Lip & Bürsti - Balkan Roadtrip
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Theth - Valbona

Veröffentlicht: 29.06.2023

28.06.23

Die erste Etappe gilt als eine der schwierigsten und zugleich schönsten des gesamten Trails. Mir fehlt natürlich noch der Vergleich und dennoch haben es die 1220 Höhenmeter in sich. Über die gesamte Strecke bieten sich dafür wundervolle Aussichten, die bei mir auch jetzt schon für einen bleibenden Eindruck gesorgt haben. 

Mein Rucksack ist wie immer zu schwer, da die Angst zu verhungern, beim packen letztendlich meistens überwiegt. Ich bin allerdings etwas erleichtert, nachdem ich Sammy's Rucksack in der Hand hatte. Somit bin ich wenigstens nicht der einzige, der ca 15kg den Berg hoch schindet. 

Man muss dazu sagen, dass Sammy fast 60 Jahre alt ist. Stabiler Typ. Respekt. Sammy habe ich heute morgen, auf den ersten paar Kilometern, bei einer Pause, kennengelernt. Sympathischer, Vollblutwanderer und Bergführer. Der gebürtige Mazedonier lebt seit 40 Jahren in Bayern und hat schon einige Bergtouren auf dem Buckel und so manchen Gipfel bestiegen. Seine Geschichten waren durchaus unterhaltsam. So verging die Zeit  fast wie im Flug und die Anstrengung machte sich erst gegen Ende des Tages langsam aber sicher bemerkbar. 

Mit dem Wetter hatten wir eigentlich Glück, denn es war die meiste Zeit bewölkt und dadurch nicht zu heiss. Für den Mittag war eigentlich Regen gemeldet, der dann aber erst am Abend, in Valbona, dem Etappenziel, zeigte. 

Meinen eigentlichen Plan, eine zusätzliche Übernachtung auf ungefähr halber Strecke einzulegen, um von dort aus einen Abstecher, auf den Jezerces (2694m), einen der höchsten Gipfel Albanies, zu machen. Aufgrund der Wetterbedingungen wurde daraus dann erstmal nichts. Eventuell gibt es dazu nochmal die Möglichkeit, auf einer der letzten Etappen. Gemeinsam mit Sammy, der auch bestens mit Kartenmaterial ausgestattet ist, haben wir die Topografie heute schon etwas genauer studiert, um abzuchecken, welche Gipfel abseits des eigenentlichen Trails noch so in Frage kommen. An Motivation fehlt es uns offenbar nicht. An Tag 1 über zusätzliche Gipfel zu sprechen ist allerdings vielleicht auch schon ein wenig überambitioniert. Wir werden sehen. Sammys Plan ist auch nur ein Teil des gesamten Potb zu laufen. 

Sammy übernachtet in einer Pension. Für mein Zelt bzw Tarp,  war es mir am Abend zu regnerisch.  Bereits gestern hatte ich mich gefragt, was ich mir beim Kauf des Tarps eigentlich gedacht hatte. Beim Regentest hatte es nämlich schon damals in Galicien kläglich versagt. Beim Aufbau kam ich mir gestern zudem so vor, als ob ich zum ersten Mal ein Zelt aufbauen würde. Für mich liegt das auf jeden Fall auch an dem Tarp. Dafür ist es wirklich ultralight, was bedeutet, dass ich mehr Essen mitnehmen kann. Alles in allem werde ich auch mit Tarp im Gepäck immer mal wieder andere Schlafplätze auffinden müssen. Bei Regen und am Ende vom Tag macht das dann heute kaum Spaß. So übernachtet man dann eben auch vor einem Kuhstall. Als ich gerade dabei war mich auszubreiten, standen auch schon ein paar Kühe direkt vor mir. Ich glaube sie wollten in den Stall bzw Btonbunker, dessen evor dessen Eingang sich irgend so ein komischer Typ ausgebreitet hatte. Wir schauten uns mit großen Augen an. Im Gespräch konnte ich ihnen meine Situation dann erklären und die Herde zeigte sich sehr verständnisvoll. Sie überlesen mir dann ihren Stall für die eine Nacht. Die albanische Gastfreundschaft kennt auch hier keine Grenzen. 

Tatsächlich habe ich zur Sicherheit ein paar große Steine auf den Zugangsweg gelegt bzw. übereinander gestapelt, damit dann nicht irgendwann in der Nacht eine angry Kuhherde über mich drüber trampelt. 

Die morgige Etappe werde ich wieder gemeinsam mit Sammy bestreiten. 


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