Veröffentlicht: 02.10.2023
Don Currys Reise scheiterte in diesem Jahr auf eklatante Weise. Statt wie an einer Perlenkette alle drei geografisch und geschichtlich miteinander verbundenen Staaten des Südkaukasus nacheinander besuchen zu können, verweigerte ihm (und allen anderen Pkw-Fahrern) Aserbaidschan den Grenzübertritt. Trotz sorgfältiger Vorbereitung und Planung - er hatte nicht nur ein aktuelles Visum und eine notarielle Erlaubnis zum Mitführen des georgischen Mietwagens besorgt - machte ihm bereits der georgische Grenzer klar, dass das Nachbarland mal wieder ohne Angaben von Gründen alle Grenzen dicht gemacht hatte. So schaute Don Curry damals fassungslos und traurig auf ein Land, das ihn nicht wollte. Er kehrte um, und nutzte die ursprünglich für Aserbai8dschan verplanten Tage, um Georgien noch besser und etwas geruhsamer kennenlernen zu können. Das sollte er nicht bereuen...
Doch bereits in jenen Tagen erwuchs aus einem Gemisch von Enttäuschung und Empörung der Plan, sich so leicht nicht abspeisen zu lassen. Wenn Aserbaidschan meinte, durch willkürliche Grenzschließungen Don Curry draußen lassen zu können, dann kannte dieses Land Don Curry aber schlecht: der nahm einfach noch einmal Anlauf, um die Grenzen im zweiten Versuch zu überwinden - diesmal von oben!
Zum ersten Mal bekam eine Reise von Don Curry einen Nachschlag. Wobei der heutige Neubeginn in fast schon erschreckender Weise dem desaströsen Beginn des ersten Reiseteils glich, ihn in einigen Punkten sogar noch übertraf. Bereits gestern hatte Don Curry nicht nur Reisetasche und Rucksack gepackt, sondern schon im Auto verstaut, um problemlos rechtzeitig zum Flughafen Hamburg starten zu können. Doch kurz bevor er gegen 11:30 Uhr losfahren wollte, kam eine Mail von Turkish Airlines herein, dass sich der Abflug der gebuchten Maschine um 40 Minuten verzögern würde. Genauso hatte das Drama beim Aufbruch nach Georgien auch begonnen, allerdings erst nach Eintreffen am Flughafen. Don Curry hatte diesmal für sich einen Lernfortschritt erzielt und bewusst die Flüge so gebucht, dass die Umsteigezeit statt knapper 60 Minuten nun satte 150 Minuten betragen würde. Deswegen schreckte ihn die Nachricht der Fluggesellschaft wenig, ermöglichte ihm sogar eine spürbar entspanntere Anreise.
Statt eines Valet-Services für sein Auto mit Schlüsselabgabe, buchte er diesmal einen Parkplatz bei einem privaten Anbieter, der zugleich den Shuttle-Service zum Flughafen ermöglichte. Der Parkplatz liegt zwar hinter einem Restaurant in Norderstedt, von dort gibt es aber maximal 10 Minuten Anfahrtszeit zum Abflug-Terminal des Flughafens. Problemlos fand Don Curry den angegebenen Ort und nahm den fast restlos mit Autos gefüllten Platz als gutes Zeichen für die Seriosität dieses Anbieters. Gleichzeitig mit seiner Ankunft beim Parkplatz erreichte ihn eine weitere Mail von Turkish Airlines: die Verspätung betrage nun 60 Minuten. Kein Problem, dachte er, und ließ sich zum Flughafen transportieren. Sein Fahrer entpuppte sich als Besitzer des Restaurants am Parkplatz und erzählte Don Curry, wie ihm während der Corona-Zeit die Idee kam, zusätzlich zum Gastronomiebetrieb sich ein krisensichereres zusätzliches kommerzielles Standbein aufzubauen. So begann er, das ungenutzte verwilderte Gelände hinter dem Restaurantparkplatz zu planieren und als Abstellfläche für die Fahrzeuge Reisender herzurichten. Ganz so einfach lassen sich derartige Geistesblitze in Deutschland allerdings nicht umsetzen: er musste nicht nur dieses zusätzliche Gewerbe offiziell anmelden, sondern auch einen Taxiführerschein machen und ein Fahrzeug ausschließlich für den Shuttle-Service anschaffen. Doch inzwischen läuft das Geschäft ganz gut, und manchmal kann er Parkplatzkunden sogar überreden, vor der Fahrt zum Flughafen noch in seinem Restaurant einzukehren.
Don Curry gehörte allerdings nicht dazu, denn trotz der wachsenden Verspätung wollte er möglichst schnell die Flughafenformalitäten hinter sich bringen, um zumindest das Seinige für einen guten und planmäßigen Reiseverlauf getan zu haben. Am CheckIn-Schalter erwartete ihn die Nachricht, dass die vermutliche Verspätungszeit auf 75 Minuten angewachsen sei. Doch heute hätten sämtliche Flüge von und nach Istanbul Verspätung, versuchte ihn die CheckIn-Frau mit Hinblick auf seinen Anschlussflug zu trösten und wies ihm währenddessen ohne jene Nachfrage extrem schlechte Sitzplätze zu: bei beiden Flügen den Mittelplatz einer Dreierreihe im hinteren Flugzeugbereich. Don Curry fühlte sich weder durch die Verspätungsinformation noch durch die Sitzplatzvergabe in irgendeiner Form getröstet. Heute schien sich so ganz allmählich ein neuer Spitzenkandidat in der Kategorie "schlimmste Anreise" aufzubauen...
Als Don Curry das Gate erreichte, erwartete ihn eine sehr große Menschenmenge. Denn außer den Passagieren seines Fluges saßen dort auch noch die Passagiere jenes Istanbul-Fluges, der bereits vor drei Stunden hätte starten sollen. Für die begann aber bald das Boarding, und als rechtzeitig vor seiner verspäteten Abflugzeit - inzwischen 105 Minuten - der betreffende Flieger von Turkish Airlines in Hamburg landete und am Gate andockte, schien das Schlimmste überstanden zu sein. Don Curry sollte sich täuschen. Kurz nachdem die Lautsprecher den baldigen Beginn des Boardings für Don Curry ankündigten, erfolgte eine weitere Durchsage: "Entschuldigung! Wegen des hohen Flugaufkommens verspätet sich der Abflug der Turkish Airlines-Maschine um weitere 60 Minuten." Nun war endgültig Don Currys großzügig gedachter Zwischenlandungspuffer aufgebraucht. Würde er also abermals auf dem Istanbuler Flughafen stranden?
Mit gut 3 Stunden Verspätung startete schließlich der Flug nach Istanbul, mit über drei Stunden Verspätung landete er dort. Don Curry erlebte nun einen Flughafen im Ausnahmezustand: auf der Anzeigetafel konnte er erkennen, dass rund 90% der Flüge mindestens 3, teilweise bis zu 8 Stunden Verspätung hatten; einige waren sogar komplett gestrichen worden. Der Flug nach Baku stand für 1:40 Uhr auf der Tafel, also mit fast 4 Stunden Verspätung. Genausoviel Zeit hatte Don Curry nun im wohlbekannten Flughafen Istanbul, um die beginnende Nacht dort zu verbringen. Aber würde es bei den 4 Stunden bleiben? Als Don Curry die Homepage von Turkish Airlines kontrollierte, stand dort sein Flug mit einer Abflugzeit von 4:45 Uhr, nochmals 3 Stunden später. Als Don Curry sich dem zentralen Bereich des riesigen Airports näherte, entdeckte er dort eine gewaltige Menschenschlange. Hier befand sich der Umbuchungsschalter bei Flugausfällen oder Verspätungen; hier hatte Don Curry vor einigen Wochen 5 Minuten angestanden, um sich einen neuen Flug nach Tbilisi buchen zulassen, nachdem er in Istanbul gestrandet war. Heute war die Schlange der Umbuchungswilligen mindestens 100 Meter lang. Wie lange würde man hier anstehen müssen, um endlich klären zu können, wann und wie es für einen weitergeht?
Don Curry zeigte sich extrem erleichtert, dass ihm zumindest dieses Schicksal erspart blieb. Er schlenderte noch etwas durch die wohlvertrauten Hallen des Flughafens, gönnte sich einen Memphis-BBQ-Burger in einem Ableger seiner Lieblings-Burgerkette "Carls, jr" und suchte eine der beiden Oasen auf, um auf den dortigen Liegestühlen die Zeit möglichst angenehm verrinnen zu lassen. Als 90 Minuten vor Abflug das Gate bekannt gegeben wurde, lag es tatsächlich wieder einmal direkt neben der gewählten Ruheoase. Don Curry genoss das Quäntchen Glück in all dem Schlamassel. Seine erste Nacht in der Ferienwohnung in Baku hatte er noch fristgerecht stornieren können; schließlich würde er diese Nacht im Flughafen bzw. im Flugzeug verbringen.
Dieses startete tatsächlich um 1:40 Uhr mit 4 Stunden Verspätung, flog aber erstaunlicherweise so langsam, dass es mit 5 Stunden Verspätung in Baku landete. Don Curry fühlte sich während des Flugs furchtbar eingezwängt zwischen zwei Herren mit ähnlicher Statur, verzichtete auf die Köfte mitten in der Nacht und erreichte höchstens etwas Sekundenschlaf, während einer der Nachbarn selig schnarchte.
Noch im Dunkeln kam das Flugzeug in Baku an, im Dunkeln lag aber auch Don Currys Zukunft: Würde ihm heute die Einreise nach Aserbaidschan gelingen? Würden die armenischen Stempel im Reisepass für Probleme sorgen? Würde er nach dieser strapaziösen Anreise noch die Kraft haben, notfalls die Reise zurück nach Istanbul oder sonstwohin zu organisieren? Voll innerer Spannung wartete er, bis er bei der Passkontrolle dran war. Eine junge Aserbaidschanerin lächelte ihm entgegen. "Ah, Sie sind aus Deutschland", sagte sie in gutem Deutsch, als sie seinen Reisepass begutachtete, "das freut mich! Schauen Sie bitte in die Kamera!" Don Curry tat wie geheißen. Sie stempelte eifrig. "Herzlich willkomen in Aserbaidschan! Ich wünsche Ihnen einen guten Aufenthalt!° - Selten ist Don Curry so freundlich und so problemlos in ein Land eingereist. Ob die aserbaidschanische Regierung heimlich seinen Reiseblog gelesen hat und Wiedergutmachung leisten wollte?
Don Curry war drin! Don Curry war in Aserbaidschan! All die Strapazen der Anreise schienen plötzlich bedeutungslos. Als seine Reisetasche als dritte bei der Gepäckausgabe ausgespuckt wurde, wuchs Don Curry Freude noch etwas weiter, und durch die großen Glasflächen des architektonisch eindrucksvoll gestalteten Flughafens von Baku fiel das erste Licht des neuen Tages. Jetzt noch schnell den Mietwagen abholen, und das Abenteuer "Baku" konnte beginnen.
Don Curry hatte sein Auto über Opodo bei einem Vermieter namens "Surprise" gebucht - ein Wort, das sowohl in englischer wie in französischer Sprache "Überraschung" bedeutet. Zu recht, sollte Don Curry bald wissen. Laut Buchungsunterlagen würde es im Flughafenterminal ein Büro des Vermieters geben, wo Don Curry alles weitere klären könne. Baku hat sicherlich einen schönen Flughafen, aber keinen besonders großen. Die Ankunftshalle gestaltete sich recht übersichtlich: mehrere Geldautomaten und Wechselstuben, kleine Büros einiger Fluglinien, eine Touristeninformation und die Schalter der üblichen Vermieter Avis und Hertz. Von Surprise keine Spur. Also ging Don Curry zum Hertz-Schalter, der gerade keine Kunden hatte. "Nein, die haben hier kein Büro; die müsse er anrufen", lautete die etwas patzige Antwort auf Don Currys Frage. Sicherheitshalber schaute Don Curry noch auf dem Platz vor dem Terminal nach, doch dort gab es nur ein Café und ein Vermittlungsbüro für Taxifahrten. Also wählte Don Curry die in seinen Unterlagen vorhandene aserbaidschanische Telefonnummer. In schwer verständlichem Englisch machte eine Männerstime klar, dass das Büro im Flughafenterminal sei; er solle zu ihm kommen. Okay, also wieder zurück! Leider gehört auch Baku zu jenen Flughäfen, bei denen man die Sicherheitskontrolle bereits beim Betreten des Terminals absolvieren muss. Also musste Don Curry durch die volle Kontrolle mit Gepäckdurchleuchtung und Körperscanner. Beim zweiten Begutachten des Terminals fand Don Curry abermals kein Surprise-Büro. Drohte ihm hier etwa eine ziemlich böse Überraschung? Fragend wandte er sich an die Touristeninformation. Hilfesuchend wandte die sich an die Hertz-Mitarbeiterin, die Don Curry gerade erklären wollte, er müsse dort anrufen, als der schnell erwiderte, das sei bereits geschehen und es müsse ein Büro im Terminal geben. Missmutig antwortete die, er solle es mal bei "Green Motion" versuchen und wies auf einen Schreibtisch, der recht unscheinbar unter einem Treppenaufgang postiert war und mit dem grünen Schild "Green Motion" für "Rental Cars Baku" warb. Der dortige Mitarbeiter befand sich gerade im Kundengespräch, so dass sich Don Curry anstellen musste. Als der Mitarbeiter mit dem Kunden schließlich zu dessen Mietwagen aufbrechen wollte, fragte Don Curry schnell, ob hier auch das Büro der Firma "Surprise" sei und zeigte seinen Voucher mit deren Firmenlogo. "Nein", meinte der Mitarbeiter, "die kenne ich nicht!" Doch Don Curry hatte längst die Stimme des Mannes vom Telefon mit dem schwer verständlichen Englisch erkannt: der saß hier vor ihm. Don Curry zeigte auf seinen Namen auf dem Voucher und forderte den Mitarbeiter auf, diesen Namen in den Unterlagen zu finden. Er fand ihn tatsächlich, aber für 2:00 Uhr nachts. Don Curry erklärte die Flugverpätung, und der Mitarbeiter versprach, sich gleich um ihn zu kümmern. Erst aber stellte er ein Schild auf den Schreibtisch "This office broke down for 10 minutes" und verschwand mit seinem Kunden.
Danach ging es recht schnell. Der Mitarbeiter hatte Don Currys Daten bereits vorliegen, fotografierte Reisepass, Führerschein und Kreditkarte, wollte Don Curry noch eine Zusatzversicherung aufschwatzen und brachte ihm dann zum Auto. Eigentlich sollte es ein Kia Sportage werden, doch vor Don Curry stand ein Hyundai Venue mit grau-schwarzem Chassis und weißem Dach. Don Curry zeigte sich zufrieden. Der Mitarbeiter fragte noch, ob Don Curry Manat dabei habe, die aserbaidschanische Währung, um die Parkgebühr zu bezahlen. Don Curry hatte, aber nur 50 Manat-Scheine frisch aus dem Automaten. Also musste der Mitarbeiter den ganzen Weg zu seinem "Broke-down"-Büro im Flughafen zurückgehen, um das nötige Kleingeld zu holen. Währenddessen entdeckte Don Curry ein paar kleine Kratzer an seinem Fahrzeug, fotografierte sie und zeigte sie später dem Mitarbeiter. Doch der winkte nur ab, händigte Don Curry das bezahlte Parkticket aus und rief ihm noch hinterher: "Petrol libre 92". Ok, jetzt wusste Don Curry wenigstens, was er tanken müsse, ohne noch irgendwo nachzulesen. Schnell verließ er den Flughafenparkplatz, um beim nächsten möglichen Parkplatz in aller Ruhe die Spiegel einzustellen und sich mit dem unbekannten Fahrzeug vertraut zu machen.
Doch Parkplätze gibt es nicht in Baku, zumindest nicht viele und nicht einfach am Straßenrand. Auf der ganzen Strecke Richtung Innenstadt entdeckte Don Curry keine einzige Möglichkeit, um sein Auto irgendwo am Straßenrand kurz abstellen zu können. Die meist ungewöhnlich breiten Straßen verfügen über 3 bis 5 Spuren pro Fahrtrichtung, daneben eine Art Bürgersteig hinter Hecken oder Bäumen, aber keinerlei Parkplätze. Don Curry wusste, dass nicht weit von seiner Ferienwohnung vor kurzem eine moderne Mall direkt am Kaspischen Meer errichtet worden war. Dort musste es doch Parkplätze geben. Die Mall war um 8:00 Uhr morgens aber noch nicht geöffnet, und dementsprechend zeigten sich sämtliche Parkmöglichkeiten abgesperrt. Sobald Don Curry nur irgendwo langsamer fuhr, schälten sich sofort streng blickende Sicherheitsleute aus dem Schatten, um ihn zu vertreiben. Schließlich fuhr er einfach auf einem breiten Boulevard in Nähe des Meeres aus der Stadt heraus und fand endlich doch eine Anzahl Parkplätze: die in Stadtnähe grundsätzlich gebührenpflichtig, weiter außerhalb aber kostenlos. Immer deutlicher spürte er, dass es keine besonders geniale Idee war, völlig übermüdet mir einem ungewohnten Auto durch eine völlig unbekannte Millionenstadt mit äußerst hohem Verkehrsaufkommen und temperamentvoll-kreativer Fahrweise der Einheimischen zu fahren. Er brauchte dringend eine Pause, schaltete den Motor aus und versuchte, etwas zu schlummern. Vom Vermieter seiner Ferienwohnung hatte er inzwischen die Information bekommen, dass die Stornierung der ersten Nacht akzeptiert sei, und dass er ab 14:00 Uhr die Wohnung beziehen könne. Sechs Stunden würde er noch durchhalten müssen, bis ihn ein Bett erwartete...
Nach einem kurzen Spaziergang am Kaspischen Meer mit herrlichem Blick auf die Bakuer Skyline samt Flame Towers und The Crescent suchte Don Curry abermals eine Schlummerphase, beschloss aber entnervt, sich einen ruhigeren Parkplatz zu suchen - nicht direkt an einer vielbefahrenen Ausfallstraße. Inzwischen hatte er beschlossen, sein derzeitiges Begleitfahrzeug einfach "Kia" zu taufen, obwohl es kein Kia war. Doch weder Hyundai noch Venue eigneten sich als Vorlage für eine sympathisch-einprägsame Namensgebung. Kia klingt gut, fröhlich und zuverlässig, fand Don Curry. Dass Kia mit Android Auto ausgestattet war, erleichterte ihm die vertrauensvolle Zusammenarbeit, denn das kannte Don Curry auch von seinem eigenen Fahrzeug. Der anvisierte Parkplatz konnte nur mit Gebühr genutzt werden, doch in der Nähe lag ein großes Veranstaltungszentrum mit kostenlosen Parkmöglichkeiten. Dort ruhte Don Curry in seinem Auto bis 10:00 Uhr. Die allmählich stärker werdende Sonne ließ Kias Innentemperatur allerdings bald so sehr ansteigen, dass Don Curry irgendwann froh war, aufbrechen zu können.
Er fuhr zurück zur Deniz Mall, deren unterirdisches Parkhaus inzwischen geöffnet hatte. Hier störte zwar die Sonne nicht mehr, dafür aber das extrem laute Gebläse der Klimaanlage. So erkundete Don Curry lieber die Mall, die neben zahlreichen Geschäften und Restaurants auch einen riesigen Kinokomplex, eine Kartbahn, einen Kinderpalast mit dem tatsächlich deutschen Namen "Kinderpalast" und riesige Rutschen für Kinder (und Kunden?) enthält, mit denen man schnell nach vielen Kurven von ganz oben zum Ausgang gelangen kann. Auch die Umgebung der Mall erfreute Don Curry: Von hier aus schienen die Flame Towers fast zum greifen nah, das Riesenrad "Baku Eye" befindet sich in unmittelbarer Nähe, ebenso das Teppichmuseum, das architektonisch in Gestalt eines aufgerollten Teppichs konzipiert wurde. Direkt dahinter liegt in einem großzügig angelegten Park "Little Venice", ein kleines Ensemble aus Kanälen und zahlreichen Brücken, in dem man eine Gondelfahrt machen kann. Irgendwem muss es wohl wichtig sein, das Volk durch Unterhaltung und Aktivitäten mannigfacher Art bei Laune zu halten. Don Curry nahm nämlich auch die Kehrseite dieser scheinbar so positiv-wohlmeinenden Welt wahr: Massen an Überwachungskameras und ein wahres Heer von Polizisten. Auf seinem Weg durch die Innenstadt stand konsequent alle 100 Meter ein Polizist in schwarzer Uniform - jeweils auf jeder Straßenseite. In der Mall verfügte jeder der vielen Eingänge über seinen Sicherheitsscanner und mindestens einen Sicherheitsmenschen, der dort Dienst tat. Als Don Curry schließlich die Mall verließ, musste er per Automat 2 Manat (=1 €) für das Parken zahlen, dabei kannte der Automat bereits beim Einführen des Parkscheins das Autokennzeichen von Kia. Kameras mussten das Kennzeichen beim Einfahren erfasst und mit der Nummer des Parkscheins kombiniert haben. So funktioniert ein Überwachungsstaat.
Inzwischen zeigte die Uhr 11:30. Immer noch 2 1/2 Stunden bis zum Wohnungsbezug. Da die Müdigkeit kaum noch auszuhalten war, fuhr Don Curry ganz in die Nähe der Wohnung. In diesem Gebiet gab es tatsächlich Parkplätze am Straßenrand, für die allerdings offizielle Parkwächter in Uniform zuständig waren und Gebühren kassierten. Die eigentliche Straße bei der Wohnung zeigte sich völlig verstopft, so dass Don Curry in eine Nebenstraße fuhr und schnell einen Parkplatz fand. Er beschloss, beim Vermieter anzurufen und zu fragen, ob er vielleicht doch schon etwas früher die Wohnung beziehen könne. Jabir, der Vermieter, zeigte volles Verständnis, doch sei die Wohnung noch nicht bezugsfertig. Er melde sich, sobald er eine Zeit nennen könne. Also wartete Don Curry und wimmelte immer wieder die Parkwächter ab, die abkassieren wollten; er würde ja gleich wegfahren. Als Jabir sich kurze Zeit später meldete, musste er bedauern, dass die Wohnung erst gegen 13:00 Uhr fertig werde, doch Don Curry könne gern ein Zimmer in einem Hotel zwischenzeitlich nutzen, dass ihm ebenfalls gehöre. Das klang gut, doch Don Curry fragte, was mit seinem Auto solange passieren solle. Jabir schlug vor, es bereits auf dem Privatparkplatz der Ferienwohnung abzustellen; er würde jemanden schicken, der Don Curry aus der Nebenstraße herauslotsen würde. Ein besonders grimmig blickender Parkwächter setzte derweil ein paar Schüler auf Don Curry an, die ihm auf Englisch erklären sollten, er müsse jetzt bezahlen oder wegfahren. Don Curry erwiderte, er würde nur noch kurz auf jemanden warten und dann sofort wegfahren. Die Schüler bedankten sich sehr höflich für diese Antwort und zogen davon; der Parkwächter blickte weiter grimmig. Als nach 10 Minuten immer noch kein Mitarbeiter Jabirs aufgetaucht war und der grimmige Parkwächter wieder zielstrebig auf Kia zukam, verließ Don Curry schließlich den Parkplatz, um sich selbst einen Weg zur Wohnung zu suchen. Kaum war er in die Hauptsraße abgebogen, meldete sich Jabir telefonisch, weil sein Mitarbeiter ihn nicht an der beschriebenen Stelle in der Nebenstraße finden könne. Don Curry wollte erklären, dass er gleich bei der Wohnung wäre, doch die Telefonverbindung brach ab. Noch immer zeigte sich die eigentliche Straße so verstopft, dass Don Curry nur sehr langsam vorankam. Endlich erreichte er die Adresse unnd parkte - unter den Augen eines Verkehrspolizisten - in zweiter Reihe, was die Straße noch mehr verstopfte. Dann rief er Sabir an und berichtete, dass er nun direkt bei der Wohnung wartete. Da kam auch schon dessen Mitarbeiter um die Ecke und lotste Don Curry zu einer extrem schmalen Einfahrt, durch die Kia in einen Innenhof gelangen konnte. Kia absolvierte diese erste echte Prüfung mit Bravour, und Don Curry war einfach nur froh, das Auto abstellen zu können.
Da es inzwischen 12:10 Uhr geworden war, verzichtete er auf die Zwischenunterbringung im Hotelzimmer, sondern wollte die restliche Zeit nutzen, um noch ein bisschen durch die gegenüberliegende Altstadt zu spazieren. Hier traf er irgendwann zufällig Jabirs Mitarbeiter, der ihn gerade gelotst hatte und jetzt freundlich grüßte und zu etwas Smalltalk stehenblieb. Don Curry war erst wenige Stunden in Baku und traf hier schon Bekannte... Am Ende seines Spaziergangs versorgte er sich noch mit einem Shawarma und einem Döner zum Mitnehmen und kehrte zum Innenhof zurück.
Hier erwartete ihn Jabir persönlich, ein quirliger Manager mittleren Alters, der mit großer Herzlichkeit Don Curry begrüßte. Er wusste sogar noch, dass Don Curry schon einmal im Sommer die Wohnung gebucht hatte, damals aber komplett stornieren musste. Außerdem erzählte er stolz, dass er gerade Französisch und Deutsch parallel lernen würde, weil er sich noch weiter in der Touristikbranche engagieren wolle. Und er bat Don Curry, nur Deutsch mit ihm zu reden - er wolle das jetzt auch tun. Außerdem könne sich Don Curry die Wohnung aussuchen, die ihm am besten gefalle. Zunächst führte Sabir ihn in eine riesige, fast schon luxuriös eingerichtete 4-Zimmer-Wohnung im 2. Stock. Wow! Danach ging es in eine deutlich einfacher, aber geschmackvoll ausgestattete 2-Zimmer-Wohnung im 4. Stock. Und als Don Curry hier den Balkon betrat, war seine Entscheidung gefallen: ein unverstellter Blick über den Prachtboulevard vor dem Haus bis hin zum nahen Kaspischen Meer. Doppel-Wow! Don Curry sind Ausblicke und Atmosphäre stets wichtiger als Luxus und Protz.
Allerdings gab es noch einen Haken: diese zweite Wohnung würde erst in 20 Minuten fertig sein. Darauf kam es Don Curry nun auch nicht mehr an. So lud ihn Jabir in das Café Giusto nebenan ein, um die Wartezeit angenehm zu verbringen. Als Jabir sich erkundigte, was Don Curry trinken wolle, fragte der nach aserbaidschanischem Tee; Jabir fand das eine ausgezeichnete Idee und bestellte sich auch einen. Am Nebentisch saßen drei Polizeioffiziere und beäugten Don Curry ziemlich neugierig. Der erfuhr unterdessen von Jabir, dass Russisch immer noch die erste Fremdsprache in Aserbaidschan sei, dann komme Englisch und später Französisch oder Deutsch. Er schätze, dass wohl 10% der Aserbaidschaner Deutsch sprechen oder zumindest verstehen könnten. Daher wäre es sehr schön, wenn künftig noch mehr deutsche Touristen in dieses Land reisen würden. Dann smalltalkten beide über das Oktoberfest, über Unterschiede zwischen Tbilisi und Baku und unweigerlich über Bayern München. Zwischendurch fragte einer der Polizeioffiziere Jabir, ob der Deutsche denn auch Englisch sprechen könne? Als der bejahte, stand der Offizier auf, stellte sich mit Namen vor und reichte Don Curry die Hand. Er zählte eine erstaunlich große Anzahl deutscher Städte auf, die er schon mal besucht hatte; und er wollte vor allem wissen, wie Don Curry denn Baku finden würde? Don Curry betonte, dass er erst wenige Stunden in der Stadt sei, aber schon jetzt über die architektonische Schönheit der zahlreichen Gebäude staune. Der Offizier übersetzte das sehr gern seinen Kollegen, und Don Curry bekam viele Tipps, was er alles noch anschauen müsse in Baku und Aserbaidschan. So verging die Wartezeit beim ausgezeichneten Tee wirklich wie im Flug.
Jabir organisierte noch schnell eine Fernbedienung für die Zufahrtsschranke zum Innenhof und schleppte dann persönlich Don Currys Reisetasche in den vierten Stock. Nach vielen weiteren Hinweisen verabschiedete er sich schließlich. Don Curry nahm noch Shawarma und Döner zu sich und ließ sich danach einfach nur ins Bett fallen. Der Schlaf kam nicht sofort, aber er kam...
Gegen 18:00 Uhr erwachte Don Curry wieder, aber er spürte noch soviel Erschöpfung und Antriebslosigkeit in sich, dass er alle weiteren Pläne und Ideen für den heutigen Tag bzw. Abend verwarf. Er bewunderte noch das irrsinnige Glitzern der Flame Towers bei Nacht, schrieb diesen ausführlichen Bericht und freute sich auf morgen.
Was für ein Tag! Dadurch, dass ihm der nächtliche Schlaf nicht möglich war, fand für Don Curry die gesamte Anreise als ein Tag statt. Und selten hat er soviel Ungemach und soviel Positives in gleichem Maße erlebt. Doch schon nach diesen wenigen Stunden in Aserbaidschan kann Don Curry fraglos konstatieren: der Nachschlag hat sich gelohnt!