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An der Quelle der ewigen Jugend

Veröffentlicht: 03.03.2019

Wir fuhren also nach Vilcamaba, wieder in den Amazonas, um die Quelle der ewigen Jugend zu besuchen. Vilcabamba wird nämlich auch das „Tal der Hundertjährigen“ genannt, da die Bewohner des 3000 Seelen-Dorfes ungewöhnlich alt werden. Viele der Einwohner wurden über Hundert Jahre alt, was  den Gerüchten zufolge am hohen Mineralgehalt im Wasser der Flüsse liegt, die, aus den Bergen kommend, durch Vilcabamba fließen. Leider mussten wir - im Nachhinein - erfahren, dass sich zwar das Gerücht der sagenumwobenen Langlebigkeit gehalten hat, nicht jedoch die Tatsache... Durch den zunehmenden Tourismus explodierten die Grundstückspreise, Wasser, Strom, alle Lebenshaltungskosten stiegen so sehr, dass die Alten schneller aus der Stadt verschwanden, als man „Tourismus“ sagen kann. Aussteiger, Touristen und reiche Rentner lassen sich hier jetzt nieder, sodass die einheimischen Bauern sich zurückziehen mussten - hätten wir das vorher gewusst, wir hätten wohl aus Prinzip auf den Besuch verzichtet... Wir fanden auf dem kleinen Dortplatz  tatsächlich keine einzige alt aussehende, einheimische Person - alte Europäer und Amerikaner hingegen zur genüge. 

Wir besuchten trotzdem, zu Pferd, die „Quelle der ewigen Jugend“: einen Wasserfall mit bestem, trinkbarem Wasser, dessen Grund in der Sonne glitzert wegen der vielen kleinsten Goldpartikel, die im Sand zu sehen sind. Johnnys erster Ausritt, mein erster nach vielen Jahren, war am Anfang recht aufregend, wir mussten uns erst an das Pferd gewöhnen - und natürlich das Pferd an uns. Zudem war der Weg sehr steil und wir mussten erst Vertrauen fassen, dass das Pferd uns sicher nach oben tragen würde... Die Aussicht auf dem mehr als vierstündigen Ausritt war überragend: Der Weg führte uns über Berge und kleine Täler, umrahmt von meterhohen Kakteen, blühenden Magnolien, zackigen Felsen, sparrig wachsendem Eukalyptus, durch kleine Wälder und von Büschen überwucherten Hängen. Höhepunkt war dann der Wasserfall, zu dem wir zu Fuß abstiegen, während die armen, schwitzenden Pferde sich endlich ausruhen durften. Wir badeten im eisigen Wasser und bewunderten das Gold zu unseren Füßen, um uns herum dichter Regenwald. Wir erfuhren, dass die Einheimischen im Wasserfall rituelle Waschungen zur Reinigung von Körper und Geist durchführten und fühlten uns ein wenig schuldig, dass wir uns gleich ins Wasser gestützt hatten - während unser Guide dem Wasser zunächst Tabak opferte, um ihm ein Geschenk darzubringen und sich dann Brust und Gesicht einölte, dass in Zusammenarbeit mit dem heiligen Wasser seine Seele reinigen sollte.  Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir das Wasser vielleicht auch um Einlass gebeten - wir hätten ihm etwas von dem guten Käse opfern könne, den wir in Vilcabamba gekauft hatten... So aber aßen wir den Käse selbst und machten uns auf den Rückweg. Vor allem Johnny machte mittlerweile sein Allerwertester zu schaffen, aber auch Bárbara, mit der wir seit Cuenca reisten, und ich spürten am Abstieg jeden Knochen. Auf dem Rücken der Pferde liegt ja bekanntlich das Glück der Erde - nun, wir waren froh, als wir wieder absteigen konnten; die Pferde sicher auch!


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