Ich habe manchmal so ein UnwirklichkeitsgefĂŒhl. Dann, wenn ich an Orten stehe, die so schön sind, dass ich es kaum fassen kann. Dann, wenn mir (unerwarteterweise) Begegnungen oder Erlebnisse passieren, mit denen ich nicht gerechnet habe und die mir ans Herz gehen. Oder dann, wenn etwas RealitĂ€t wird, das bis dahin nur in meiner Vorstellung existiert hat.Â
Einen solchen Moment habe ich, als ich in Christchurch bin. Mit diesem Namen verbinde ich: Erdbeben. Amoklauf. Feuer. Irgendwie Zerstörung, Gewalt und HĂ€rte. Wie gut es doch ist, wenn man sich ein eigenes Bild machen kann. Denn Christchurch ist nicht hart zu mir, diese Stadt ist wie eine warme Umarmung aus europĂ€ischem Flair, aus buntem Regenbogengewimmel und ruhigem Innehalten neben diesem groĂen Baum im Botanischen Garten. Sie ist ein bisschen Abschiedsschmerz, weil uns vier Mitreisende verlassen, darunter auch meine Lockenpartnerin aus den Niederlanden, die ich sehr ins Herz und oft in die Arme geschlossen habe. Sie ist Lachen, sie ist Streetart, sie ist Wasser auf denen "Punts" entlanggleiten und dadurch an Venedig erinnern, wo meine Mutter genau in diesem Moment ist. Sie ist gleichzeitig ein bisschen zu wenig und zu viel Musik in meinen Ohren, weil ich kein Ticket fĂŒr das Musikfestival habe, das wĂ€hrend unseres Besuchs stattfindet, der DJ in unserem Hostel aber bis weit nach Mitternacht in der Bar unter unserem Zimmer auflegt. Christchurch ist so zu mir, dass ich eine Nacht mehr hier buche, als ich geplant habe.Â
Komisch oder? So oft haben wir Bilder im Kopf, mehr noch: "Ăberzeugungen!" darĂŒber, wie diese eine Wirklichkeit ist, die wir meinen zu kennen. Und erst wenn wir uns darauf einlassen, hinzusehen und hinzuspĂŒren, können wir auch zulassen, dass sich unsere Wirklichkeit abgleicht mit anderen, mit unseren EindrĂŒcken und Erfahrungen. So wie bei einer Buchverfilmung, bei der die Bilder in unserem Kopf ergĂ€nzt werden durch Bilder auf dem Bildschirm - konkurrierende oder manifestierende Bilder, manchmal ernĂŒchtern sie uns, manchmal erstaunen sie uns. In jedem Fall erweitern sie unseren Horizont und damit unsere ganz eigene Wirklichkeit.