clara-marie-in-der-praerie
clara-marie-in-der-praerie
vakantio.de/clara-marie-in-der-praerie

Routeburn Track

Veröffentlicht: 04.02.2025

Von der Stichstraße im Milford Sound starten zwei der insgesamt zehn Great Walks, nämlich der Milford Track und der Routeburn Track. Der Milford Track ist der mit Abstand bekannteste und beliebteste Great Walk und so stark ausgelastet, dass er innerhalb weniger Minuten für mehrere Monate im Voraus ausgebucht ist, sobald neue Plätze freigegeben werden. Ich hatte z.B. im November nach freien Plätzen geschaut, bis Ende April war aber jede einzelne Nacht ausgebucht. Um den Besucherzustrom ein bisschen zu lenken, ist beim Milford Track vorgegeben, dass man alle drei Hütten, die es auf dem Weg gibt, für genau eine Nacht buchen muss, Campingplätze gibt es nicht. Somit sind die Tagesetappen vorgegeben, anders als bei den anderen Great Walks, bei denen man auch mal eine Hütte oder einen Campingplatz überspringen oder mehr als eine Nacht auf derselben Hütte bleiben kann, wenn es einem dort gut gefällt.


Da man den Milford Track so weit im Voraus buchen muss, gibt es aber auch immer wieder Stornierungen und so kam ich doch mal zu der Möglichkeit ihn für einen Zeitraum zu buchen, der tatsächlich in meine Zeit- bzw. Routenplanung gepasst hat. Während des Buchungsprozesses ist mir dann aber aufgefallen, wie überteuert dieser Track mit allem drum und dran ist - vor allem für Touristinnen und Touristen, die zumindest bei den Great Walks immer einen Touri-Aufschlag bezahlen müssen.


Letztendlich habe ich statt dem Milford Track den Routeburn Track gebucht. Der ist nicht ganz so bekannt und daher auch nicht so stark ausgelastet wie der Milford Track, aber zumindest drei Kiwis hatten ihn mir statt dem Milford Track empfohlen - sie fanden den Routeburn Track sogar noch schöner als den Milford Track. Und darin wurde ich nochmal bestätigt, als ich einem französischen Pärchen auf dem Parkplatz, von dem aus die Fähre zum Beginn des Milford Tracks übersetzt, Starthilfe gegeben habe. Das Pärchen war gerade vom Milford Track zurückgekommen und meinte, es sei fast ein wenig enttäuscht, weil seine Erwartungen einfach so hoch waren.


An Tag 1 des Routeburn Tracks stand mir mit rund 23km Länge und 2.000 Höhenmetern eine ziemlich große Strecke bevor. Kurz vor 7 Uhr bin ich losgewandert und hatte kurz darauf schon die Abzweigung zum Key Summit erreicht, zu dem man einen ca. 1-stündigen Abstecher machen kann. Von dort aus soll man eine hervorragende Aussicht in das Hollyford-, Eglinton- und Greenstone-Tal, zum Humboldt- und Darren-Gebirge sowie auf den Lake Marian haben, wo ich gebadet hatte. Leider war es ziemlich neblig, deshalb habe ich mich gegen den Abstecher entschieden. Bereits 2 Stunden später war ich an den Earland Falls vorbei bis zur Lake Mackenzie Hut gekommen und mittlerweile hatten sich der Nebel und die Woken verzogen. Dort habe ich eine kleine Pause gemacht, den Split Rock - einen riesigen, gespaltenen Findling - besucht und Ugur kennen gelernt. Er kommt aus Frankreich, ist seit zwei Monaten als Hitchhiker in Neuseeland unterwegs und läuft den Routeburn Track einfach an einem Tag komplett, um sich die Übernachtung zu sparen.


Ugur und ich haben ein ganzes Stück des als Deadman Track bezeichneten Aufstiegs auf den Harris-Saddle gemeinsam zurückgelegt. Dabei konnten wir zunächst auf den Lake Mackenzie zurückblicken, bis wir in das Hollyford-Tal sehen konnten. Irgendwann wollte Ugur, der ja doch noch eine deutlich größere Strecke vor sich hatte, aber auch nur mit einem Tagesrucksack bewaffnet war, einen Zahn zulegen und wir sind getrennt weitergewandert.


Auf dem Harris-Saddle habe ich Ken getroffen. Ken hatte den Routeburn Track letztes Jahr ebenfalls beim Parkplatz "The Divide" im Milford Sound begonnen, wurde nach einer Nacht auf der Routeburn Falls Hut aber von einem Unwetter überrascht, das die Wanderwege überflutet hatte. Deshalb konnte er den Track nicht beenden, sondern musste wieder zurücklaufen. Als ich die Wanderung gebucht hatte, hatte Ken den Vorschlag gemacht selbst einfach vom anderen Ende des Wanderweges zu starten, nur den Abschnitt zur Routeburn Falls Hut zu wandern, der ihm bislang noch gefehlt hat, und mich schließlich wieder zurück zu meinem Auto im Milford Sound zu bringen.


Vom Harris Saddle aus haben wir einen Abstecher auf den Conical Hill gemacht, von dem aus wir ins Hollyford-Tal, auf den Lake McKerrow, die Martin's Bay und sogar die Tasman Sea sehen konnten. Zusammen mit Johanna, einer Deutsch- und Mathelehrerin aus Hessen, die gerade ein halbes Sabbatjahr macht (da wird das (noch) genehmigt!), haben wir dann den letzten Abschnitt zur Routeburn Falls Hut in Angriff genommen. Dabei kamen wir immer wieder an kleinen Bächen mit Schildern vorbei, auf denen vor der Alge Didymo "gewarnt" wurde. Von ihr gehen zwar keine Gesundheitsrisiken aus, durch ihr übermäßiges Wachstum zerstört sie aber das Ökosystem und die Futterquellen der Fische. In einigen Flüssen und Bächen entlang dem Routeburn Track wächst und gedeiht Didymo bereits und da sie in einem einzigen Wassertropfen von einem Gewässer in ein anderes verschleppt werden kann, soll man auf keinen Fall mit dem Wasser aus jenen Flüssen und Bächen in Berührung kommen, in denen Didymo bereits nachgewiesen wurde.


Man kann Didymo loswerden, indem man "infizierte" Dinge mindestens eine Minute lang mit 60°C heißem Wasser, 2%iger Bleichlauge, 5%iger Salzlösung, Desinfektions- oder Spülmittel behandelt. Das ist bei Wasserflaschen, Badesachen usw. einfach, bei Menschen, Tieren, Bächen und Flüssen aber eher kompliziert. Es reichen auch 48 Stunden Austrocknung, wodurch Lebewesen relativ zügig wieder "ungefährlich" sind, was bei Bächen und Flüssen aber trotzdem noch nichts bringt. Mit anderen Worten: ist ein Gewässer einmal mit Didymo "infiziert", bekommt man die Alge dort nicht mehr raus.


Tag 2 war dann eine sehr einfache Wanderung, bei der wir nur noch drei Stunden lang bergab zurück zum Parkplatz Routeburn Shelter wandern mussten, wo Kens Auto bereits auf uns gewartet hat. Auf der über 300km langen Strecke einmal um den Lake Wakatipu herum zu meinem Auto haben wir eine Pause in Glenorchy gemacht, wo wir ein Eis gegessen und die wahrscheinlich meistfotografierte Shelter ganz Neuseelands begutachtet haben. In der Nähe von Te Anau haben wir noch die Brücke besucht, von der aus man den Kepler Track, einen weiteren Great Walk, beginnen kann und dann waren wir reif für eine Mütze Schlaf.

Antworten

Neuseeland
Reiseberichte Neuseeland