Veröffentlicht: 21.10.2019
Am Morgen begann nun die zweitägige geführte Tour nach Fraser Island. Ich habe zu Hause lange überlegt und lange recherchiert, ob ich die Tour auf eigene Faust unternehmen soll oder ob ich bei einem Reiseveranstalter buche. Fraser Island ist die größte Sandinsel der Welt und alle Straßen bestehen daher ... aus Sand. Das heißt, man darf bzw. sollte nur mit allradgetriebenen Geländewagen die Insel erkunden, denn sonst droht das Steckenbleiben im oft lockeren Sand. Ein Herausmanövrieren aus solch einer Situationen mag zu zweit oder in einer Gruppe noch gehen. Alleine ist es schon schwieriger sich zu befreien, wenn man sich festgefahren hat. Daher entschied ich mich für eine geführte Tour.
Um 07:25 Uhr wurde ich vor dem Hotel abgeholt und zur Fähre gebracht. Das war der erste Tag, an dem morgens mal kein blauer Himmel zu sehen war. Es war zwar wieder um die 27° warm, aber grauer Himmel, ein völlig ungewohntes Bild für mich. Aber es änderte sich bald wieder...
Als erstes fand ich witzig, dass die Autos, egal wie groß, mit Anhänger oder ohne, alle rückwärts auf die Fähre fahren mussten. Für Einige, die sich extra für die Tour einen Geländewagen ausgeliehen hatten, die erste Herausforderung am frühen Morgen ...
Auf Fraser Island angekommen, ging es dann für die Fahrzeuge natürlich vorwärts von der Fähre.
Genau wie der Ayers Rock jetzt wieder offiziell Uluru genannt wird, so wird Fraser Island offiziell wieder K'gari genannt, dem ursprünglichen Namen der Aborigines für diese Insel. Übersetzt heiß das Paradies.
Auf uns wartete auf der Insel schon der Bus. Eine Sonderanfertigung mit Allradantrieb und, wie der Fahrer später noch mal betonte, mit deutschem MAN Motor ... Asphaltiert ist die Straße nur etwa die ersten einhundert Meter ...
So sieht es dann in etwa im gesamten Inneren der Insel aus ...
Unsere erste Station führte uns zu einem der 60 Süßwasserseen auf der Insel, dem 5 m tiefen, kristallklaren Lake McKenzie mit seinem weißen Pulversandstrand. Und wie es sich gehört, kaum hatte ich den ersten Fuss auf den Sand gesetzt, kam langsam die Sonne raus.
Dem Wasser werden wundersame Dinge nachgesagt. Wenn man im See badet und komplett untertaucht, dann kommt man 10 Jahre jünger aus dem Wasser ... Ein Jungbrunnen sozusagen. Hab's probiert, stimmt nicht ... Aber Fakt ist, dass Wasser hat einen ganz niedrigen PH-Wert, was gut für Haut und Haare ist.
Die nächste Station war "Central Station", eine alte Holzfällersiedlung und der Start eines kleinen Rundganges durch den Regenwald. Es wurden damals viele Bäume gefällt, zum Teil 1000 Jahre alt. Und die 15 Kinder in der Siedlung reichten manchmal nicht aus, die Bäume zu umfassen, wenn sie sich an den Händen hielten ... Aus heutiger Sicht undenkbar solche Bäume zu fällen, aber aus damaliger Sicht wahrscheinlich eine Schinderei solche Bäume "per Hand" zu fällen und zu zerkleinern.
Die nur hier heimischen Satinay-Pinien wurden für den Bau des Suezkanals und dem Wiederaufbau der Londoner Docks nach dem zweiten Weltkireg verwendet, weil das Holz im Wasser nur sehr langsam verrottet. Aus Kauri-Kiefern wurden meist Schiffsmasten hergestellt. Wenn man Fotos von dem Baum sieht, weiß man warum ...
Überall fließen kleine Bäche. Ich habe versucht sie zu fotografieren, aber auch mit bloßen Augen hat man schon fast Schwierigkeiten, überhaupt das Wasser zu erkennen. So klar ist das Wasser ...
Wasser gibt es auf dieser Insel im Überfluss und auch noch in hervorragender Trinkwasserqualität. Denn das Regenwasser muss durch an manchen Stellen 100 m hohen Sand, wird dann fast 7 Jahre gefiltert, bis es unter der Insel in einem über 80 Millionen Liter fassenden natürlichen Wasserspeicher ankommt. Überall am Strand fließen auch Rinnsale von Süßwasser ins Meer.
Nach dem Regenwald ging es Richtung Eurong, einem kleinen Örtchen auf der Ostseite der Insel, das eigentlich nur aus einem Resort und ein paar Läden besteht. Dort sollte es Mittag geben, aber unser Fahrt dorthin wurde jäh gestoppt ... durch einen im Sand feststeckenden Wagen ... Allerdings stellte sich später heraus, dass der Wagen keinen Allradantrieb hatte. Also selbst Schuld ... Wir hatten beide Tage im Bus immer eine Frontkamera mitlaufen, die einem immer schön die Perspektive des Fahrers gezeigt hat. Diese Kamera hat uns das Herausziehen des Fahrzeuges aus dem tiefen Sand durch unseren Bus und Busfahrer auch live miterleben lassen ... Nach der Aktion war der Busfahrer noch mal stolzer auf seinen MAN Motor im Bus ...
Nach dem Mittagessen ging es das erste Mal auf den Highway an der Ostküste, der sich natürlich mitten auf dem Strand befindet ... Es gibt Verkehrsregel mit Geschwindigkeitsschildern, Abfahrten, Auffahrten und regelmäßig patroulliert die Polizei.
Eurong ist eine dieser Auf- und Abfahrten.
Und hier herrscht reger Verkehr.
Auch die Müllabfuhr hat nur die Möglichkeit am Strand entlang zu fahren.
Und so fährt man mit bis zu 80 km/h am Strand entlang. Bei Ebbe ist der Highway ziemlich breit und fest, bei Flut wird es schon mal enger und die Fahrzeuge müssen in den weichen Sand ausweichen. Der Highway ist ca. 75 Meilen lang.
Unsere letzte Station am ersten Tag war der Lake Wabby. Leider nur zu erreichen über einen 2,5 Kilometer langen Fussmarsch. Und was gab es auf diesem Weg zu überwinden? Natürlich ... Treppen. Diesmal nicht aus Stein, sondern aus Holz und wie nicht anders zu erwarten ... gefüllt mit Sand.
Aber irgendwann war man angekommen und erst einmal erstreckte sich vor einem eine riesige Düne.
Dann verschwand der Welpe wieder im Gebüsch, bevor überhaupt jemand aus der Gruppe wieder zurück am Bus war. Das Erlebnis hatte ich wirklich für mich ganz allein ...
Danach ging es ins Hotel in Eurong, wo ich die Nacht mit drei Schweizern verbracht habe. Aber dazu mehr und auch vom zweiten Tag in Teil 2.