Veröffentlicht: 04.10.2018
Hallo ihr Lieben Zuhause,
hier noch ein nachträglicher Bericht über den vergangenen, abenteuerlichen Montag:
Tag 41: 01.10.2018 - Mt. Warning
Als wir beide an diesem Morgen von meinem Handywecker geweckt wurden, sah man schon die Sonne durch unsere Vorhänge blitzen. Das Wetter würde ab heute wieder besser werden und die Temperaturen sollten in den nächsten Tagen wieder ansteigen. Draußen war es aber immernoch sehr kalt, weshalb wir unseren Toast mit Spiegelei in der kleinen Hütte aßen. Beim Buchen war uns nicht bewusst gewesen, dass der Campingplatz zu einer Untergruppe einer christlichen Adventgemeinde gehörte. Mit den Vorschriften kein Alkohol, keine Drogen und nicht Rauchen hatten wir kein Problem gehabt. In der eigentlich wirklich gemütlichen Hütte waren wir aber umringt von Regalen mit gratis Heften, Broschüren und DVDs über den Erlöser, den letzten Tag und sonstige gruselige Bekehrungsgeschichten. Es war einerseits total muckelig in dem 'Wohnzimmer', das wir ganz für uns hatten, andererseits bekam man doch ein etwas beklemmendes Gefühl. Beim Frühstück erzählte Julian mir, dass er nachts auf dem Weg zur Toilette einem kleinen Känguru begegnet sei, dass auf der Wiese saß und ihn mit großen Augen beobachtet hatte.
Ich ließ mich anschließend vom Besitzer des Campingplatzes beraten, was wir auf dem Weg in Richtung Küste Schönes im Hinterland unternehmen könnten. Wir entschieden uns zum 1156 Meter hohen Mount Warning zu fahren und auf den Gipfel zu steigen. Rezensionen im Internet warnten vor einem sehr steilen Aufstieg. Dieser würde sich aber lohnen, da die Aussicht von Oben unglaublich schön sei. Der Berg war einst der zentrale Vulkanschlot einer der größten Vulkane Australiens.
Nach 40 Minuten Fahrt über sehr enge, steile und kurvige Straßen kamen wir am Wanderparkplatz an. Julian wollte Butter und Aufschnitt aus dem Kühlschrank holen, um uns ein paar Brote für unterwegs zu schmieren. Dieser war nur leider bis auf drei Karotten leer. Wir hatten all unsere frischen Lebensmittel im Kühlschrank der christlichen Gemeinde vergessen! Nach unserer Wanderung würden wir also zurück fahren und noch eine Nacht auf dem Campingplatz verbringen. Statt den geschmierten Broten packten wir trockene Toastscheiben, Thunfisch aus der Dose, Müsliriegel und zwei Birnen ein und machten uns auf den Weg. Die Wanderung auf den Berggipfel war mit 9 km und 5 Stunden ausgeschrieben. Der Wanderweg führte durch Regenwald in Serpentinen in die Höhe und hin und wieder konnte man über die Landschaft in die Ferne blicken. Uns begegneten viele Wanderer auf dem Weg nach oben. Nach ungefähr 1,5 Stunden Aufstieg wurde der Pfad noch steiler und wir mussten über Steine und Felsen klettern. Bei den warmen Temperaturen kamen wir ganz schön ins Schwitzen und wir freuten uns von absteigenden Wanderern zu hören, dass uns nur noch das letzte Stück bevor stand. Als wir um die Ecke Bogen sahen wir es: Der letzte Abschnitt bestand aus einer Felswand mit einer eisernen Kette an der rechten Seite und einer gefühlt hundertprozentigen Steigung. Beim Anblick schluckten wir und waren gespannt, ob wir den Aufstieg schaffen würden. Los ging es und wir zogen uns mithilfe der Kette Stück für Stück nach oben. Die Felsen hatten viele Vorsprünge und es klappte besser als erwartet. Ein Ende war jedoch lange nicht in Sicht. Wenn man an der Wand hochblickte, sah man nur Felsen und blauen Himmel über uns. Wir kletterten weiter, es war aufregend und machte wirklich Spaß! Bereits leicht unterzuckert und zittrig, merkten wir wie die Steigung wieder abnahm. Nach ein paar letzten Metern hatten wir es geschafft! Oben erwartete uns eine Aussichtsplattform, von der man in alle Himmelsrichtungen sehen konnte. Die Aussicht war unglaublich schön. Wir erkannten die Strände, die wir in den nächsten Tagen besuchen wollten. Nachdem wir ein paar Fotos geschossen und die Aussicht genossen hatten, gab es erstmal eine kleine Stärkung in Form der kläglichen essbaren Reste, die wir noch aus dem Camper gekramt hatten. Nach etwa einer halben Stunde machten wir uns erholt und gestärkt wieder auf den Rückweg. Ich hatte großen Respekt davor, die Felswand wieder rückwärts herunter zu klettern, aber auch das ging leichter als gedacht. Um 15:40 erreichten wir nach insgesamt 3 Stunden und 40 Minuten erschöpft unseren Campervan. Muskelkater für die nächsten Tage war in unserem untrainierten Zustand auf jeden Fall vorprogrammiert!
Juli cruiste die kurvigen Straßen zurück zu unserem Campingplatz, wo wir uns sogleich eine große Portion Pasta kochten. Beim Essen ließen wir den Tag noch einmal Revue passieren und waren froh, dass wir uns für die Wanderung entschieden hatten!
Bis ganz bald,
Juli und Nina <3