Wolfgang Zander
Wolfgang Zander
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SLOWENIEN (7/10) - Ein kleiner Abstecher nur nach Ptuj

Veröffentlicht: 29.03.2021

Als kleines Zwischenspiel gibt sich dieser kurze Abstecher nach Ptuj, das etwas mehr als eine halbe Stunde mit der Bahn von Maribor entfernt liegt und in provinziell anmutender Weise recht nett und beschaulich auf mich wirkte. Als ein Leben lang sich Flüssen verbunden Fühlender bin ich von der an dieser Stelle sehr mächtig vorbeiströmenden Drau natürlich besonders beeindruckt gewesen. Sehr bald allerdings hatte ich an diesem Vormittag die Stadt abgeklappert und bin zu Mittag bereits an diesem Montag mit dem Zug nach Maribor zurückgefahren.

Seltsam Surreales aber sollte ich während dieser Zugfahrt dann zu beobachten genötigt sein, als im hinteren Teil des hellgrünen, aus der Tito-Ära stammenden Triebwagens der einzige Fahrgast außer mir sich von seinem Platz erhob und durch den Waggon zu spazieren begann. Eine außerordentlich groß gewachsene, sehr schlanke und durchaus reizvolle, junge Dame, die keine 20 noch gewesen sein mochte, wechselte nun den Platz und zog eiligst, etwas aufgebracht wirkend den dunkelblauen Vorhang an ihrem nunmehr eingenommenen Fensterplatz zu. Einen Strohhut mit beträchtlichem Durchmesser trug die Dame und eine riesengroße Sonnenbrille, die ihr ganzes Gesicht fast verdeckte, während sie nun gleich wieder aufsprang, einen anderen Platz einnahm, um den dunkelblauen Vorhang dort ebenso aufgebracht vors Fenster zu ziehen. Wieder und wieder, in einem Intervall von vielleicht 30 Sekunden bis maximal etwa zwei Minuten wechselte sie Sitzplatz um Sitzplatz, zog immer durchgedrehter die Vorhänge dann zu, und nicht lange dauerte es, bis der Zug fast völlig verdunkelt war und an meinem Platz damit die letzte Möglichkeit bestand, beim Fenster noch hinauszuschauen. - Ob die großgewachsene Schlanke, sehr reizvolle Junge sich nun zu mir setzen würde, um restlos den Fahrgastraum des Zuges an meinem Fensterplatz zu verdunkeln, fragte ich mich, während ich angestrengt die an mir vorbeiziehende Landschaft des Dravsko polje, des Draufeldes auf Deutsch, zu betrachten versuchte. Idioten wohlgemerkt, die schwach an dieser Stelle hier werden könnten, hätten sich das vielleicht gewünscht. Auf mich jedenfalls wirkte die Szenerie gespenstisch und froh war ich, als der Zug dann in Maribor anhielt, wo ich ausstieg und die außerordentlich groß gewachsene, sehr schlanke und durchaus reizvolle, junge Dame im Schattenreich meiner Reiseerinnerung verschwinden lassen konnte. 

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