Veröffentlicht: 10.11.2024
Heute haben wir Mas Nou verlassen und sind Richtung Madrid gefahren, genauer bis Catalayud. Rund 470 Kilometer. Die Fahrt verlief schnell, Hampi führte uns ohne Probleme gekonnt zum Ziel.
Die Reise von Mas Nou nach Calatayud führt durch einige schöne und abwechslungsreiche Landschaften Spaniens.
Auf dem Weg passierten wir mehrere unterschiedliche Regionen: Von der Küste und dem Mittelmeerklima Costa Bravas geht es durch die hügeligen und grünen Landschaften Kataloniens bis in die etwas kargere und trockenere Region Aragoniens.
Die sich verändernde Landschaft gibt interessante Einblicke in die Vielfalt der spanischen Geografie, von dichten Wäldern über Gebirge bis hin zu weitläufigen Ebenen. Wir passieren verschiedene Städte, halten jedoch nicht an, da man für Stadtbesuche sich ausreichend Zeit nehmen sollte.
In der Provinz Lleida, insbesondere in der Region Katalonien in Spanien, werden viele Bäume und landwirtschaftliche Kulturen angebaut. Die Gegend ist besonders bekannt für ihre Obstplantagen.
Die „komischen Berge“ in der Nähe von Fraga in der Provinz Huesca (nicht weit von Lleida entfernt) sind, wie ich vermutete, keine Vulkane sondern geologische Formationen, die oft mit vulkanischen Landschaften verwechselt werden. Diese Hügel und Berge sind Teil der Ebro-Senke und entstanden hauptsächlich durch Erosion und Ablagerungen.
Die Landschaft in dieser Region besteht aus Sedimentgestein, wie Ton, Kalk und Sandstein, das sich über Millionen von Jahren abgelagert hat. Diese Sedimente stammen von ehemaligen Flüssen und Seen, die in der Region vorherrschten. Durch Erosion – verursacht durch Wind und Regen – wurden sie allmählich in interessante Formen wie Tafelberge und steile Hügel geformt.
Einige dieser Formationen erinnern an Badlands (schlechtes Land) ein Begriff für stark erodierte, trockene Landschaften, die bizarr geformte Hügel und Täler bilden. Die sogenannten Mallos (säulenartige Felsformationen) sind ebenfalls typisch in dieser Region und tragen zu dem vulkanähnlichen Aussehen bei.
Wir fahren durch das Ebro-Tal (auf Spanisch: Valle del Ebro) ist eine der bedeutendsten und grössten Flusslandschaften Spaniens. Es erstreckt sich entlang des Ebro-Flusses, des zweitlängsten Flusses der Iberischen Halbinsel, der im Kantabrischen Gebirge entspringt und bei Tarragona ins Mittelmeer mündet.
Das Tal zieht sich etwa 910 Kilometer durch Nordspanien und durchquert die Regionen Kantabrien, Kastilien und León, Navarra, La Rioja, Aragón und Katalonien. Es wird von Gebirgszügen wie den Pyrenäen im Norden und den Iberischen Randgebirgen im Süden eingerahmt.
Das Ebro-Tal ist bekannt für sein trockenes und heisses Klima, besonders in der Mitte und im Süden des Tals. Die Niederschläge sind gering, was teilweise zu einem halbtrockenen Klima führt. Die Vegetation besteht daher oft aus Trockenpflanzen, Sträuchern und steppenartigem Bewuchs, besonders in den sogenannten „Monegros“, einem halbwüstenartigen Gebiet in Aragón.
Im Lauf der Fahrt haben wir den Greenwich-Meridian, auch Nullmeridian genannt, überquert.
Er verläuft durch mehrere Länder in Europa und Afrika und markiert die geografische Länge von 0°. In Spanien durchquert er tatsächlich die Provinz Huesca, die nahe bei Lleida und Fraga liegt, und verläuft weiter südlich durch die Regionen Aragón und die Valencianische Gemeinschaft.
Wir sind dann gegen 15.00 Uhr in Catalayud angekommen und nachdem wir das Hotel bezogen haben, machen wir uns auf die Füsse zur Besichtigung der Stadt.
Calatayud selbst ist bekannt für seine Mudejar-Architektur und die Festungsanlagen aus der maurischen Zeit.
Die Stadt hat eine reiche Geschichte und bietet viele beeindruckende Bauwerke, darunter die Colegiata de Santa María und die alte maurische Festung Castillo de Ayud. Besonders bekannt ist auch das Kloster Monasterio de Piedra.
Calatayud ist eine Stadt in der Provinz Zaragoza in Aragón, hier gibt es eine bemerkenswerte Anzahl historischer Kirchen und religiöser Gebäude. Insgesamt gibt es etwa 15 grössere Kirchen und Kapellen in und um Calatayud. Drei davon haben wir besichtigt.
Zuerst ging es zur Iglesia de nuestra Señora de la Pena, welche über der Stadt trohnt.
Schon der Aufstieg war interessant. Sie ist eine Wallfahrtsstätte an einer beeindruckenden Lage. Sie befindet sich auf einem Felsen (peña bedeutet Felsen), von dem aus man einen weiten Blick über die Stadt und die umliegende Landschaft hat.
Auch der Innenraum ist beeindruckend.
Dann sind wir durch das Judenviertel gelaufen. Das Viertel zeichnet sich durch enge, verwinkelte Gassen und Häuser aus, die typisch für jüdische Siedlungen in Spanien waren.
Die jüdische Gemeinde in Calatayud spielte im Mittelalter eine wichtige Rolle in der Wirtschaft und Kultur der Region. Juden in diesem Viertel waren oft als Kaufleute, Handwerker und Gelehrte tätig und trugen zur kulturellen Vielfalt der Stadt bei. Nach der Vertreibung der Juden aus Spanien im Jahr 1492 verliessen die meisten Mitglieder dieser Gemeinde das Land oder konvertierten zum Christentum, wodurch das jüdische Erbe allmählich verblasste. Heute erinnert das Viertel jedoch durch seinen Namen und historische Gassen an die einst blühende jüdische Gemeinschaft.
Weiter ging es zum Colegiata de Santa María la Mayor. Diese Kirche gilt als Meisterwerk der Mudejar-Architektur in Aragón. Ihre kulturelle und historische Bedeutung wird besonders durch die Aufnahme auf die UNESCO Welterbe-Liste hervorgehoben.
Das Gebäude vereint Elemente des Mudéjar, der Renaissance und des Barock. Es wurde im 14. Jahrhundert errichtet und zeichnet sich durch einen Mudéjar-Kreuzgang und einen achteckigen Turm aus dem 15. Jahrhundert aus.
Der Turm ist mit fast 72 Metern einer der höchsten Mudéjar-Türme in Aragón. Die 160 Stufen bringen uns hinauf zu den Glocken. Auch von dort haben wir eine bemerkenswerte Sicht.
Das rechteckige, dreischiffige Kircheninnere wirkt besonders weiträumig. Die Seitenkapellen wurden ab dem 17. Jahrhundert angebaut.
Die letzte, in der ich ohne Hampi hinein gehe, ist die Iglesia de San Juan el Real. Die Barockkirche wurde im 17. Jahrhundert von den Jesuiten erbaut.
Die Kirche ist ein gutes Beispiel des Barockstils in Aragonien. Sie zeichnet sich durch eine imposante Fassade mit reichhaltigen Verzierungen und kunstvollen Details aus. Einer der wertvollsten Schätze der Kirche sind die Deckenmalereien des berühmten spanischen Malers Francisco de Goya. Diese Fresken gelten als frühe Werke Goyas und sind besonders bemerkenswert, da sie eines der wenigen Werke des Künstlers in Calatayud darstellen. Im Inneren besticht die Kirche durch ihren prächtigen Hauptaltar und die beeindruckenden Seitenkapellen, die mit barocken Skulpturen und Gemälden geschmückt sind.
Die Kirche war ursprünglich Teil eines Jesuitenklosters. Nach der Vertreibung des Jesuitenordens aus Spanien im Jahr 1767 wurde die Kirche zur Pfarrkirche, blieb aber ein Symbol des jesuitischen Einflusses in der Region.
Auffallend sind in Catalayud auch die Farben der Häuser. Erstellt zum Teil aus Klinker oder angemalt in rot, gelb oder Braun und teilweise sogar in blau. Ich habe mich gefragt, warum ist es so?
Die Farben der Häuser in Calatayud – gelb, braun, rot und teilweise blau – haben sowohl historische als auch klimatische Gründe. In Calatayud wurden für den Bau traditionell Materialien aus der Umgebung verwendet, wie Ton, Lehm und Sandstein. Diese natürlichen Materialien verleihen den Gebäuden ihre erdigen Farbtöne wie Gelb, Braun und Rot. Die Farben spiegeln die Zusammensetzung der Böden und Steine der Region wider.
Warme Farben wie Gelb und Rot reflektieren weniger Licht als Weiss und sorgen dafür, dass sich die Gebäude in der Sonne nicht zu stark aufheizen.
Blau findet man oft an Fassaden oder Fensterrahmen als Schutzfarbe. In vielen mediterranen Kulturen glaubt man, dass Blau böse Geister und schlechte Energien fernhält.
Diese Farbgebung macht die Altstadt von Calatayud besonders malerisch und spiegelt die Geschichte und Umgebung der Region wider.
Am Abend waren wir noch ganz toll essen, in einer traditionellen Taverne, dem Restaurant Puerta de Terrer.
Die Restaurants öffnen erst ab 20.30 Uhr und wir staunten nicht schlecht, die letzten Gäste kamen nach 22.00 Uhr an und die Taverne war brechend voll.
Heute wieder mal mit Sonnenuntergang