Veröffentlicht: 22.10.2019
Am Abend des ersten Tages wurden die Vierbettzimmer zugeteilt. Da zu unserer Reisegruppe auch drei junge Männer aus der Schweiz gehörten, konnte ich mir schon fast denken, mit wem ich die Nacht verbringen würde. Und so kam es dann auch. Als wir zusammen auf das Zimmer gingen, entschuldigten sie sich schon mal im Voraus, dass sie wohl nicht viel schlafen werden ... Das kann ja was werden, dachte ich zuerst. Wir unterhielten uns dann aber sehr nett und nach dem Abendessen wollten sie noch etwas trinken gehen. Ich war sehr müde und ging früh schlafen. Sie waren dann so gg. 22:00 Uhr zurück im Zimmer, flüsterten nur noch, weil sie mich schlafen sahen und gingen auch schlafen. Zwei von ihnen erzählten mir am nächsten Morgen, sie hätten wirklich nicht geschlafen, weil der dritte Kumpel von ihnen und ich "angeblich" so laut geschnarcht hätten ... So kann es gehen ... Das waren wirklich sehr nette Jungs ...
Ich startete am Morgen den nächsten Versuch, an der Ostküste endlich mal einen klassischen Sonnenaufgang zu fotografieren und bin erneut gescheitert ... Wolken versperrten mal wieder die Sicht.
Ich habe mich dann an künstlerisch wertvollen Fotos versucht ... die Betonung liegt auf "versucht" ... Aber ich bin dann wirklich fast anderthalb Stunden an diesem breiten, leeren Strand spazieren gegangen und es war einfach nur schön ...
Nach dem Frühstück sollte es als erstes zu den "Champagner Pools" gehen, eine ca. einstündige Fahrt am Strand entlang. Unterwegs sahen wir auf einem komplett ebenen Strandabschnitt aufgestellte Pylonen und Autos mit der Aufschrift "Aircraft" und "zufälligerweise" hielten wir auch an. Eine junge Frau stieg zu und fragte, ob nicht Leute aus der Gruppe Lust auf einen 15-minütigen Rundflug hätten. Für 80 AUD könnte man dabei die Insel von oben sehen und vielleicht Wale, Delphine oder Haie beobachten. Kaum ausgesprochen, landeten am Strand auch schon zwei kleine Maschinen ...
Ich glaube zwölf Leute aus der Gruppe haben sich spontan gemeldet. Ich hätte das sicherlich auch getan, wenn nicht am nächsten Tag sowieso schon mein Flug zur Lady Eliott Island bevorgestanden hätte.
Wir sind dann ca. zwanzig Minuten weiter mit dem Bus gefahren, dann kam wieder ein sehr ebener Strandabschnitt, an dem die beiden Flugzeuge dann gelandet sind und die Leute wieder in den Bus einstiegen. Es war wohl sehr schön und Haie waren wirklich zu sehen.
Natürlich war das alles vom Reiseveranstalter so geplant, aber trotzdem irgendwie sehenswert, wie die Flugzeuge einfach so am Strand starteten und landeten ... und eine zusätzliche Attraktion war es auf jeden Fall ...
Wir setzten dann die Fahrt zum ertsen Halt fort, zu den "Champagner Pools". Eigentlich sind das nur von vorgelagerten Felsen geschützte kleine "Wasserlöcher", die regelmäßig vom Ozeanwasser überspült und gefüllt werden. Und es ist dadurch der einzige Ort auf der Insel, wo man ungefährdet im Ozean baden gehen kann. Und wenn die Wellen dann über die Felsen in die Wasserlöcher schwappen, dann entstehen kleine Blasen und es sieht aus wie Champagner ...
Es ist schon traurig, man hat einen riesigen Ozean vor sich, tolle Strände, man möchte am liebsten sofort ins Wasser laufen ... aber man sieht niemanden im Wasser, weil es zu gefährlich ist. Es gibt heftige Unterströmungen, die einen sofort unter Wasser ziehen. Haie drehen ganz dicht vor dem Strand ihre Runden, weil sich dort die Fische aufhalten, die sie gerne fressen und leichte Beute sind. Und auch die giftigsten Seeschlangen tummel sich wohl vor dieser Küste ... Es bleiben also zum erfrischen nur dieser "Champagner Pool" und die Süßwasserseen übrig, die aber auch zum Teil ihre Tücken haben, wie gestern der grüne Lake Wabby, der nach ein paar Metern auch schon sehr tief wird ...
Aber eine schöne Aussicht hatte man auf dem Weg zu den "Champagner Pools" ...
Unser nächster Stopp war die einzige richte Felsformation, die es auf dieser Sandinsel gibt und ein schöner Aussichtspunkt, Indian Head. Von wem stammt der Name? Richtig, unser guter alter Freund James Cook hat mal wieder zugeschlagen und wieder so richtig ins Klo gegriffen ...
Als er auf seiner Entdeckungsfahrt 1770 an diesen Felsen vorbeikam, sah er auf den Felsen dunkelhäutige Menschen stehen. Da er nur aus Indien dunkelhäutige Menschen kannte, nannte er diese Felsen "Indian Head". Dort standen natürlich Aborigines, aber das wusste James damals noch nicht ...
Die Fotos von weiteren schönen Strandbildern vom Indian Head aus spare ich mir, weil das jetzt viel interessanter wird ... plötzlich war große Aufregung und alle aus der Gruppe starrten auf die offene See. Jemand wollte einen Wal gesehen haben, die Walsaison ist aber eigentlich schon seit vier Wochen vorbei.
Aber tatsächlich, da war wohl noch so eine "Trantüte" etwas verspätet unterwegs. Soll vorkommen ... Ich habe ihn auch noch vor die Linse bekommen, es war zwar weit weg, dient aber als Beweisstück "A".
Unser nächster Stopp war "Coloured Sands". Leider um die Mittagszeit nicht so beeindruckend, weil das Farbenspiel nicht so zur Geltung kam. Eigentlich soll es 72 Farbschattierungen geben und der Sand ist eigentlich der Gleiche, wie überall auf der Insel, nur hunderttausende von Jahren alt und über die Zeit stark zusammengepresst und durch Oxidation sind die vielen Farbnuancen entstanden.
Dann ging es weiter zu einem Schiffswrack, dass hier schon seit 1935 herumliegt, der SS Maheno. Die ganze Geschichte erspare ich mir, das Schiff sollte eigentlich nur angeleint an ein anderes Schiff nach Japan überführt werden, riss sich während eines Zyklons los und strandete hier auf Fraser Island. Es hatte sich so fest in den Sand gegraben, dass es nicht wieder herausgeholt werden konnte. Seitdem ist es eine Attraktion und nur noch Bruchteile des damaligen Luxusliner sind noch zu sehen. Bei Ebbe liegt das Wrack komplett frei und man kann es sich von allen Seiten anschauen. Wir waren bei aufkommender Flut da und konnten es nur von einer Seite betrachten.
Für unseren Busfahrer war diese Station der heikelste Moment. Zwischen Bus und dem Wrack liegt ... na? richtig, der Highway ... Durch den Wind und die Wellen hört man keine Autos herankommen und es ist schon zu Unfällen gekommen und es wurden tatsächlich schon Leute angefahren ... Bei uns ging alles gut, war auch gerade nicht viel los auf dem Highway ...
Dann fuhren wir auch schon zu unserer letzten Station auf der Insel, dem Wanggoolba Creek. Das ist wieder ein Bach mit kristallklarem Wasser und der Hotspot für Familien mit kleinen Kindern. In den Ferien sollen sich über hundert Fahrzeuge am Tag an diesem Ort versammeln, was ich mir gar nicht so richtig vorstellen kann, aber angesichts des für australische Verhältnisse auch jetzt schon gut besuchten Ortes, sicher wahr ... Man kann den Bach etwa hundert Meter "flussaufwärts" entlanggehen, dort ist ein Einstieg und dann kan man sich auf der Luftmatratze oder einem Gummireifen Richtung Ozean treiben lassen. Der Bach ist die ganze Zeit höchstens knietief und wird zum Strand hin breiter, aber nicht tiefer. Hier können die Kinder ungefährdet im Wasser spielen und die Väter stehen mit einem Bier knöcheltief im erfrischenden Wasser und besprechen wichtige Dinge. Ist ja gerade Rugby WM ....
Nur am Ende muss man etwas aufpassen, denn wir befinden uns ja immer noch in der Nähe eines Highways und Autos kreuzen den Weg ...
Danach ging es zurück auf die Fähre, die aufrgund des Niedrigwassers von einem kleinen Ausweichhafen aus starten musste. Natürlich ging es wieder rückwärts auf die Fähre und dann Richtung Festland.
Ich hole jetzt nach Sand aus Dingen, in denen ich eigentlich keinen Sand mehr vermute. Aber die Tour hat sich wirklich gelohnt und ich habe wieder viel gesehen und erlebt. Im Nachhinein würde ich mich jetzt auch trauen, mit einem allradgetriebenen Wagen über die Insel zu fahren, aber es war natürlich bequemer, sich chauffierenzu lassen ...
Jetzt kurz übernachten und dann wartet schon Lady Elliot Island auf meinen Besuch ...