Veröffentlicht: 26.04.2019
Nachdem wir in den letzten drei Wochen mehr oder weniger ständig auf Achse waren, freuen wir uns darauf, mal ein wenig zur Ruhe zu kommen und länger als drei Tage an einem Ort zu sein. Ein ausgezeichneter Ort zum herunterkommen ist Rarotonga, die Hauptinsel der Cook Islands. Bei unserem ersten Besuch hier vor zweieinhalb Jahren waren wir total begeistert vom easy going in tropischer Umgebung und der völlig relaxten Lebenseinstellung der Insulaner. Das war auch einer der Gründe, hier noch einmal Halt zu machen.
So sitzen wir am Montag, den 15.04. in einem Dreamliner der Air New Zealand und haben einen wunderbar entspannten Flug nach Rarotonga. Als wir ankommen, ist wieder Sonntag, der 14.04., großartig. Wenn das nur immer so funktionieren würde, aber so eine Datumsgrenze lässt sich leider nicht so ohne weiteres verlegen. Von nun an sind wir der Zeit zuhause um ganze 12 Stunden hinterher.
Am frühen Nachmittag setzen wir pünktlich am Avarua Airport auf und stellen fest, dass sich fast nichts verändert hat. Das erleichtert die Orientierung doch ungemein. Bevor wir die Immigration passieren, kaufen wir noch schnell im Duty Free ein. Das sollte sich auszahlen, bekommt man doch für den Preis einer Stange Zigaretten hier außerhalb des Flughafens gerade mal zwei Schachteln. Ja, auch das Laster muss finanziert sein.
Unser Abholer empfängt uns, wie in der Südsee üblich, mit Blumenketten. Schade nur, dass die den nächsten Tag meist schon nicht überleben. Weil unsere Villa vom letzten Mal nicht verfügbar ist, wohnen wir diesmal im Sunset Palms, das von Nootoa und seiner Mutter Anni bewirtschaftet wird. Ein Glücksgriff. Die beiden geben sich wirklich alle erdenkliche Mühe, um einem den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Schade, dass wir Nootoa nur kurz kennenlernen durften. Durch seinen Zweitjob bei Qantas Air ist er fast immer auf Reisen. Schon bei unserem ausgedehnten eMail-Kontakt im Vorfeld machte er einen sehr sympathischen Eindruck, der sich hier absolut bestätigte.
Als wir unseren Beach Bungalow zum ersten Mal betreten, wollen wir nicht mehr weg. Abgesehen davon, dass er mit sehr viel Liebe zum Detail eingerichtet wurde, ist es die Aussicht, die uns den Atem verschlägt. Vom Bett aus hat man einen wunderschönen, palmengesäumten Blick auf das Meer. Genau so stelle ich mir mitunter meinen Altersruhesitz vor. Die große Außenterrasse hat einen Sichtschutz zum benachbarten Bungalow, so dass man sich tatsächlich so fühlt, als wäre man allein. So haben wir es auch überhaupt nicht eilig, irgendwelche Aktivitäten zu entwickeln, sondern lassen uns mal so richtig treiben. Am ersten Abend sind wir noch zu faul, um uns selbst zu versorgen. Gut, dass das Cast Away Resort (nach dem gleichnamigen Film mit Tom Hanks benannt) nur wenige Gehminuten entfernt liegt. In der dortigen Strandbar ‚Wilson’s‘ (wie auch sonst) ist sonntags Pizzatag. Außerdem ist gerade happy hour, als wir ankommen. Also alles richtig gemacht. :-)
Tags darauf mieten wir uns für 20 NZD (~11 €) am Tag einen Scooter und fahren erst einmal einkaufen. In den großen Food Markets gibt es alles, was wir brauchen. Natürlich merkt man an den Preisen, dass das Meiste importiert ist. Aber es hält sich in Grenzen. Am Nachmittag schauen wir noch kurz an der Tauchbasis The Dive Center vorbei. Sabine, die deutsche Inhaberin erkennt uns wieder, freut sich und schimpft gleich mal mit uns, weil wir unser Kommen nicht angekündigt haben. Zur Zeit sind sie dermaßen ausgebucht, dass wir gerade so für den Donnerstagvormittag eine Tauchtour buchen können. Macht nichts, denn wir wollen ja sowieso einen Ruhigen machen.
Und genau das tun wir auch. Wenn uns danach ist, cruisen wir auf unserer Honda um die Insel. Die touristischen Highlights haben wir bei unserem ersten Besuch schon alle abgehakt, so dass wir überhaupt keinen Druck haben.
Am dritten Abend werden wir, nachdem wir unseren Sun-Downer im Meer getrunken haben, von einer netten einheimischen Familie aus dem Nachbarresort eingeladen, sich ihnen anzuschließen. Die beiden Senioren der Truppe hatten ihren ersten Sun-Downer schon zum Mittag und seitdem schon jede Menge Sonnenuntergänge. Trotzdem halten sie sich gut und wir plaudern angeregt über dies und das. Als wir uns dann mehrmals verabschieden wollen, wir haben ja irgendwann Hunger, werden wir immer wieder genötigt, einen Hai zu necken, quatsch, zu einem weiteren ‚Heineken‘ genötigt. Als es dunkel ist haben wir keinen Hunger mehr. Stattdessen fahren wir mit Henry und William (einer von den Senioren) zum Roadhouse, wo heute Karaoke-Nacht ist. Es wird noch ein langer Abend und wir geben einiges zum Besten. Unter den locals im Publikum sind einige, die echt gut singen können. Umso großartiger, dass wir genau von denen den meisten Applaus bekommen, abgesehen von einer Neuseeländerin, die uns begeistert (oder betrunken?) um den Hals fällt, nachdem wir uns an der ‚Bohemian Rhapsody‘ von Queen versucht haben. Schön wars.
Am nächsten Tag sind wir naturgemäß froh, keine Termine zu haben. Maike legt sich nach dem Frühstück noch einmal hin, während ich noch ein wenig am Blog arbeite. Nachmittags fahren wir noch einmal nach Avarua, um ein paar Lebensmittel zu kaufen. Unglaublich, Obst ist hier teurer als Fleisch, obwohl man quasi an der Quelle ist. Auf dem Rückweg werden wir von einem Regenguss überrascht und sind komplett durchgeweicht. Das Wetter scheint umzuschlagen, trotzdem bereiten wir unsere Ausrüstung zum Tauchen am nächsten Tag vor.
Pünktlich um 8 Uhr stehen wir bei Sabine auf der Matte. Nachdem der Papierkram erledigt ist und auch die drei anderen Tauchgäste versorgt sind, fahren wir zum Hafen. Es tröpfelt ab und zu. Wegen des starken Windes am letzten Abend erwarten wir keine überragenden Sichtverhältnisse. Daher ist die GoPro gleich zuhause geblieben. Die zwei knapp einstündigen Tauchgänge am Black Rock und den Sunset Caves bieten dann wie erwartet auch nichts Spektakuläres. Trotzdem sind wir froh, nach langer Abstinenz mal wieder den Kopf unter Wasser zu haben und genießen die felsige Landschaft.
Morgen ist Karfreitag und die Läden haben zu. Das heißt, wir müssen noch einmal nach Avarua zum Einkaufen. Unser Roller hat ja nur einen kleinen Kofferraum, so dass wir keine riesigen Einkäufe machen können. Als wir im Foodland ankommen, sind wir wieder durch bis auf die Haut. Traue keinem kleinen Stück blauen Himmels, wenn es ringsum grau ist. Mittlerweile stürmt es ziemlich und dazu regnet es Bindfäden. Dafür erleben wir auf dem Rückweg noch das Spektakel der Landung der großen Air New Zealand Maschine, der kurz vor dem Aufsetzen in weniger als 30m Höhe die Küstenstraße überquert und damit jeden Tag etliche Schaulustige anlockt. Als wir die Stelle erreichen, ist der Jet noch etwa 10 Sekunden entfernt und steht in einem 45 Grad-Winkel zur Piste. Erst im letzten Moment ziehen die Piloten die Maschine gerade. Schade, dass wir nicht eine halbe Minute eher vor Ort waren, das wäre auf alle Fälle ein super Video geworden.
Den Karfreitag verbringen wir mit ausschlafen und einer gemütlichen Runde um die Insel. Als wir einen Kaffee trinken wollen, müssen wir eine ganze Weile nach einer geeigneten sprich geöffneten Örtlichkeit suchen. Feiertag ist auch hier Feiertag und da will niemand unbedingt arbeiten müssen. In der Touri-Hochburg am Muri Beach werden wir schließlich fündig. Anschließend besuchen wir noch die Mairie Nui Gardens, einen kleinen botanischen Garten mit einem feinen Restaurant. Der Betreiber ist asiatischer Abstammung und dementsprechend lecker das Chicken Curry.
Samstag ist endlich Markttag in Avarua. Den haben wir quasi herbeigesehnt, denn dank unserer Vorbildung wissen wir, dass es dann auf dem Pananga Nui Markt einen Stand gibt, an dem Victoria ein äußerst leckeres Schwarzbrot verkauft. Nach wochenlanger Abstinenz ein Hochgenuss. So voll wie heute haben wir den Markt allerdings noch nie gesehen. Über Nacht hat ein Kreuzfahrer vor dem Hafen festgemacht und spuckt nun unaufhörlich eine große Ladung überwiegend blasser Amerikaner aus, die sich in die ganze Stadt ergießt. Wir verbringen trotzdem den ganzen Vormittag auf dem Markt, wo es neben Lebensmitteln auch landestypische Kleidung, Ukulelen und anderen touristischen Krimskrams zu kaufen gibt.
Nebenbei unterstützen
wir noch die hiesige Feuerwehr. Die sammelt gerade Geld, um an einem Wohltätigkeits-Wettbewerb
in Auckland teilnehmen zu können. Dabei gilt es, die 1134 Stufen im dortigen
Skytower in voller Montur so schnell wie möglich zu absolvieren. Der Rekord
liegt wohl bei 8 Minuten, sehr beachtlich. Na dann viel Erfolg!
Am Nachmittag besuchen wir noch unsere Freunde von ‚Polynesian Tattoo‘. Schließlich sollen sie ja sehen, was aus ihren Werken geworden ist. Clive freut sich sichtlich, als er auf Anhieb den Wal erkennt, den er mir seinerzeit verpasst hat. Auf der Rückfahrt statten wir der hiesigen Brauerei noch einen Besuch ab. Wir dürfen kosten und lassen uns daraufhin gleich mal eine PET-Flasche mit dem süffigen Lager abfüllen.
Der letzte Tag auf Rarotonga gehört noch einmal der Kultur. Wir wollen ein letztes Mal die Insel umrunden und stoßen dabei auf das kleine Te Ara Museum. Der Gründer, Stan Wolfgramm, engagiert sich sehr für den Erhalt der hiesigen Umwelt, speziell der Riffe. Das unterstützen wir natürlich gern und schauen uns die kleine aber feine Ausstellung zur Geschichte der Cook Islands an. Sehr interessant und informativ. Abseits der Hauptstraße fahren wir dann noch einmal durch die ursprüngliche Landschaft der Insel. Hier trifft man nur ab und zu einen Einheimischen, ist ansonsten aber ziemlich allein. Zur Mittagszeit finden wir einen Laden, in dem leckere Hühnerteile feilgeboten werden. Da uns der Magen in der Kniekehle hängt, sind wir froh, dass der Betreiber ein Indonesier ist, dem es nichts ausmacht, am Ostersonntag zu arbeiten. Und er freut sich, als wir ein paar Floskeln in seiner Landessprache anbringen.
Am Black Rock, wo man von Juli bis Oktober Buckelwalen beim Spielen zusehen kann, schießen wir noch ein paar Fotos, bevor wir unseren Scooter etwas früher als verabredet abgeben. Als die Taschen gepackt sind, sitzen wir den ganzen Abend auf der Terrasse und schauen auf das Meer. Angesichts der schönen Umgebung fällt es aber auch nicht schwer, einfach mal nichts zu tun und trotzdem jeden Augenblick zu genießen. Morgen gibt es mal wieder Neuland zu entdecken. Wir wollen nach Aitutaki, ca. 40 Flugminuten entfernt. Hoffentlich wird es da auch so schön wie hier.