Veröffentlicht: 18.09.2018
Die Pilgermesse in Santiago war ein Erlebnis. Schon eine Stunde vor Beginn begann sich die Kathedrale mit Pilgern zu füllen. Auch innen war die Kirche ziemlich beeindruckend und prunkvoll. Der Altar über und über mit Gold verziert, über dem Mittelgang schwebte ein riesiger silberner weihrauchbehälter, der - falls genügend Spenden von Pilgergruppen zusammen kommen - von mehreren Kirchendienern an einem dicken Seil über die Köpfe der Gläubigen hinweg durch den Gang geschwenkt wird. Man hatte viel zu bestaunen: kirchliche Opulenz und Menschen aus aller Welt, die auf ganz verschiedene Art ihrem Glauben, ihrer Demut oder ihres Erstaunens Ausdruck verliehen. Ziemlich bald kam eine Nonne ins Spiel, die offensichtlich die Fäden in der Hand hatte und sehr resolut alles für den Gottesdienst vorbereitete. Auch probte sie mit den Kirchenbesuchen vorab voller Inbrunst schon einige Kirchenlieder, damit es beim eigentlichen Gottesdienst auch die nötige Klangfarbe und Opulenz haben würde. Man wollte wohl ganz auf Nummer sicher gehen. Einige „Ordner“ regelten den Fluss der Besucher und sorgten dafür, dass niemand dort stand, wo man nicht stehen durfte, dass Ruhe eingehalten wurde und sich jeder angemessen benahm und gekleidet war. Hier wurde nichts dem Zufall überlassen. Pünktlich um 12:00 Uhr ging es los. Einige Pilgergruppen wurden persönlich begrüßt und der Pastor begann die Messe. Die kleine Nonne sang engelsgleich und hatte alles im Griff, dirigierte die Gemeinde und sorgte dafür, dass die Messe würdevoll ablief. Wir kamen sogar in den Genuss, den riesigen Weihrauchkessel in Aktion zu erleben. Hierbei wurde ein dickes Seil, an dem er befestigt war, von 6 Kirchendienern mit aller Kraft immer wieder nach unten gezogen. Der Kessel flog so immer wieder vom einen zum anderen Ende des Mittelganges. Offensichtlich gab es genügend Spenden, um dieses Schauspiel zu veranstalten. Es war in der Tat ziemlich beeindruckend. Nach Ende der Messe strömten die Massen wieder auf dem Vorplatz. Nun hatten wir den Höhepunkt unserer Reise erlebt und erkundeten die Stadt weiter in unseren Flipflops. Wir vermissten schon unsere Berliner Mädels. Wir waren Ihnen noch nicht begegnet und machten uns schon ein bisschen Sorgen aber kurze Zeit später erreichte uns eine sms: alle gut angekommen. Sehr schön. Jetzt fehlte nur noch Claude mit seiner Nadine und Therese.... aber von ihnen bekamen wir nichts mehr zu sehen. Schade. Wir liefen durch die Stadt und bummelten durch ein riesiges Kaufhaus: El corte Ingles. Monika wollte unbedingt ein Sommerkleid. Irgendwie hatte man Lust auf ein bisschen Weiblichkeit nach 12 Tagen Wanderkluft. Wir suchten und fanden nichts. Eine Scheußlichkeit übertraf die Nächste. Wir entschieden uns für die Minimallösung in Form von Nagellack und Lippenstift. Immerhin. Das musste reichen um wieder ein Gefühl von Weiblichkeit zu bekommen. Wir schlenderten also mit Tüte zurück. Dauernd drehte ich mich um...irgendwie hatte ich immer das Gefühl, etwas vergessen zu haben.... klar... den Rucksack. Er war ja mittlerweile Teil von uns geworden und wir waren es nicht mehr gewohnt, ohne ihn auch nur einen Schritt zu tun. Wie man sich an 7 Kilo auf seinem Rücken doch gewöhnen kann. Wieder zurück im Zentrum genehmigten wir uns einen Kaffee und planten den Abend. Unsere „Lauf App“ bescheinigte uns zurückgelegte 8 km..... in Flipflops. Wow.... ein ganz neues Lebensgefühl. Zufällig „stolperten“ wir über 2 unserer Berliner Mädels. Das Hallo war groß und wir verabredeten uns für den Abend auf ein Weinchen. Monika und ich wollten nochmal in der uns bekannten Tapas Bar essen gehen. Den Absacker gab‘s dann mit den Mädels zusammen. Ein so nettes Trüppchen mit einer tollen Gruppendynamik und einem prima Zusammenhalt. Der Abschied war sehr herzlich. Macht‘s gut Mädels. War schön, euch kennengelernt zu haben. Wir liefen zurück durch trubelige Gassen zu unserem Hotel. Eins war klar: vor 1:00 Uhr würde an Schlaf nicht zu denken sein. Gute Nacht Santiago.