dunkeln wieder abgestiegen werden kann oder ob ich lieber rechtzeitig umdrehen sollte, da der Track im Dunkeln zu schwierig wäre. Zu meinem Glück ist der Track aber gleichzeitig auch ein Weg für geführte Jagdtouren und daher ähnlich einem befahrenen Waldweg.
Das Stück Land auf dem ich mich befand wird auch nicht ohne Grund als geführte Jagdtour angeboten. Ich habe hier einiges an Wild gesehen - sowohl im Hellen als auch im dunkeln.
Ich habe auf meinem Weg unteranderem auch die geführte Jagdtruppe in ihrem aufgemotzten Golfkart gesehen und habe mich ein wenig verquatscht, weshalb ich mich am Ende etwas beeilen musste, damit ich den Sonnenuntergang auch wirklich noch mitbekomme. Sobald die Höhenmeter erklommen waren ging es dann auf dem Bergrücken ein wenig entlang um bis zum eigentlichen Gipfel zu kommen. Auf diesem Grad zu laufen während die Sonne unterging war wirklich ein tollen Gefühl.
So viele tolle Farben am Himmel und ich konnte diese alle von dort oben sehen. Da ich alleine war, war auch das Gefühl bzw. die Stimmung auf dem Gipfel wirklich etwas besonderes.
Beim Abstieg habe ich mich mal wieder darüber gefreut, dass Neuseeland keine gefährlichen Raubtiere hat und ich auf meinem Abstieg weder von einem Bär, einem Wolf oder einem Puma aufgefressen werde. Besonders froh war ich darüber, als ich mit meiner Stirnlampe den Weg beleuchtet habe und mir plötzlich 6 gelbe Augen entgegenstarrten - das war das Wild, dass ich im hellen auch schon begutachten konnte.
Nach dieser tollen Wanderung bin ich dann zu meinem Nachtlager gefahren, habe geduscht und bin nach so einem aufregenden Tag einfach nur noch ins Bett gefallen.
Fühlt euch gedrückt,
Eure Britta