Geduld und Deo

Wahnsinn in einer so großen millionen Metropole vergeht die Zeit doppelt so schnell und trotzdem braucht man sehr sehr sehr viel Geduld und Deo :)

Öffentliche Transportmittel, anstehen beim Essen, sich durchschlagen auf den Straßen, alles dauert.... und trotzdem ist jeder in Eile. Die Art und Weise wie sich die Chinesen hier fortbewegen und im öffentlichen Bereich verhalten ist für einen Europäer wirklich schwer zu verstehen. Um etwas weniger als sowieso schon auf zu fallen sollte man sich jedoch an einige Grundregeln halten: Wenn es rot ist geht man über die Straße, wenn sich U-Bahn Türen öffnen stürmen alle unbedingt gleichzeitig rein und raus und wenn eine alte Dame in den Bus steigt darf man ihr auf keinen Fall den Platz anbieten. Außerdem sollte man den ganzen Tag in sein Handy starren und auf gar keinen Fall auf seine Umwelt geschweige denn auf seine Mitmenschen achten. Rotzen, spucken und laut telefonieren sind gerne gesehen.... Also alles etwas anders als bei uns aber ich bin dabei mich anzupassen :) 

Langsam aber sicher gewinne ich die Stadt für mich. Ich laufe viel oder nehme den Bus, damit ich die Orientierung für die Stadt finde. Es gibt unzählige Straßen die "westlich" geschrieben völlig anders heißen als in der chinesischen Sprache. Google maps ist hier mein bester Freund! Damit ich mein Handy jedoch uneingeschränkt nutzen kann musste ich mir einen VPN-Client herunterladen der meinem Handy vorgibt ich sei immer noch in Deutschland. Alles was wir aus dem Internet kennen ist hier in China nämlich gesperrt. Das heisst kein Facebook, kein Google, kein Maps keine "westlichen" Internetseite.... 

Leider hat sich die Wohnungssuche als doch nicht ganz so einfach wie geplant herausgestellt. Es gibt unzählige Seiten, Agenturen, Posts und Angebote. Sobald eine Wohnung online steht, ist größte Eile geboten. Zwei Mal kam ich pünktlich wie abgemacht in die Wohnung um gesagt zu bekommen, dass das Zimmer gerade schon vermietet wurde. Zudem braucht man Glück, dass die Wohnung am Ende genauso aussieht wie auf den Bildern im Internet. Da Mrs. Heiß natürlich alles auf einmal haben will (gute Lage, nette Mitbewohner, schöne Wohnung, helles Zimmer) gestaltet sich die ganze Angelegenheit also etwas komplizierter. Und so habe ich mir bis gestern Abend 9 Wohnungen angesehen. Immer wieder das gleiche Spiel. Zimmer online gesehen. Agentur kontaktiert. Termin ausgemacht. Durch Shanghai gedüst, Wohnung kurz besichtigt (ohne einen der Mitbewohner kennen zu lernen), "Danke" und "Ich melde mich" sagen und dann weiter zur nächsten Wohnung. Das geht dann so lange bis man die Wohnungen alle gar nicht mehr unterscheiden kann und völlig überfordert im falschen Bus sitzt....

Bei zwei Wohnungen hatte ich jedoch ein sehr gutes Gefühl. Wohnung 1 befindet sich in der Panyu lu 222 (für alle die nachsehen wollen wo das ist). Eine WG bestehend aus 8 jungen Leuten. Die Wohnung ist im 18. Stock, sehr groß und die Mitbewohner, die ich diesmal kennenlernen durfte, waren echt nett. Der Haken war, dass das Zimmer das ich besichtigten wollte leider abgesperrt und die aktuelle Mieterin in der Arbeit war. Trotzdem sahen die Bilder super aus und ich habe mich in der Wohnung gleich wohl gefühlt. Leider gab es noch andere Anwärter und die WG wollte sich noch nicht festlegen. 

Gestern Abend kam ich dann in Wohnungsfavorit Nr. 2. Aktuell bewohnt von Florian aus Münster der sich zum 1.10 wieder Richtung Heimat aufmacht. Die Wohnung ist in der Zhenning road 123 (sehr beliebte und schöne Gegend). Sie befindet sich im 12. Stock. eine 5er WG (leider konnte ich keinen von den anderen kennenlernen). Das Zimmer und die Wohnung waren jedoch super hell und haben einen tollen Ausblick. Außerdem hat das Zimmer einen privaten Ausgang auf einen Balkon von dem aus die Skyline von Shanghai aufleuchtet. Ich habe direkt eine Zusage für die Wohnung bekommen. 

Tja was nun tun. Nette Leute vs gute Lage. Zimmer das ich noch nicht gesehen habe vs Zimmer mit Balkon..... Ich kann mich natürlich nicht entscheiden, werde aber heute nach der Arbeit nochmal in die 8er WG fahren und erfühlen was der Bauch dann sagt. Ich möchte einfach langsam wissen wo mein Platz für die nächste Zeit sein wird....

Nun zu Stepping Stones. Mein erster Tag war sehr schön. Ich wurde herzlich empfangen. Das Büro ist ganz locker und offen gestaltet. Es arbeiten zudem unzählige Volontäre und Praktikanten aus aller Welt hier zusammen. Da ich jedoch die einzige bin die volle 4 Tage hier arbeiten wird, wurde ich der Chefin der Organisation Corinne zugeteilt. Sie war gestern noch sehr beschäftig aber ich habe heute ein Meeting mit ihr und werde dann erfahren worin ich mich engagieren darf. Aber ich freue mich sehr auf die Arbeit. 

Alles in allem komme ich also langsam aber sicher an, habe viele nette Leute gefunden und erkämpfe mir einen Alltag in der Metropole. nächste Woche ist die golden week, eine Woche Ferien :) da gehts dann aufs Land nach Chengdu, eine alte Tempelstadt in den Bergen. Ich darf mich also auf frische Luft, Tempel, Natur und Pandas freuen!