Heute wäre eigentlich Kirschkuchentag gewesen, aber manchmal muss man sich mit Alternativen zufrieden geben. Wobei "zufrieden geben" sehr hoch gegriffen ist - ehrlicherweise hätte ein Kirschkuchen diesen Tag nicht verbessern können.Auch, wenn ich schon um 6 Uhr aufstehen muss.Auch, wenn wir 9 Stunden im Bus sitzen.Auch, wenn der Kaffee in dem Zwischenstopp-Café wirklich mies ist.Auch, wenn es in Milford Sound selbst bewölkt, regnerisch und nebelig ist.Auch, wenn ich den ganzen Tag über keine Kirsche sehe.
Stattdessen bekomme ich eine wunderschöne Fahrt bei Sonnenschein, schlage ein Rad vor der neuseeländischen Weite und bestaune die Mirrow Lakes. Irgendwann schlängelt sich die Straße zwischen hohen Bergen nach unten und wir erreichen Milford Sound - übrigens ist der Name falsch. Eigentlich ist es ein Fjord. Aber egal wie man diesen Ort nennt, er ist traumhaft. Durch das schlechte Wetter und den Nebel hat alles eine sehr mystische Stimmung und ich fühle mich wie in einem Fantasy-Roman. Auf dem Schiff kann man zum Glück auch nach drinnen gehen, so dass ich meine Hände ab und zu aufwärmen kann. Wir haben etwa zwei Stunden auf dem Boot, in denen wir Mittag essen, Titanic nachstellen, Fotos machen, Wasserfälle anschauen, Robben sehen, dem Wellengang trotzen. Als wir zurückkommen, regnet es so sehr, dass wir sofort in den Bus hüpfen und die Fahrt zurück starten. Die wird begleitet von diversen Powernaps, zwei Regenbögen, sehr vielen Schafherden und einem weiteren Stop am Café mit dem miesen Kaffee...wie ich herausfinden, haben sie aber hervorragenden Karottenkuchen, denn einen solchen kauft eine unserer Mitreisenden für die Gruppe und bei der Ankunft im Hostel feiern wir die drei Geburtstage in einer Reihe (18., 19. & 20.02!) nach. Das ist wirklich schön. Und da der Tag noch nicht lang genug ist, gehe ich im Anschluss noch Cocktails trinken und wundere mich über mich selbst, wir gut ich auf Englisch über Philosophie und Quantenphysik sprechen kann. Es braucht also keinen Kirschkuchen für einen perfekten Kirschkuchentag. Es braucht liebe Menschen, spannende Unterhaltungen, Bereitschaft zum Staunen und - wie immer - zum sich selbst hinterfragen. An meinem letzten Kirschkuchentag hatte sich schon so viel geändert im Vergleich zu allen zuvor. Denke ich in diesem Jahr an den letzten zurück, kann ich manchmal gar nicht fassen, was alles passiert ist. Und wer weiß, was bis zum nächsten passiert. Und welchen Kuchen es da gibt. Ich weiß es nicht Für jetzt bin ich einfach genau hier und esse Karottenkuchen. Zwei Stücke. Mindestens.