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Pretoria und Jo'zi

Veröffentlicht: 14.09.2018

Am letzten Freitag haben wir uns abends auf den Weg zum Flughafen gemacht - direkt nachdem meine drei mitreisenden Mädels einen Test in der Uni hatten. Um 20:30 Uhr ging unser Flug Richtung Johannesburg - von den Einheimischen immer nur Joburg oder Jo'zi genannt. Dort sind wir aber erstmal nicht geblieben, sondern von dort direkt in die Hauptstadt Pretoria gefahren. Am nächsten Tag gab es dort nämlich ein Eintagesfestival, mit vielen Bands. Unter anderem auch Rubber Duc, deren Musik ich schon länger super gerne anhöre. Der Hauptact am Abend war Jeremy Loops, ein südafrikanischer Sänger, der auch international Erfolg hat. Im nächsten Jahr spielt er auch in Deutschland. Bevor wir uns aber zum Botanischen Garten aufgemacht haben, wo das Festival stattgefunden hat, haben wir noch auf dem Hazelwood Foodmarket gefrühstückt. 

Das Wetter war super und erstmal haben wir dann im Botanischen Garten auf der Wiese gesessen, Karten gespielt, Wein getrunken und den ersten Acts zugehört. Als dann immer mehr Leute kamen, haben wir uns auch in die Menge gestellt. Die Musik war toll, jede Band hat mir gut gefallen. Mit der Zeit wurde das Stehen aber wirklich anstrengend und ich habe noch nie eine so nervige Menge erlebt. Man wurde dauernd rumgeschubst. Und es wurde wirklich richtig kalt. Die Temperatur ist von 24 Grad am Mittag auf fünf Grad am Abend abgerutscht. Deshalb sind wir dann auch bevor Jeremy Loops seinen Auftritt beendet hat gegangen, damit wir nicht so lange mit Hunderten anderen Menschen in der Kälte auf ein Uber warten mussten. 
Rubber Duc - hört mal rein, sie sind auf Spotify zu finden :) 

Weil meine Mitbewohnerin Svenja am Sonntag Geburtstag hatte, sind wir vom Festival noch in eine Bar gefahren - The Jolly Roger - um dort ein bisschen reinzufeiern. Dort haben wir wieder kartenspielend auf 0 Uhr gewartet und sind dann noch ein wenig auf die Tanzfläche gegangen. Lange haben wir es aber nicht durchgehalten - vom Tag waren wir dann doch sehr erschöpft.
Im Hostel erwartete uns eine böse Überraschung: es war soooo kalt in den kleinen Hütten in denen wir geschlafen haben. Mit langen Klamotten, Socken und drei Decken habe ich trotzdem noch unglaublich gefroren und wir alle haben kaum ein Auge zugemacht - ein Wunder, dass wir nicht krank geworden sind. 
Am nächsten Tag haben wir Svenja dann noch in ein schönes Frühstückscafé zum Geburtstagsfrühstück eingeladen und sind von dort zu den Union Buildings in Pretoria gefahren - die Parlamentsgebäude mit einem sehr schönen Park davor und mit einer riesigen Nelson Mandela Statue.

Wirklich viel mehr kann man in Pretoria nicht machen, zumindest haben wir online nicht viel gefunden, was es wert gewesen wäre, sich anzuschauen. Also haben wir schon mittags beschlossen zurück nach Johannesburg zu fahren. Das war im Endeffekt auch die richtige Entscheidung. Ich hatte online nach einem Hostel gesucht und eines gefunden, dass im kleinen Künstlerviertel Maboneng liegen sollte. Als wir so im Uber durch die Johannesburger Straßen fuhren, sah alles aber alles andere als einladend aus und je näher das Ziel kam desto nervöser sind die anderen geworden - vertraut haben sie meiner Recherche in diesem Moment absolut nicht. Aber als wir am Curiocity Backpackers ankamen, sah alles schon viel besser aus. Das Hostel war wirklich toll und uns wurde direkt ein kleiner afrikanischer Markt die Straße runter empfohlen, der wirklich toll war. Uns wurde gesagt, wir können die Straße ganz unbeschwert entlang laufen, da sie sicher sei. Und tatsächlich standen an jeder Straßenecke Sicherheitsleute. Die Sache mit Maboneng ist etwas seltsam - vor einigen Jahren hat eine Immobiliengesellschaft angefangen dort Industriegebäude aufzukaufen und zu renovieren, eine Kunstgalerie wurde eröffnet. Das war der Startschuss: danach siedelten sich etliche Bars, Cafés und Restaurants an sowie Galerien, Designerläden, ein Theater und Buchläden. Entstanden ist eine "Hipsterinsel", eine Straße voller Leben, wo fast nur junge, schwarze Südafrikaner unterwegs sind. Abseits dieser Straße... sieht alles ganz anders aus. Und so schön Maboneng ist, so sehr ich es genossen habe, dort entlang zu schlendern und in Cafés, Restaurants und Bars neben jungen, hippen Einheimischen zu sitzen - man vergisst doch schnell, dass das eine Fassade ist, dass Johannesburg ganz und gar nicht überall so ist. Maboneng, was "Platz des Lichts" heißt ist ein Kunstname, eigentlich heißt das Stadtviertel Jeppestown. Und irgendwie ist Maboneng an sich auch Kunst, künstlich. Aber wunderschön.


 




Am nächsten Tag stand dann für uns noch eine typische Stadtrundfahrt in einem dieser roten Touristenbusse an, einfach um in der kurzen Zeit doch noch schnell einen Eindruck vom anderen Johannesburg zu bekommen. Schon kurz nach Abfahrt standen wir im Stau - sodass wir bald vierzig Minuten Verspätung hatten. Unser Plan sah vor, am Apartheid Museum auszusteigen, dort Zeit zu verbringen und danach den Rest der Tour zu machen. Aber durch die Verspätung haben wir letzteres leider nicht mehr geschafft. Aber das Museum war es wert. Auch wenn es für mich nicht so viel Neues war, da ich mich schon vorher viel darüber informiert hatte und auch in der Uni ein Seminar über Südafrika hatte, in dem wir die Apartheid und Nelson Mandelas Autobiografie im Detail besprochen haben, war das Museum sehr gut und eindrücklich gemacht. Schon allein der Eingang: beim Bezahlen hatte man ein Ticket bekommen, darauf stand entweder "White" oder "Non-White" - natürlich willkürlich und nicht wirklich nach der Hautfarbe verteilt. Ich war non-white. Der Eingang zum Museum selbst war dann zweigeteilt, ein Tor für Weiße und ein Tor für Nichtweiße. Dieser erste Moment des Schrecks war wirklich eine gute Idee von den Machern des Museums. 
Nach unserem Museumsbesuch mussten wir dann auch leider schon zurück zum Flughafen und zurück nach PE. Es hat sich wirklich gelohnt, auch wenn die Zeit sehr kurz war.
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