Don Curry on Tour 3
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Don Curry als Köftetester

Veröffentlicht: 08.10.2021

Don Curry versucht auf seinen Reisen verschiedenen Ebenen gerecht zu werden: ihn interessieren geschichtliche Aspekte, kulturhistorische, aber auch die jeweilige Gegenwartskultur. Zum letzteren Bereich zählt er die Kulinarik, die Landesküche, deren Erforschung er bei seinen Planungen breiten Raum gibt. Das zeigte sich bereits im bewussten Genuss der jeweiligen lokalen Spezialitäten in Edirne und in Bursa. Das zeigte sich aber auch in der Flasche Şalgam, die er im Edirner Supermarkt gekauft hatte, ohne zu wissen, dass Şalgam ein vergorener und mit Salz und Pfeffer gewürzter Saft aus Steckrüben, Roter Beete und Schwarzen Karotten ist, den man gern zum Raki trinkt. Don Curry hat Şalgam probiert und wusste sofort, was er nie wieder kaufen würde. Doch manchmal braucht es gar nicht das Außergewöhnliche, das Exklusive. Manchmal kann auch das Gewöhnliche außergewöhnlich sein.

Auf etwas ziemlich Außergewöhnliches verzichtete Don Curry allerdings an diesem Morgen: auf das spezielle Zuruf-Frühstück im Hotel Gönlüferah. Er machte sich lieber frühzeitig auf den Weg, der heute lang sein würde. Zugleich nahm Don Curry Abschied von der eindrucksvollen Stadt Bursa, die er aufgrund seines Fußmarsches intensiver und vielsinniger erlebt hatte, als viele Ziele vorher. Und er nahm Abschied von der durchgängigen Thematik der ersten Reisetage, der Geschichte und Architektur des Osmanischen Reiches. Erst viel später auf seiner Reise sollte ihn genau das wieder beschäftigen. Doch ab jetzt würde er tiefer in die Geschichte vordringen, Jahrtausende tiefer...

Eigentlich befürchtete er, dass die Zeit der gut ausgebauten Straßen spätestens ab Bursa beendet sein würde, denn ab jetzt würde es durch die Provinz gehen. Doch Don Curry konnte fast den ganzen Tag auf vier- oder dreispurigen Autobahnen bzw. Europastraßen schnell und problemlos vorankommen. Dennoch benötigte er den gesamten Vormittag, um sein erstes Ziel zu erreichen, zugleich eines der bekanntesten Ziel ganz Kleinasiens. Schon der Name löst Erinnerungen an homerische Geschichten, an klassische Sagen oder zumindest an Hollywood-Filme aus...: Troja!

Don Currys Plan sah vor, der ausgiebigen Besichtung zuerst ein stärkendes Mahl voranzustellen, gerade auch angesichts des fehlenden Frühstücks. Doch ehe er sich versah, befand er sich bereits auf dem Parkplatz des Ausgrabungsgeländes. Sämtliche Reiseführer hatten gewarnt, dass die Besichtigung von Troja aufgrund der spärlichen Überreste und der verwirrenden archäologischen Situation recht enttäuschend sein kann. Richtig plastisch wirkt nur das riesige Holzpferd, in das man einst hineinklettern konnte, um sich als schlauer Grieche zu fühlen. Doch selbst das Pferd musste vor einigen Jahren wegen Baufälligkeit gesperrt werden; wirklich nahe kommt ihm niemand mehr, auch kein Grieche. So hatte Don Curry zusätzlich zum Eintrittsgeld einen AudioGuide dazugebucht und zahlte umgerechnet 13 € - Besichtigen ist teuer in der Türkei. Eines wusste er schon vorher: wer Troja besucht, der besucht nicht EINE Stadt, er besucht neun (!) Städte, die im Laufe der Jahrtausende allmählich übereinander errichtet wurden. So kam Don Curry zunächst zu den Stadtmauern von Troja VI, stand dann vor der Zitadelle von Troja II, entdeckte eine rekonstruierte Lehmziegelmauer von Troja I, wurde dann zu einer Stelle geführt, wo er Schichten von Troja III, Troja IV und Troja V direkt übereinander sehen konnte. Im weiteren Verlauf des Besichtigungsweges traten vor allem Ruinen von Troja VIII und Troja IX in den Vordergrund, die bereits zur römischen Epoche gehören. Don Curry wurde auch gewahr, wie zerstörerisch Heinrich Schliemann seine Grabungen begann, und er hörte im AudioGuide deutlich, wie vehement der türkische Staat die Rückgabe von Schliemanns Troja-Schatz fordert, der seit dem 2. Weltkrieg in St. Petersburg und Moskau ausgestellt wird. Don Curry fand die Besichtigung dieses berühmten Ortes faszinierend; er genoss die Erweiterung seines Wissens und er freute sich außerdem an der herrlichen Umgebung, in der die Menschen so viele Jahrhunderte gelebt haben.

Nachdem sein kultureller Hunger vorerst gestillt war, drang wieder ein anderer, grundsätzlicherer Hunger in den Vordergrund. Don Curry meinte, auf dem Hinweg ein Café an der Straße gesehen zu haben. Dorthin fuhr er nun zurück und nahm einen Platz auf der gänzlich leeren Terrasse ein. Als er dem Wirt seinen Essenswunsch kundgetan hatte, brachte der die bebilderte Speisekarte und empfahl das Bild, unter dem "Köfte" stand - Fleischklopse, Frikadellen. Köfte gehören zur Türkei wie Pasta nach Italien oder Bigos nach Polen. Daher machte es für Don Curry keinen Sinn, ihnen weiter auszuweichen: er bestellte Köfte und Coke Zero. Er sollte nicht enttäuscht werden. Zwischen frittierten Kartoffelwürfeln auf der einen und dem typischen Tomaten-Gurken-Salat auf der anderen Seite, breiteten sich mittig 4 ziemlich flache, aber wohlgeformte Köfte aus. Alles zusammen ausgesprochen lecker!

Mit dieser Zwischenstärkung wuchs in Don Curry die Überzeugung, nun den zweiten Teil der Troja-Besichtigung angehen zu können. Erst 2018 eröffnete ein großes archäologisches Museum bei Troja, das wie ein riesiger rostiger Würfel in der Landschaft steht und auf 3 Ebenen nicht nur Funde aus Troja selbst, sondern auch von anderen Fundstätten der näheren und weiteren Umgebung in modernster Museumsdidaktik und -technik präsentiert. Um das Museum herum breitet sich ein weitläufiger Homer-Garten aus, mit all den Pflanzen, die in der Illias erwähnt sind.

Die Sonne stand schon tief, als Don Curry das letzte Besichtigungsziel dieses Antiken-Tages erreichte: die Ruinen von Assos, auf einem Felsplateau hoch über dem heutigen Dorf Behram gelegen. Don Curry stellte Insignia unten im Dorf ab und machte sich auf den Weg zu neuen kulturellen Höhen. Dieser gesamte Weg wurde gesäumt von zahllosen Buden und Ständen, die den üblichen Touristennepp verkaufen wollten. Schweißgebadet und kräftig schnaufend kam Don Curry oben an und war sofort verzaubert von dieser idyllischen Lage. Endlos konnte der Blick hier schweifen über das Meer und die umliegende Landschaft. Ein Tempel der Athene erhob sich in der Mitte des Plateaus, und die wenigen noch stehenden Säulen dieses Heiligtums zeichneten sich äußerst fotogen vor dem beginnenden Sonnenuntergang ab.

Don Curry wollte aber noch bei Tageslicht seine heutige Herberge erreichen. Erstmals musste er dafür die gut ausgebauten Verbindungsstraßen verlassen und tatsächlich über Land fahren, auf schmalen, kurvigen Wegen. In einem abgelegenen Dorf erreichte er sein Ziel: das Kayalar Terrace Hotel, und er staunte nicht schlecht, dass der Parkplatz vor der Unterkunft völlig leer war. Anscheinend sollte er der einzige Gast sein. Entsprechend freudig wurde er vom Besitzer begrüßt, der aber weder deutsch noch englisch sprach, sondern sich mittels Google Übersetzer verständlich machte. Als Don Curry nach einem Abendessen fragte, kam ein klares Nicken, und das  Smartphone des Hotelchefs sprach laut: "Meatballs". Ok, dachte Don Curry, also wieder Köfte... Warum nicht?

Zunächst aber bezog er sein Zimmer, das nicht nur einen Balkon, sondern eine gesamte durchgehende Fensterfront bot, die Panoramablicke aufs Meer und die herrliche Küstenlandschaft ermöglichte. Hier entspannte Don Curry etwas und genoss die himmlischen Farben des Sonnenuntergangs.

Zur verabredeten Zeit erschien er im kleinen Restaurant des Hotels im Obergeschoss. Direkt daneben öffnet sich eine weite Dachterrasse, die ebenfalls mit Tischen und Stühlen ausgestattet ist, aber in der jetzigen Dunkelheit nicht genutzt werden konnte. Während der Hotelbesitzer, Wirt und Koch noch mit der Essenszubereitung beschäftigt war, durfte sich Don Curry aus dem Getränkekühlschrank schon ein Bier auswählen. Da es Efes überall gab, wählte er ein Tuborg, das ebenfalls in der Türkei gebraut wird. Dann kamen auch schon die Köfte: 5 sehr unregelmäßig geformte Fleischklopse mit sehr guten Pommes, Grilltomaten, Grillpeperoni und wunderbar getoastetem Fladenbrot.

Und wenn man Don Curry nun fragt, welche Köfte die besseren waren, so antwortet er: "Der Kenner genießt und schweigt."

 



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