Veröffentlicht: 26.06.2018
Der frühe Vogel fängt ja bekanntlich den Wurm....demnach hat er heute ganz viele Würmer gefangen....ohne uns. Die Sonne gestern hat mich wohl doch mehr mitgenommen als gedacht, sodass ich heute erstmal ausgiebig aus-/verschlafen habe. Nach Kaffee, Frühstück etc. waren es dann 13 Uhr. Zu spät also für größere Touren im Umland. Also hab ich uns heute einen Teil vom Zöllnerpfad GR34, der hier überall mal langgeht, rausgesucht, der ca. eine halbe Stunde von hier entfernt startet. Dabei achte ich immer darauf, dass die Tour als Rundgang gemacht werden kann, da ich es blöd finde Wege zweimal zu gehen und das Auto ja am Ende wiedergefunden werden muss.
Geplanter Start war Plougrescant. Die Tour sollte 8-10 km lang sein. (Es wurden 13 km draus...) Nachdem wir einen Parkplatz gefunden hatten, machten wir uns auf Richtung Meer (grobe Richtung). Ich habe einen anderen Startpunkt gewählt, als im Internet beschrieben, da mir die Route sonst zu kurz gewesen wäre. Daher verlief die Suche der Küste auch mal wieder relativ improvisiert ab. Nach gut 2 km hatte ich diese aber endlich gefunden (zwischendurch sind wir wieder auf, für Fußgänger nicht geeignete Landstraßen abgedriftet...). Ich muss sagen, der Startpunkt am Meer war relativ unschön und das Teil des Zöllnerwegs eher schwierig zu finden, da das Wort "Weg" hier nicht ganz zutraf....Trampelpfad auch nicht....eher Schneise zwischen Wildwuchs....nungut, kann ja noch besser werden.
Nach und nach wurde der Weg an der Küste entlang auch immer schöner und besser begehbar. Allerdings vermehrten sich die Touris genauso rasend. Irgendwann dachte ich mir, dass Teewurst genug bei Fuß gelaufen war und leinte ihn ab. Klappte soweit ganz gut. Er kam nach jeder Biegung zurück. Bis auf einmal. Da stand Teewurst dann im Meer und hörte zum Verrecken nicht mehr. Gut, dass ich heute meine Pfeife vergessen hatte und so brülle ich mir im Chor mit der Fußhupe, die im Garten nebenan saß, einen ab. Während Teewurst sich wahrscheinlich nur gedacht hat "die beiden Fußhupen können mich gar nicht meinen"....Irgendwann bequemte sich der Herr dann mal zurück was zu Leinenzwang für den Rest des Tages führte.
Mitten im Nirgendwo trafen wir an einem Aussichtspunkt eine Frau aus Kaptstadt, die ihren Mann irgendwo auf dem Weg abgesetzt hatte (ob versehentlich oder nicht wurde aus dem Gespräch nicht ganz klar...) jedenfalls unterhielten wir uns eine Weile über "the mooooost BEAUTIFUL dooooooooog" (Teewurst wurde wieder vor die Linse gezwungen) und über Franzosen und die Sprache. Witzigerweise versuchte die Dame krampfhaft französisch zu lernen und die Franzosen wechselten IIIIIMMEEEEEDIATELYYYYYYYYY ins Englische, sobald sie ihren Akzent hörten. Ich hab bisher allerdings genau die umgekehrte Erfahrung gemacht. Egal wie oft du Franzosen verklickerst, dass du kein französisch sprichst, es wird weiter französisch gesprochen. Verstehst du nicht? Versteh ich nicht! Hör halt besser zu, dann kann jeder französisch! Allerdings glaube ich, dass sie der Dame nur ihre neue Hauseinrichtung für the moooooooost BEAUTIFUL Bretagne verkaufen wollen und deshalb höflicherweise direkt ins englische switchen. Das merk ich mir....
Ein paar Eindrücke:
Nachdem ich der Dame viel Glück bei der Suche nach ihrem Mann gewünscht hatte (oder eben kein Glück-wer weiß), ging es dann auch weiter. Die Sonne knallte wieder wie sonst was und der Weg wechselte immer mal wieder von gut begehbar in "zieh dir Wanderschuhe an oder du stirbst"....auf einer Klippe machte ich dann wegen des frischen Windes (es war unfassbar warm) eine Pause und verlor prompt im Wind meinen Hut. Dieser flog direkt in einen riesigen Dornenbusch. Tja dumm gelaufen, entweder ohne weitergehen und krepieren oder versuchen den da rauszufischen....unter dem Busch ging es netterweise auch direkt senkrecht ins Meer und das nicht nur 5 m tief....Also hangelte ich mich mit Teewurst als Gegengewicht in den Busch rein und fischte etwas ungelenk nach dem Hut. Als ich mich aus dem Dornenbusch wieder loseisen konnte (gabs da nicht eine Stelle in der Bibel zu ???), lief mir das Blut die Knie runter und ich sah aus als hätte ich mit einem Tiger gekämpft. Den Rest des Weges mied ich dann das Ende der Klippen. Mittlerweile war es schon recht spät geworden und ich versuchte langsam den Rückweg zu planen. Dieser verlief weiterhin an wirklich super schönen Buchten (die meisten mit kristallklarem Wasser und super zum Schwimmen geeignet) vobei, wechselte mal in eine Art Moorlandschaft, dann wieder Heide, ein Stück Wald an der Küste und wieder Buchten. So abwechslungsreich verlief der Weg fast die ganze Zeit, was dazu führte, dass man nie das Gefühl hatte schon lange unterwegs zu sein.
Manchmal sieht man Steinformationen, in die man alles Mögliche reininterpretieren könnte.....
Ein Haus zwischen Felsen....
Das Haus zwischen den beiden Felsen lag in einer Art Moorlandschaft mitten im Nirgendwo. Mehr als ein Bett kann da auch nicht reinpassen. Wobei ich mich dann Frage wie ein Paar dort drinnen lebt? Heißt es dann bei Streit "Heute schläfst du am rechten Felsen und ich am Linken"???
Irgendwann verließen wir dann den Zöllnerweg und wanderten Landeinwärts auf der Suche nach dem Auto. Hatte ich gestern erwähnt, dass ich es hasse bergauf zu gehen? Hmm....und Landstraßen mit Franzosen, die fahren wie die Irren auch eher unpraktisch zum Laufen sind? Hmm....also der Rückweg verlief NUR bergauf an einer solchen Landstraße entlang (in der prallen Sonne). Am Parkplatz angekommen, machte ich Teewurst nochmal von der Leine los, damit der Gute ich vor der Rückfahrt nochmal erleichtern konnte. Wollte er scheinbar nicht....Teewurst war auf einmal weg. Wo Teewurst dann war, fand ich heraus als ein wutschnaubender Franzose aus der Hintertür seines Hauses gerannt kam und ihn vor sich herjagte. Hatte er wohl wieder einen Mülleimer gefunden...
Nachdem Hund und Gepäck verstaut waren ging es dann zurück zur Wohnung. Dort reservierte ich einen Tisch in einer Crêperie hier in der näheren Umgebung.
Da die Tische draußen schnell weg sind bei dem Wetter, musste ich mich dann echt spurten, um noch duschen zu können und pünktlich anzukommen. Schließlich sollte es heute mal Galette (herzhafter Crêpe) geben.
Wenn ich abends essen gehe, lese ich eigentlich immer wie mittags, wenn wir Kaffee trinken gehen. Über meinem Buch entging mir allerdings nicht die Diskussion der deutschen Familie am Nebentisch (die dachten ich sei Französin), wo darüber diskutiert wurden, dass ich meinen Hund ja völlig ignorieren und nur lesen würde. Gott was bin ich für ein schlechter Mensch.
Nach der 12 km Wanderung heute die Dreistigkeit besitzen und mich mal nicht mit Teewurst zu unterhalten (der pennte im Übrigen und konnte vorher schon kaum noch die Augen aufhalten). Als ich ihn dann später streichelte, haben sie sich glaube ich kurzfristig dagegen entschieden die Tiernothilfe zu kontaktieren.....Und so ging es nach einem sehr leckeren Crêpe mit Ziegenkäse und Salat dann nach Hause auf die Couch. Morgen müssen wir früh aufstehen, sonst werden uns wieder alle Würmer weggeschnappt!
Gute Nacht!