Veröffentlicht: 08.07.2023
05.07.23
Aufgewacht realisiere ich, dass ich ja noch immer bei der montenegrischen Familie bin und zwar draußen unter dem Pavillion. Die Ereignisse von gestern sind direkt wieder präsent und so beginnt der Tag mit einem breiten schmunzeln im Gesicht. Wirklich erholt fühle ich mich zwar nicht, es bleibt mir aber auch kaum Zeit darüber nachzudenken, ehe ich schon wieder, am Esstisch in der Stube sitze. Auch Jochri sitzen bereits grinsend auf der Couch und flüstern mir zu, dass der kleine Junge, neben ihnen auf dem Sofa noch schlafe. Jetzt verstehe ich auch warum es so dunkel ist im Wohnzimmer. Die Oma sitzt uns gegenüber und raucht erstmal eine Zigarette zu ihren morgendlichen Kaffe. Die Tochter wirkt mit Abstand am fitesten von uns allen, während sie uns das Frühstück anpreist.
Dann geschah es, mein persönliches Highlight. Ich hatte gerade den ersten Schluck von meinem Kaffe genommen und war soeben dabei mein Rührei etwas genauer durch meine noch halb verschlossenen, müden Augen, anzusehen, um dann die Wurst-Stückchen gezielt auszusortieren, als mir die Oma freundlichwrweise eine Zigarette anbot. Ihre Tochter war direkt zur Stelle, nahm eine Fluppe aus der Schachtel und steckte mir diese quasi direkt in den Mund. Feuer hatte sie auch direkt parat. Alles klar dachte ich. Was passiert hier. Ich war noch nicht einmal richtig wach, schon saß ich, wie schon am Abend zuvor, rauchend, im halbdunkeln, auf dem Sofa, zwischen Jochri und dem schlafenden Jungen. Zum Frühstück gabs für mich dann heute halt mal eine Zigarette. Vom Rührei war nicht mehr ganz so viel übrig, nachdem ich die Wurst an Christoph weiter gegeben hatte. Meine Tasse frische Milch, drückte ich ich ebenso an Christoph ab.
Die Tochter bot uns sogar noch an, uns mit nach Plav, zum nächsten Etappenziel mitzunehmen, da sie dort in einem Hotel arbeitete. Im Hotel Alan. Soll richtig gut sein meint sie. Verlockend, doch wir waren ja zum wandern hier und cheaten kam nicht in Frage.
Wir verabschiedeten uns von allen und gingen, mit viel Freude, mit einer unvergesslichen Erfahrung mehr und viel Gesprächsstoff für den Tag, zurück auf die Pfade des PoB.
Am heutigen Tag liegt eine besondere Etappe vor uns. Schon seit ein paar Tagen malen wir uns gedanklich aus, was wir alles machen werden, wenn wir die "City" erreichen. Wir würden uns in ein schickes Appartement einmieten, uns mal wieder richtig aufbrezeln, im Zentrum flanieren und in den Bars der Stadt das Nachtleben aufsaugen. Plav ist die einzige Stadt auf dem Peaks of the Balkans. Der Lichtblick am Ende des Tunnels. Das wichtigste, es gibt Supermärkte. Das wiederum bedeutet eine hervorragende Auswahl an Lebensmitteln. Das wiederum bedeutet Chips und Eiscreme.
In unseren Köpfen war Plav nun das eigentliche Ziel. Die Tatsache, dass danach nochmal zwei der härtesten Etappen auf uns warteten verdrängten wir gekonnt mit all unseren Phantasien, wie wunderbar es in Palv sein würde.
Letztendlich war es auch nur eine kleinere Stadt, die außer ein paar Restaurants und den Supermärkten nichts zu bieten hatte. Man empfing uns auch nicht mit einem Feuerwerk und den roten Teppich hatten sie auch nicht ausgerollt.
Dennoch, es gab Obst. Mhhm.
Es begann zu regnen und wir checkten die Angebote auf booking.com bei einem Kaffee.
Für 5 eur konnte man sich ein Zelt auf einem Campingplatz mieten. Direkt am See, den wir uns im übrigen auch etwas anderst vorgestellt hatten. Strandbars und Beach gab es leider nicht.
5 eur sind schon fast unverschämt günstig. Verblendet vom Preis buche ich das Zelt. Jochri einen Wohnwagen.
Bei der Ankunft kann ich noch kein Zelt erblicken. Gelände an sich dafür nett gemacht. Der Vermieter kommt aus einem der Caravans geschlüpft, ich zeige ihn die Buchung und erkundige mich verwundert nach dem Zelt. Entspannt zieht er dieses aus seinem Wagen hervor. Aha, dachte ich. Sieht richtig scheisse aus das Ding. Und aufbauen? Dauerte 2 min. Ich half ihm. Jetzt stand es da mitten auf dem Platz. Drum herum die Wohnwägen und einige Leute, die hier auch etwas gemietet hatten und sich wahrscheinlich genauso wie ich fragten, warum man so ein Zelt vermietet.
Es regnete noch immer etwas. Das Zelt sah alles andere als wasserdicht aus. Was hatte ich mir dabei gedacht...
Obwohl ich mich mit meinem Zelt noch immer nicht anfreunden konnte, wäre es mir jetzt lieber gewesen. Und dazu noch umsonst. Selbst der Kuhstall oder irgendeine andere Baracke wäre mindestens genauso gut, als dieses blöde Zelt. Dafür wieder einmal eine richtig lustige Situation. Jochri bezogen ihren schmuddeligen Mini-Wohnwagen ich mein bereits nasses Zelt. Die sanitären "Anlagen" also ein Dixi und eine schlecht gebaute (kalte) Dusche waren übrigens im Preis mitinbegriffen.
Aber was solls. Wir waren in Plav!
Aus dem schicken Appartement wurde also nichts. Kleidung zum ausgehen hatten wir natürlich auch keine. Die Vorstellung eines Nachtlebens war natürlich auch völlig übertrieben.
Spaß hatten wir dafür trotzdem.
Ein schönes Abendessen auch.
Der Einkauf war zwar die pure Überforderung, aber wir hatten nun auch wieder nice Snacks, die wir draußen auf der Straße, mitten im Geschehen der Stadt in uns hineinstopften.
Wir waren bereit am nächsten Morgen früh aufzubrechen und den Endspurt anzutreteh.