Veröffentlicht: 09.06.2016
Ich habe da mal eine Frage: Was verbindet eigentlich Chicago mit der Kleinstadt Forest City in Iowa? Richtig - absolut nichts! Bis auf den Fakt, dass es eine Qual ist von einem Ort zum anderen zu kommen. Es braucht eine 9-stündige äußerst unbequeme Busfahrt, einen Busfahrer der offensichtlich viel Spaß an seinem Job und seinen Ansagen hat und eine im Internet aufgespürte Privatperson namens Earl, der einen die letzten 30 Kilometer gegen Bezahlung bringt.
Warum ich euch das erzähle? Wir haben uns dazu entschieden, die nächsten 3 Wochen ein Wohnmobil zu mieten und damit von Forest City bis nach Los Angeles zu tuckern.
Nachdem wir also endlich angekommen waren und den ganzen Papierkram und die Einweisung für das Wohnmobil hinter uns hatten, konnte es losgehen. Bleibt nur noch die Frage, ob ich es so lange mit Sascha auf so engem Raum aushalte, ohne ihm an die Gurgel zu wollen (das gleiche hat er sich wohl auch gedacht als wir die Entscheidung getroffen haben 😄)...
Unser erster Stopp war der Walmart in Sioux City, Iowa. Für einen schmalen Taler deckten wir uns dort mit den köstlichsten Dingen ein, die Amerika zu bieten hat: Brot, Käse, Wurst, Ketchup, Chips, Ramen-Nudeln und, das beste kommt ja bekanntlich immer zum Schluss, Froot Loops. Wie man es von den Amerikanerin gewohnt ist also nur gesunde Sachen. Um unseren ausgewogenen Ernährungsplan noch zu ergänzen, werden wir für die 3 Wochen, in denen wir das Wohnmobil haben, jeden Tag 300 Liegestütze (300-Push-Up-Challenge) machen, um den Dünnbrettbohrern am Malibu Beach mal zu zeigen, wie ein gestählter Körper auszusehen hat. 😀
Als wir die Sachen allerdings vom Geschäft zum Wohnwagen bringen wollten, fing es wie aus dem nichts an heftig zu regnen. Da ergab sich für mich die perfekte Möglichkeit Sascha, der wohl immernoch an die vielen hübschen Frauen in Chicago dachte, etwas abzukühlen. Also sperrte ich ihn kurzerhand aus dem Wohnmobil aus und ließ ihn im Regen stehen. Bin ich nicht ein guter Bruder? 😄
Er war mir im Endeffekt aber nicht böse, da wir seit mehr als 24 Stunden nichts gegessen hatten und das Hungergefühl alles andere überdeckte.
Die nächsten Tage waren weniger spannend. Wir sind viel gefahren und relativ schnell vorangekommen was der Tatsache geschuldet war, dass Iowa und auch Nebraska (Penny war leider nicht anzutreffen) bis auf Rinderfarmen und viel landwirtschaftliche Flächen absolut nichts zu bieten haben. Da war die abendliche Parkplatzsuche mit unserem "Minnie Winnie" wie er liebevoll genannt wird, spannender. Es ist nämlich gar nicht so einfach außerhalb von den Interstates einen Platz zum Übernachten zu finden, da es oftmals verboten ist über Nacht stehen zu bleiben.
Wesentlich spannender wurde es erst, als wir halb durch Co(w)lorado waren. Denver, Home of the Broncos, heißt die wunderschöne Stadt, die im Schatten der Rocky Mountains vor uns lag. Aufgrund der großen Hitze und fehlender Pläne unsererseits entschieden wir uns aber dafür, das zweite Spiel der NBA Finals in einer Bar bei einem kalten Bier zu gucken. Kaum eine Stunde in einer fremden Stadt, fing mein lieber Bruder wieder an, sich nur um Frauen zu kümmern. Etwas verwundert war ich dann aber doch, als zwei Amerikanerinnen die Bar verließen und Tschüss zu Sascha sagten. Das muss wohl an dem magischen Helm liegen, den er auf dem Kopf trägt. 😄 (Langhaarfrisuren werden bei uns liebevoll Helm tragen genannt)...
Jedenfalls stellte sich der Besuch der Bar wohl als Fehler heraus, da wir bei einem abendlichen Bummel durch die Stadt festgestellt haben, dass wohl tagsüber eine Art Straßenfest stattgefunden haben musste. Naja, man kann nicht alles haben ... So blieb es bei einem halbtägigen Ausflug nach Denver und wir fuhren weiter in Richtung Westen.
Der kürzeste Weg dahin führte uns durch die Rocky Mountains. Diese boten uns faszinierende Panoramen und Anblicke, ob nun schneebedeckte Gipfel, steile Klippen bizarrer Felsformationen oder mit riesigen Wäldern bestückte Berge. Hinter jeder Kurve wartete noch ein gewaltigerer Ausblick und genau deswegen ist dieser Teil eins meiner bisherigen Highlights. Das ein oder andere Mal hielten wir an, um eine Auszeit vom Fahren zu nehmen oder einfach die Natur zu genießen. Einen Tag lang waren wir auch auf eigene Faust wandern bzw. klettern. Beim Erklimmen der Berge und des Canyons von Palisade,Colorado hörten wir dabei immer wieder eine Art Kanone, die uns stark an die Tribute von Panem erinnerte. Jeder, der den Film kennt, weiß dass das Ertönen der Kanone nichts Gutes heißt. Sascha dachte schon, dass wir irgendwo dort sterben werden, aber die (unsere) Kanone blieb glücklicherweise stumm. Nur den Sonnenbrand, den wir beide davongetragen haben konnten wir nicht verhindern... 😄
Momentan befinden wir uns in Nevada, ca. 100 Meilen vor Las Vegas. Der Staat des Glücksspiels zeigt auch bei uns schon jetzt seine Wirkung und so fingen wir, mehr oder weniger aus einer Laune heraus, an Solitär zu spielen. Der Einsatz? Die eigenen Haare. Aber seht selbst was mit meinen Haaren passiert ist...
Zusammenfassend kann man sagen, dass auch unsere zweite Woche wohl noch eine der ruhigeren war. Wir sind viel gefahren, haben viel von Amerikas Natur zu sehen bekommen und haben noch immer Lust auf viel viel mehr ...
In diesem Sinne ...
See you soon
Tim (Max) & Struppi (Sascha)