Don Curry on Tour 4
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Don Curry macht (fast) Pause

Veröffentlicht: 21.06.2023

Don Curry hat bei seinen ersten Reisen stets einen Tag ganz ohne Programm eingeplant: ein Rekreationstag oder Sabbattag oder Puffertag oder einfach ein Gammeltag. Gerade bei den Campingreisen, die ganz am Anfang seiner touristischen Karriere standen, machte so ein Tag viel Sinn, um endlich mal die Annehmlichkeiten des Campingplatzes zu nutzen oder etwas aufwändiger kochen zu können. Außerdem tat es einfach gut, mitten während des Reisens das Tempo kurz raus zu nehmen.

Einen solchen Tag plante Don Curry spontan für heute ein. Mal eine Pause vom Herumreisen einlegen. Die Wettervorhersage klang verheerend: Dauerregen den ganzen Tag. Außerdem hatte Don Curry seine Ferienwohnung bewusst mit einer Waschmaschine gemietet. Die sollte heute genutzt werden.

So begann der Tag mit dem Füllen und Starten der Waschmaschine. Während die ihren Dienst tat, hatte Don Curry Zeit, an den letzten Berichten zu arbeiten. Doch irgendwann wurde es ihm doch ein wenig langweilig. Die Maschine war fertig, die Wäsche aufgehängt, und der Regen pausierte gerade.

Don Curry las im Reiseführer etwas über das Grüne Kloster in der Nähe von Borjomi; kunsthistorisch nicht wirklich bedeutsam, aber schön gelegen. Kurzentschlossen machte er Pause von der Pause und fuhr gen Süden zum Kloster. Das letzte Stück der Strecke führte 1,5 km über einen ausgewaschenen Waldweg durch eine enge Felsschlucht, eine gute Gelegenheit, mal Xerras Allrad-Fähigkeiten zu testen.  Den allerletzten Teil des Weges musste Don Curry dann aber zu Fuß zurücklegen

Endlich stand er vor dem Grünen Kloster. Das Kloster an sich hat keinerlei grüne Färbung, aber es liegt in einer üppig grünen Umgebung: direkt an einem rauschenden Wildbach und zu allen Seiten von tiefem Wald umgeben. Eine Besonderheit entdeckte Don Curry im Glockenturm: dort hatte man eine Vitrine mit den Schädeln ehemaliger Mönche aufgestellt. Auch hier konnte man Gebetskerzen aufstellen und damit sicherlich auch für die längst verstorbenen Klosterbewohner beten.

Nach diesem kleinen Ausflug an die frische Luft erwachte Don Currys Appetit. Zu den Restaurantempfehlungen seiner Vermieterin Nino in Borjomi gehörte auch das Restaurant "Metropol", das in einem Seitenflügel des Bahnhofs residiert. Schon beim Betreten erkannte Don Curry das typische Flair einer Gaststätte sowjetischen Gepräges. Akkurat aufgestellte Tische mit feinen weißen Decken, sämtliche Stühle mit zartgelben Hussen versehen und alles mit Geschirr, Gläsern und Besteck so gedeckt, als würde gleich das ganze Restaurant voller Gäste sein. Don Curry war aber zu diesem Zeitpunkt der Einzige, der hier essen wollte. Die Kellnerin reichte ihm ein "Foto Menu", wie sie sagte; ein dickes Fotoalbum mit jeweils 2 Fotografien von Speisen auf jeder Seite und einer Zahl dabei, die den Preis darstellte, keinerlei weitere Beschreibung oder wenigstens Bezeichnung des Gerichts. So musste Don Curry nach rein optischen Kriterien auswählen, was er essen wollte. Er suchte sich ein Foto von einer Schüssel aus, die mit Fleisch in einer roten Soße gefüllt war. Er hatte von einem typisch georgischen Gericht gelesen, dass Chakhokhbili genannt wird, ein leckeres Gericht von gebratenen Hähnchenteilen in würziger Tomaten-Zwiebel-Sauce. Als er die Kellnerin fragte, was das für ein Gericht auf dem Foto sei, antwortete sie einfach "Chicken".  Don Curry bestellte sich noch Brot und Bier dazu und wartete, was kommen würde.

Leider entsprach das Restaurant "Metropol" auch in anderer Hinsicht den Gastronomiebetrieben der sowjetischen Ära: der äußere edle Schein war wichtiger als die kulinarische Leistung. Schon das Brot wirkte zäh wie vom Vortag. Das Bier kam fast ohne Schaumkrone in einem anonymen Glas, das keinerlei Hinweis auf die Biermarke bot. Das Hauptgericht bestand aus einigen extrem knusprigen Hähnchenteilen in einer dicklichen, fast ketchupartig wirkenden Masse, und diese Masse war kalt. Don Curry ist sich nicht sicher, ob es vielleicht eine Sommervariante dieses Gerichts gibt, wo die Tomatensauce tatsächlich kalt zu sein hat, oder ob einfach die Mikrowelle in der Küche defekt war. Die Geflügelstücke enthielten zudem soviele Knochen und Knöchelchen, dass am Ende sein Teller fast voller wirkte als vorher die Schüssel. Don Curry entschied: Hier würde er nie wieder essen. Halb hungrig kehrte er in seine Wohnung zurück und ließ den Pausentag weiterlaufen.

Der zunehmende Hunger zwang ihn am Abend nochmals aus dem Häuschen. Diesmal wählte er das Hotelrestaurant "My House". Dieser Aufenthalt versöhnte ihn sofort wieder mit der georgischen Küche. Hier bekam er eine englische Speisekarte, konnte wieder seinen geliebten Tomaten-Gurken-Salat mit Walnussdressing bestellen und dazu ein Gericht, das nur selten auf Speisekarten auftaucht: Afxazura, eine gemischte Hackfleischrolle, mit georgischen Kräutern gefüllt und in ein Schweinenetz eingewickelt, um anschließend sehr knusprig gebraten werden zu können; als optimale Beilage dazu empfahl die junge Kellnerin "French Fries"; das war zwar nicht georgisch, passte aber wirklich gut. Dazu gönnte sich Don Curry noch zwei Gläser des offenen Rotweins und ein Borjomi-Wasser. Und er konstatierte: bisher sein bestes Essen in Borjomi.

Insgesamt hatte sich doch noch ein gelungener Tag entwickelt: mit ganz viel Pause, und ein klein wenig Sightseeing. Morgen, dachte Don Curry, morgen darf es gern wieder umgekehrt sein...

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