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110 Millionen Jahre zurück

Veröffentlicht: 16.08.2022


Zappas kleine Reiseskizzen

Die Flysch stehen immer noch auf dem Programm. Doch am heutigen Sonntag wollen wir den Wochenend-Besuchermassen entgehen und bleiben auf dem Berg.

Baskische Wanderwege

Das heißt, wir steigen auf den Berg. Auf den nahen Monte Erlo. Der Weg dorthin ist steil, aber bewaldet und schattig und es weht ein kühlender Wind.

Die Natur auf den 1026m ist beeindruckend, auch hier sind Verwerfungen unterschiedlichster Gesteine zu bestaunen. Knorrige Steineichen, die auf kargen Böden wachsen spenden den ruhenden Schafen ein wenig Schatten, Moose und Farne geben der Landschaft grüne Tupfer. Aber vor allem der weite Rundumblick über das Baskenland bis hin zum 20km entfernten azurblauen Atlantik bleibt in berauschend-großartiger Erinnerung.

Auf 1026m

Hier oben scheint die Sonne und erwärmt nicht nur die Steine und die kargen Wiesen für Kühe, Schafe und Pferde, sondern auch die Wanderer.

Nach vier Stunden, zehn Kilometern und 600 Höhenmetern kommen wir sehr ausgepowert, sehr verschwitzt und sehr ausgetrocknet wieder am Auto an. Zum Glück gibt es auch hier Wasserstellen, an denen sich erhitzte Gemüter abkühlen und den Durst stillen können. Das wissen übrigens auch die Caballos, unter den Hähnen sind kleine Becken angebracht, in denen immer etwas Flüssigkeit stehen bleibt. Die Tiere kommen nachts her, um zu trinken. Der Boden drumherum ist aufgeweicht und von den Hufen schön zermatscht. Es ist also auch eine wohltuende Schlammpackung drin.

Wir bleiben gegen unsere Gewohnheit eine zweite Nacht an diesem Ort. Mit den Abendstunden leert sich der Platz zusehends, mit zwei Campern teilen wir die Ruhe und die Pferde bimmeln uns ganz in der Nähe in den Schlaf. Zappas Latschen sind an einem sicheren Ort.

Es ist Montagmorgen, die letzten Scheiben Brot sind gemeinsam mit den verbliebenen Krümeln Käse verfrühstückt, nun soll es aber endlich zu den Flysch gehen. Die Vorräte können wir später immer noch aufstocken, schließlich lassen sich die Wasserkanister an der Pferdetränke füllen.

Monte Erlo

Wir erreichen den schon bekannten Wanderparkplatz am Jakobs-Küstenweg hoch über dem Meer. Es herrscht immer noch Festivalstimmung, wenn auch schon etwas abgekämpfter. Beinahe alle Plätze sind mit Campern belegt, die Luft ist geschwängert von dicken Schwaden grauer Rauchwolken, die verdächtig nach illegalen Betäubungsmitteln riechen. Wir wundern uns ein wenig über den Andrang am Wochenbeginn, doch schließlich sind überall Ferien.

Zur besten Ebbezeit machen wir uns an den Abstieg. Der ist verdammt steil und zieht sich über einige Serpentinen bis an die tief unter uns glitzernde Wasserkante.

Und es lohnt sich. Was für ein atemberaubender Anblick! Gesteinsschichten in verschiedenen Farbtönen vor Millionen von Jahren übereinander geschoben, lassen Einblicke in die Erdgeschichte zu, die eigentlich nicht zu fassen sind. Unvorstellbare Kräfte müssen gewirkt haben, um solche Gebilde aus härtestem Material zu formen und Gebirge wie Alpen und Pyrenäen aufzuschieben. Die Flyschs von Zumaia sind Aufschlüsse der Zeit vom Beginn des Massenaussterbens der Dinosaurier, lese ich später nach.

Es ist unbeschreiblich, fantastisch, gewaltig, spektakulär!

Und für die Fans der Phantasie: der Strand von Drachenstein aus der Serie "Game of Thrones" befindet sich an Ort und Stelle.

Der Weg lohnt sich auf jeden Fall! Auch wenn es der anschließende Wiederaufstieg gehörig in sich hat.

Die Sonne schiebt sich durch die atlantischen Wolken, mit jedem Höhenmeter steigt die Temperatur, die Beine werden schwerer, die Luft heißer. Gut, dass es auch auf diesem Parkplatz Wasserhähne zur Erfrischung und Wiederbelebung gibt, nur ohne Schlammbad.

Beide sind wir ausgehungert, das karge Frühstücke ist längst vergessen, lediglich ein paar verbotene Käsecracker liegen einsam in der Vorratskiste, nun aber schnell den Einkauf erledigen.

Ich google den nächsten Supermercado, der ist geschlossen, so die Online-Auskunft. Und die weiteren namhaften Shoppingketten ebenso! Das kann doch nicht sein! Sicher wird hier und da noch die berühmte Siesta gemacht, aber die großen Supermärkte machen schon lange keine Mittagspause mehr! Kann Google sich irren?

Dann hat Zappa den entscheidenden Einfall: die hiesigen Feiertage haben wir bereits gecheckt, aber vielleicht gibt es ja noch baskische Sonderfälle? Sowas hatten wir auch schon mit einer kaputten Dieselpumpe in einer einzelnen spanischen Stadt...

https://vakantio.de/chateaugeschichten/happy-end-0

Was soll ich schreiben: heute ist Jakobstag und natürlich wird der Heilige vor allem in Regionen des bekannten Pilgerwegs besonders verehrt. So auch im Baskenland. Es ist Feiertag.

Das ist ebenso der Grund für einen überfüllten Picknickplatz mit kiffenden Campern und verkaterten Großfamilien.

In Guernika gibt es eine geöffnete Panaderia mit frischem Baguette und nebenan beim "Frutas y Verduras" ergattere ich vor der Mittagspause auch noch Gurke, Tomate und lebenswichtige Cola für Zappa. Nun kann das lange Wochenende zu Ende gehen. Und auch die Parkplätze am Meer leeren sich zum Sonnenuntergang.

Antworten

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