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Kollapse, Hirschhaare und Schwimmwesten

Veröffentlicht: 14.08.2020


Steine. Magma. Lava. Gase. Schwefel. Das alles erwartete uns auf der Wanderung auf den aktiven Vulkan ‘Piton De La Fournaise’. Aber von vorne: Am Dienstag sind wir sehr, sehr früh aufgestanden. Zu früh um klar zu denken. Wir assen ein kleines Frühstück und machten Sandwiches für unterwegs. Draussen waren es nur 5 Grad, doch je höher wir fuhren desto wärmer wurde es und plötzlich war der Himmel nicht mehr von Wolken und Nebel bedeckt. Die Sonne schien mit all ihrer Wärme auf uns herab. Wir fuhren direkt durch ein Nebelmeer. Es sah einfach nur bezaubernd aus!
Dann hielt unser Guide auf einem Parkplatz an und wir stiegen alle aus. Der Vulkan entstand etwa zu der Zeit, als die Dinosaurier ausstarben. Es gab seit der Entstehung bis zum heutigen Vulkan drei Kollapse. Das heisst, dass der Vulkan drei Mal in sich zusammen gestürzt ist, bis er so blieb, wie er heute ist. Ausserdem befindet sich beim Vulkan ein sogenannter Hotspot. Hier eine kurze Erklärung dazu: Vom Erdinneren steigt immer wieder Magma auf und schmilzt die Erdkruste auf. So entsteht der Vulkan. Er ist Ortsgetreu also wandert er nicht, sondern wird für immer hier bleiben, wo er ist. Selbst wenn vielleicht mal Afrika an dieser Stelle sein wird.
Seine Magmakammer hat einen Hauptschlot (einen Durchgang für das Magma, welcher zum Krater führt), der wird aber ‘nicht mehr benutzt’. Aus ihm heraus ‘spriessen’ nämlich unzählige Nebenschlote. Wenn der Vulkan ausbricht, dringt das Lava auch nicht mehr aus dem Krater, sondern überall anders. Man kann aber nie wissen wo.
Der Hauptkrater ist 1.2km lang und 800m breit. Wie tief er ist, weiss ich nicht. Ich weiss nur, dass ich da nicht runterfallen will!
Übrigens: Seit 1950 sind 47 Eruptionen beobachtet worden. Im Februar und April 2020 ist der ‘Piton de La Fournaise’ auch ausgebrochen. Umgekommen ist bisher nur ein Mann, der in einen abkühlenden Nebenkrater gefallen ist. Er starb aber nicht wegen der Höhe, sondern wegen den 250° Celsius, die wie schon gesagt, noch nicht abgekühlt waren.
Die Wanderung dauerte insgesamt etwa sechs Stunden, die Distanz waren ca. 12km. Wir liefen nur über abgekühlte Lavasteine. Die sind sehr scharf und sie sind auch sehr leicht. Man kann überall tiefe Spalten sehen. Diese sind von früheren Ausbrüchen des Vulkans.
Manchmal riecht es sehr stark nach Schwefelsulfat. Ich mag den Geruch nicht wirklich. Die ganze Gegend ist voll mit sogenannten Hirschhaaren. Diese schimmern goldig und sind sehr selten.
Sie stammen natürlich nicht wirklich vom Hirsch, sondern von der Lava. Wenn es windet, werden Teile der frisch ausgebrochenen Lava zu hauchdünnen Fäden. Sie eignen sich gut als «Spriessen» (Ich hatte 4 davon) und sind extrem zerbrechlich. Beim feinsten Druck sind sie kaputt. Wir haben dann in einem der Nebenkrater gegessen und Fotos gemacht. Beim Runtergehen rutscht man leicht auf dem sandigen Boden aus. Darum sind wir sehr langsam gelaufen. Trotzdem waren wir recht schnell am Fusse des Vulkans. Jetzt mussten wir nur noch etwa zwei Kilometer bis zur Felswand laufen. Und von da aus noch rund 160 Meter die Treppe hoch :(
Es war ein sehr imposantes, wenn auch anstrengendes, Erlebnis.
Nach der ganzen Wanderei haben wir uns Vorgestern einfach nur ausgeruht. Das anstrengendste war wohl die Fahrt ins neue Hotel, oder besser: In die Lodge. Das Hotel trug schon im Namen den Titel Lodge und es war auch so gestaltet. Nur dass keine Löwen oder Elefanten im Garten standen. Bloss Hirsche tauchten ,manchmal auch in der Herde, auf.
Gestern sind wir dann auch wieder früh aufgestanden. Schon wieder wussten wir nicht wohin es gehen sollte. Nur dass wir anstatt unserer Unterwäsche die Badesachen anziehen sollten, war komisch. Wir fuhren die meiste Zeit einer kurvigen Landstrasse entlang und hielten dann an einer Brücke, die über einen kleinen Fluss führte. Da wurde es uns klar: Wir machen Canyoning!
Wir bekamen einen Neoprenanzug, eine Schwimmweste und unsere Wanderschuhe zum Anziehen. Dann liefen wir dem Fluss entlang und sprangen aus zirka 5m Höhe das Erste Mal in den Fluss. Wir rutschten kleine Wasserfälle runter, kletterten den Felswänden entlang, sprangen von Felsvorsprüngen und liessen uns einfach gemütlich treiben. Das höchste was wir gesprungen sind waren etwa sieben Meter. Es machte wirklich unendlich viel Spass und mein Bruder und ich waren dann noch den ganzen Nachmittag im Pool (kein Wunder, er war ja auch 28° C warm😉).
Mal sehen was wir morgen machen werden…

Antworten (5)

Hans
Ich warte scho auf einen neuen Bericht❤️❤️❤️

Iren
Super spannend geschrieben 💪 cooler Ausglug zum Vulkan. Gniessets witerhin

Jennifer
Danke für deinen detailierten & spannenden Bericht! Da wäre ich gerne dabei gewesen😉🌋

Ricardo
☝️... 😘😘😘😘

Reto
Der Hauptkrater ist 1.2km lang und 800m breit. Wie tief er ist, weiss ich nicht. Ich weiss nur, dass ich da nicht runterfallen will! Sehr geil !! :-) Hahaha !!

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