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Im Hinterland Apuliens auf den Spuren von Friedrich II. von Schwaben

Veröffentlicht: 04.10.2022

Nach Taranto verlassen wir die Küstenregion, um die historisch interessanten Städte und Stätten von Sassi di Mantera, Altamura und Castel del Monte zu besuchen. Dabei folgen wir den Spuren von Friedrich II. von Schwaben. Hier trifft man ständig auf  Cafés, Restaurants, Gebäude und Geschichten, die svevi als Ergänzung im Namen haben und sich dabei auf Hohenstaufen beziehen, dem schwäbischen Adelsgeschlecht, dem Federico entstammte.
29. September: Taranto - Crispiano - Motolla - Laterza - Matera 100 km 
Wir verlassen die Hafenstadt Taranto Richtung Norden und kommen dabei am Stahlwerk Ilva vorbei, welches in Folge  schwerer Umweltvergehen als eines der schmutzigsten Europas gilt, aber weiterhin Stahl produziert und der wichtigste Arbeitgeber in der Region ist. Bis Crispiano geht es bei bewölktem Himmel leicht bergauf. Danach fahren wir durch große Olivenfelder mit Bäumen voller grüner und schwarzer Oliven gen Westen. Um nach Motolla zu gelangen, müssen wir kräftig in die Pedale treten. Bis Palagianello geht es bergab bis wir auf den gut ausgebauten Radweg auf eine stillgelegte Bahntrasse gelangen. Direkt nebenan verläuft die neue Trasse. Wir genießen die Fahrt über alte Eisenbahnbrücken und Ausblicke auf die beeindruckende Gravinaschlucht. Durch den Parco delle  Gravine , der mit einem langen Anstieg durch Pinienwälder verbunden ist, erreichen wir Laterza. Nun ist es nicht mehr weit bis nach Matera, die berühmte Stadt der Sassi, der Höhlensiedlungen an den steilen Felsenhängen des Tals der Gravina. Am Abend machen wir noch einen Rundgang entlang der Oberstadt und sind sehr beeindruckt vom Ausblick auf die Felslandschaft mit den beleuchteten Häusern und Kirchen. Sehr schön auch der Domplatz mit der Kathedrale, die von einem auffälligen Glockenturm flankiert wird. 
30. September: Matera - Santeramo in Colle - Altamura 45 km
Die heutige Tour ist kurz, damit wir am Morgen genügend Zeit für die Besichtigung der Sassi haben. Es gibt zwei Siedlungen, Barisano und Caveose, die durch den Felsensporn getrennt sind, auf dem sich die Kathedrale befindet. Beide Ortsteile sind seit prähistorischen Zeiten bewohnt. Direkt in und auf den Felsen wurden Wohnungen und Häuser errichtet, die ein besonderes architektonisches Kunstwerk darstellen. Dazu gehören selbstverständlich auch Felsenkirchen wie die alles überragende Santa Maria di Idris mit zahlreichen Fresken aus dem 11.Jahrhundert. In den 50-iger Jahren wurden die Sassi in Matera wegen der hygienischen Zustände komplett geräumt und 30.000 Menschen in moderne Wohnungen zwangsumgesiedelt. 1986 wurden die Sassi wiederentdeckt und unter Denkmalschutz gestellt. Danach begann die Restaurierung, es entstanden Restaurants, Ateliers, kleine Geschäfte und Hotels, seit 1993 sind sie Weltkulturerbe. Am frühen Nachmittag machen wir uns auf den Weg nach Altamura. Es ist noch Zeit für einen kleinen Schlenker über Santeramo in Colle. Die Namensergänzung macht klar, dass der Ort auf einem Hügel liegt. Dominique meint nach einem steilen Anstieg mit zwei Serpentinen, dass ich wohl den einzigen Pass zwischen Taranto und Bari in gefunden hätte, um noch einwenig Fitness zu betreiben. Santeramo ist Partnerstadt von Bad Säckingen, hat für uns nichts Sehenswertes zu bieten. Il gelato am Hauptplatz ist allerdings erstklassig. Von Santeramo geht es bergab, Altamura liegt dann natürlich auf einem Hügel. Hauptsehenswürdigkeit ist die Marienkirche, einziger von Friedrich II. geförderter Sakralbau. Vom ursprünglichen Bau ist fast nichts mehr zu sehen, da er durch ein Erdbeben zerstört wurde. Wir sind zur richtigen Zeit in Altamura, wird doch nach drei Jahren Corona-Pause wieder Federicus, ein Mittelalterfest zu Ehren von Friedrich II. gefeiert. Am Abend wird das Fest eröffnet, das Stadttor für die Soldaten und Adligen in Begleitung des Königs geöffnet, die ganze Stadt ist auf den Beinen. 
1. Oktober: Altamura - Gravina di Puglia - Castel del Monte 55 km
Auf Nebenstraßen erreichen wir Gravina, wo es ein Kastell von Friedrich II. gibt, welches als Jagdschloss diente und noch als Ruine erhalten ist. Leider war der Zugang gesperrt. Weiter geht es mitten durch den Nationalpark Alta Murgia, benannt nach der felsigen Kalkhochebene, über die wir die meiste Zeit radeln. Eine karge Landschaft mit vereinzelten „ Sennereien“,  weite Ebenen und Einsamkeit . Auf der Höhe sieht man schon strahlend, mächtig und massiv das Castel del Monte, die Steinerne Krone Apuliens. Es erfüllt uns mit grosser Genugtuung, uns diesem besonderen und beeindruckenden Bauwerk mit dem Rad annähern zu können. Das macht den Besuch aus unserer Sicht noch interessanter und beeindruckender. Es ist faszinierend, dass jemand mitten in diese Einöde auf einem bewaldeten Hügel ein Kastell mit achteckiger Grundfläche, mit jeweils einem achteckigen Turm an jeder Ecke und einem achteckigen Innenhof hat bauen lassen. Welchen Zweck das Kastell hatte? Wahrscheinlich hatte es symbolische Funktion, zeigte Macht, ist in sich geschlossen und unbezwingbar, nach Osten gerichtet das Kathedralenportal, ein Affront gegen den Papst, die Steine aus Marmor und Korallenbreccia symbolisieren ebenfalls Macht und Schönheit. Und dabei hat der Kaiser dieses Bauwerk vermutlich nie besucht. Dies tun wir dann ausgiebig und interessiert. Durch das Hauptportal gelangt man in den Innenhof und schaut beeindruckt auf zu den acht 26 m hohen Türmen. Die Zimmer, die auf zwei Stockwerken angelegt sind, sind gleich groß, gleich hoch und gleich dunkel. Und alle sind kahl, da sie geplündert wurden. Und so kann man nur vermuten, wozu diese Räume dienten. 
2. Oktober: Castel del Monte - Trani - Barletta - Margherita di Savoia 70 km
Am Morgen genießen wir noch einmal den Blick von der dem Meer zugewandten Seite auf das Castel del Monte. Auf Nebenstraßen geht es leicht bergab durch Olivenhaine wieder ans Meer - wir sind zurück an der Adria. Halt machen wir in Trani, einer wunderschönen Stadt mit altem Stadtkern am Hafen. Alles wird überragt von der Kathedrale mit der wunderschönen cremefarbenen Fassade aus Kalk, die seit vielen Jahrhunderten den Seefahrern auf der Adria als Orientierung dient. Nur 100 m entfernt befindet sich ein weiteres Castello svevo, eine Festung, die von Friedrich II. erbaut wurde. Dieses Castel ist quadratisch angelegt mit gewaltigen, ebenfalls quadratischen Ecktürmen. Es steht in der Mitte der Bucht von Trani und diente zweifellos der Verteidigung und Kontrolle der Stadt. In Barletta, 20 km nördlich, treffen wir auf eine weitere Küstenfestung von Friedrich II. Entlang der Küste erreichen wir am Nachmittag unser heutiges Ziel, Margherita di Savoia. Die Stadt ist allerdings nicht so schön wie der Name. Alle Bagnos sind zu, der Strand leer. Man hat den Eindruck, dass die Italiener ab dem 1.Oktober  definitiv mit dem Sommer abschliessen, ihre Winterkleidung aus dem Schrank nehmen und dick eingepackt an der Strandpromenade spazieren gehen. 


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