Veröffentlicht: 28.04.2017
Der Wecker klingelt, 5:30 Uhr. In fünfzehn Minuten geht es los. Wir packen unsere Sachen und machen uns fertig, die Fahrer machen Druck, in 10 Minuten müssen wir los. Der Sonnenaufgang in der Salzwüste soll das Highlight des Trips sein. Mit vier Jeeps fahren wir in einer Kolonne durch die Dunkelheit. Draußen wird es heller und neben uns offenbart sich das weite Weiß. In netzartigen Formationen wird der Salzboden immer heller, in der Ferne sehen wir blaue Berge. Nach ca. 15 Minuten machen wir Halt, irgendwo mitten in der Salzwüste. Die Sonne versteckt sich noch hinterm Horizont, der Himmel leuchtet in sanften Pastelltönen. Wir sind müde, aber dennoch aufgeregt. Nach drei Tagen stehen wir endlich an dieser einen Stelle und werden gleich das erleben worauf wir uns schon so lange freuen. Hätte es gestern geregnet würde der Boden jetzt einem perfekten Spiegel gleichen. Die Sonne geht schneller auf als wir eigentlich realisieren können. Über den schneeweißen Boden ziehen sich unsere Schatten wie Kaugummis, der Himmel erreicht ein Neonorange. Wie auch alle anderen fangen wir an fleißig Fotos zu machen und das Beste aus diesem einmaligen Moment herauszuholen. Der Fahrer treibt uns ein und will weiter fahren. Wir fahren durch das unendliche Weiß, ohne Straße, ohne Ziel? Nach einiger Zeit offenbart sich plötzlich mitten in der Wüste eine kleine, von unzähligen Kakteen überwachsene, Insel. Hier werden wir frühstücken. Für ein paar Bolivianos Eintritt dürfen wir die Insel besteigen. Wir machen zwar nur wenige Höhenmeter, schnaufen aber als hätten wir den Mount Everest bestiegen. Doch der Aufstieg hat sich gelohnt. Vom Gipfel der Kaktusinsel haben wir einen atemberaubenden Ausblick. Der schneeweiße Boden und der oceanblaue Himmel sitzen aufeinander wie Bauklötze. Weit und breit nichts, in der Ferne kleine blaue Berge. Die Insel scheint wie eine Oase mitten in der Wüste. Wir wandern wieder runter, das Frühstück wartet. Nach einem ausreichenden Frühstück an einem der unglaublichsten Orte der Welt fahren wir weiter. Ich schaue aus dem Fenster, weiß und blau. Ab und zu zieht eine kleine Gruppe von am Boden liegenden, Fotos machenden, lächerlich aussehenden Touristen am Fenster vorbei. Plötzlich machen wir Halt. Warum? Auch wir sollen auf dem Boden rumliegend in lächerlichen Posen Fotos machen. Zunächst etwas zurückhaltend, fingen die Ideen dann langsam an zu sprießen und nach einigen Minuten haben wir unser Schamgefühl verloren und konnten uns nicht mehr zurückhalten. Auf Grund der unendlichen Weite der Wüste verliert man hier jegliche Größenverhältnisse, was es einem ermöglicht auf einer gewöhnlichen Flasche zu balancieren oder auf der Hand deines Freundes rumzuspazieren. Nach etlichen lustigen Fotos fuhren wir zu unserem letzten Halt in diesem atemberaubenden Stück Erde. Eine sternförmige Salzformation auf der "alle" Flaggen der Welt zu finden sind, damit sich die Touris mit einem Stift darauf verewigen und ein Selfie machen können. Wir fahren raus aus der salzbedeckten Wüste. Die Landschaft wechselt von einem strahlenden Weiß zu einem staubigen, dreckigen Braun. Wir Stoppen auf einem kleinen Markt in einem kleinen Dorf. Es werden die üblichen Dinge angeboten. Pullis, Schlüsselanhänger, Salz, Skulpturen, Schmuck, etc. Wir fahren weiter um unsere letzte Sehenswürdigkeit auf dieser Tour zu bestaunen. Ein Friedhof für alte Züge mitten in der Wüste. Auf dem "Cementerio de Trenes" liegen zum Teil Züge aus dem 20. und 19. Jahrhundert. Mit schlechten Graffitis besprüht und vom Salz der letzten Hundert Jahre zerfressen und rosten diese Zeitzeugen in der unbarmherzigen Sonne der Wüste vor sich hin. Wir schießen fleißig Fotos und springen von Waggon zu Waggon. Dann fahren wir weiter. Im Auto ist es ruhig, wir sind müde und hungrig, erdrückt von der Masse der einmaligen Eindrücke der letzten Tage. Endstation Uyuni. Wir werden in einem kleinen "Restaurant" in der dreckigen und staubigen Stadt abgeladen, um unsere letzte Mahlzeit der Reise entgegen zu nehmen. Daraufhin trennen sich unsere Wege. Einige fahren wieder zurück nach Chile, einige bleiben hier und einige fahren weiter ins Landesinnere. Wir kümmern uns erst mal um Bargeld. Erfolgreich Geld abgehoben kümmern wir uns um unsere Bustickets nach La Paz. Der Bus soll noch heute fahren, wir wollen nicht länger als nötig in Uyuni bleiben. Das Ticket gekauft, haben wir noch ca. 4 Stunden Zeit. Da die ganze Stadt ein einziger Markt ist nutzen wir die Zeit und stürmen uns ins Getümmel. Gefälschte Klamotten, schlechtes Essen, altmodische Elektronikartikel, lebendige Tiere, etc. Man kann hier alles kaufen und alles ist billig. Nach einigen Stunden auf dem Markt entscheiden wir uns vor unserer zehnstündigen Busfahrt noch etwas essen zu gehen. Durch einen unglaublichen Zufall treffen wir im Restaurant unseren türkischen Freund Ömer wieder. Die Freude ist groß. In einer Runde von sieben netten Menschen aus verschiedenen Ländern genießen wir Pizza und Bier und machen uns dann auf den Weg nach La Paz.