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Von Mainz nach Hamburg

Veröffentlicht: 01.07.2024

Mit einer schweizerisch-deutschen Delegation können wir das EM-Spiel Schweiz gegen Deutschland in Frankfurt besuchen. Marius hat für sieben von uns Karten nahe am Spielfeld besorgt - es ist ein unvergessliches Erlebnis. Die Schweizer sind die bessere Mannschaft und bekommen erst in der Nachspielzeit den Ausgleich. Die Tatsache, dass ich nun schon wegen der Übernachtung in Mainz bin, habe ich zum Anlass genommen, mein Gravelbike mit Bikepacking zu testen und zu Günters 70. Geburtstag nach Hamburg zu radeln. Vorab: es ist eine schöne Strecke, und ich habe Glück mit dem Wetter, es ist erstmals in diesem Jahr Sommer.

Tag 1: Mainz - Gießen - Marburg 125 km

Am Morgen gibt es ein erstes Problem, mein Smartphone lässt sich nicht mehr aufladen. Bei rund 40 % Kapazität kann ich noch notwendige Dinge erledigen. Gut ist, dass ich zu Hause noch alle Etappen aufs Navi geladen habe. Auf diese Navigation muss ich mich nun verlassen. 

Von Mainz geht es nordöstlich, immer leicht nördlich von Frankfurt. Von den Hügeln hat man einen schönen Blick auf die Skyline. In Hofheim finde ich einen Handyladen, wo mir die Illusion nach einer Lösung schnell genommen wird. Sehr wahrscheinlich ist die Ladebuchse defekt, die man bestellen muss. Der Händler rät mir, die Daten zu sichern. Doch wie das in meiner Situation auf Tour gehen soll, weiß er auch nicht. Der Akku hält noch recht gut, so dass ich mir später das weitere Vorgehen überlegen will. Beim Treten ist dafür genügend Zeit. 

Es geht nun bergauf und bergab von Bad Nauheim am Rande des Taunus und manchmal auch mittendrin bis nach Gießen. Dann noch ein Anstieg, und wenig später bin ich auf dem Lahn-Radweg, auf dem ich die letzten 25 km bis Marburg zurücklege. Schon von Weitem sehe ich das eindrucksvolle Schloss über der Lahn. Bei dem schönen Wetter ist in der ganzen Stadt gute Stimmung. Von der alten Universität geht es steil nach oben zum wunderschönen Marktplatz, wo ich den Tag ausklingen lasse.

Tag 2: Marburg - Winterberg - Büren 135 km

Es ist eh schon eine lange Tour mit reichlich Steigungen, doch dann verfahre ich mich zwei Mal wegen Umleitungen, so dass noch 10 km dazu kommen.

Am Anfang folge ich noch der Lahn, doch dann geht es ins Rothaargebirge, wobei der Begriff etwas irreführend ist, die höchste Erhebung ist der Langenberg zwischen Winterberg und Willingen mit 843 m. Es ist der höchste Berg in NRW. 

Mir reicht heute der Anstieg nach Winterberg auf 670 m, der aber gut asphaltiert und nicht zu steil ist. Im September habe ich dann beim Harz5-Treffen mehr Zeit für die Gegend. 

Bis Olsberg geht es vor allem bergab. In Brilon mache ich bei Expert noch einen Vorstoß wegen der Ladebuchse. Die Verkäuferin empfiehlt mir, ein neues Smartphone zu kaufen, da die Reparatur sicher nicht billig sein wird und ich jetzt noch wichtige Daten übertragen kann. Beim Radeln hatte ich mir das auch schon überlegt - also ein neues Handy gekauft, die SIM-Karten gewechselt und am Abend noch Daten übertragen. Und mit der Welt wieder Kontakt aufnehmen..😅

Tag 3: Büren - Bad Salzuflen - Porta Westfalica - Petershagen 130 km

Nach kurzem Einrollen geht es etwas in die Höhe und dann flach bis Delbrück. Von Schloss Holte gibt es einen langen Anstieg zur Bergstadt Oerlinghausen. In Bad Salzuflen mit schöner Altstadt, in der es beeindruckende Fachwerkhäuser im Stil der Weser-Renaissance gibt, lege ich eine  Pause ein. Es geht nochmals über einige Hügel bis nach Vlotho, wo ich die Weser erreiche.  Entlang des Flusses und vorbei an Porta Westfalica mit dem Kaiserdenkmal auf der Höhe erreiche ich Minden. Am Flussufer geht es weiter bis Petershagen. Da ich heute erstmals bei Dachgebern übernachte, muss ich noch 10 km aufs Land radeln. Heidi und Bernd empfangen mich in ihrem großen Haus herzlich. Eine schöne Erfahrung, dass man sich mit fremden Menschen auf diesem Weg anfreundet.

Tag 4: Petershagen - Bremen 110 km

Da die Fähre in Windheim erst ab Juli auch unter der Woche fährt, muss ich zurück nach Petershagen. Dort fahre ich einige km auf dem Weserradweg und anschließend flach und schnell.auf einem asphaltierten Radweg entlang der B 61. Da am Horizont schon Gewitterwolken auftauchen, fahre ich ohne Halt bis Bassum. Von dort sind es nur noch 40 km bis Bremen, doch trotz eifrigen Tretens erwischt mich das Gewitter und eine kräftige Regenschauer etwa 15 km vor Bremen. Das Navi zeigt bei dem  Regen nicht mehr richtig an, so dass ich nur mit Mühe und auf Umwegen wieder auf den Weg zur Stadtmitte finde. Das Hotel liegt zentral beim Hauptbahnhof, es ist also nicht weit zur Stadtmitte mit Rathaus und Bremer Roland. Das bekannte Altstadtviertel Schnoor ist auch gleich dort. Insgesamt bin ich enttäuscht von Bremen - es wirkt auf mich nicht lebhaft, stimmungsvolle Orte habe ich in der Innenstadt nicht gefunden. Vielleicht habe ich nicht richtig gesucht.

Tag 5: Bremen - Bremerhaven - Cuxhaven 125 km

Nach dem Gewitter gestern hat es deutlich abgekühlt. Die Temperatur ist ideal fürs Radfahren und steigt im Laufe des Tages noch an. Ich fahre die meiste Zeit an der Weser entlang, doch sehe ich den Fluss an der Landseite des Deichs nicht. Nur selten fährt man auf der Wasserseite und kann dann auch mit den großen Schiffen um die Wette radeln. Die meiste Zeit radle ich windgeschützt und komme gut voran. Ärgerlich ist nur, dass der Radweg plötzlich wegen Bauarbeiten gesperrt wird, es keine Hinweise zur Umleitung gibt, die ich dann erst mit einiger Mühe finde. Ich habe mich entschieden, bis Bremerhaven durchzufahren und dann eine schöne Pause bei einem Fischbrötchen einzulegen. Doch in der wenig einladenden Stadt und entlang des Hafens werde ich nicht fündig. Kilometerlang geht es auf einem schlechten und engen Radweg an den Hafenanlagen entlang. Nach fast 90 km werde ich mit einem guten Fischbrötchen im schön gelegenen Hafen von Wremen belohnt. Von dort hat man einen sehr schönen Blick auf das Wattenmeer. Weiter am Deich entlang und die letzten Kilometer durch den Wald erreiche ich Cuxhaven, wo ich übernachte.

Tag 6: Cuxhaven - Hamburg 125 km

Am Morgen erhasche ich noch einen Blick auf die Inseln Helgoland und Neuwerk. Letztere gehört zum Bezirk Hamburg-Stadtmitte, obwohl von dort 120 km entfernt. Nach einigen km an der Elbe führt mich der Radweg weiter westlich, und erst bei der Fähre in Wischhafen komme ich wieder an das Wasser. Die Elbe ist hier mächtig breit, so dass die Fähre rund eine halbe Stunde bis Glückstadt braucht. Von dort fahre ich über Elmshorn nach Norderstedt und bin dann auch bald bei Simone und Günter. Die Geburtstagsfeier kann steigen.

Zusammenfassung:

Es war eine schöne Tour, 750 km in sechs Tagen, durch Gegenden in Deutschland, die ich bisher nicht kannte. Das Radeln mit dem Gravelbike hat mir viel Freude bereitet, es rollt sehr gut, und durch die leichte Federung sind Schotterwege und Schlaglöcher kein Problem. Zum guten Gelingen hat auch das Wetter mit viel Sonnenschein entscheidend beigetragen und auch das Ziel mit Günters Geburtstag war motivierend.




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