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2. Mit dem Bus nach Eldorado

Veröffentlicht: 18.03.2018

17. Und 18. März 18

Halli Hallo, wie versprochen kommt nun ein Bericht zu meiner Busfahrt und natürlich auch zu dem, was sonst noch so passiert ist. Plan war mich mit Pauline, der Freiwilligen aus Jardín im Bus zu treffen. Sie wollte mir schreiben, wenn ihr Bus losfährt, damit ich mich dann von mir aus auf den Weg zur Bushaltestelle machen kann. Soweit alles nach gut. Doch da es hier keinen wirklichen Plan gibt nach dem die Busse fahren und ich die Zeiten, wie lange ein Bus von einem Ort zum anderen Ort braucht noch nicht so richtig im Gefühl habe, wie auch beim 1. Mal, saß Pauline leider nicht in dem Bus, in den ich stieg. Da ich damit aber irgendwie auch gar nicht gerechnet hatte, war ich eigentlich relativ entspannt. Ich wusste ja wo ich hin musste.

Nun zu den Bussen: hier in Misiones gibt es die Ruta 12, eine große Straße die alle Orte durchläuft, die parallel zur paraguayanischen Grenze verlaufen. Auf dieser Straße fahren die Busse die Strecke von Posadas (der Hauptstadt von Misiones) bis nach Iguazu ab. Diese Busse sind allerdings so überhaupt nicht mit den unseren zu vergleichen, sondern ähneln vom Komfort her eher der Businessclass im Flugzeug. Zwei fette Sitze nebeneinander, Beinfreiheit, Möglichkeit die Beine hochzulegen, Empanadas (leider mit Fleisch) und ein Softgetränk und ein laufender Film für insgesamt 100 Pesos (4 Euro) bei einer Stunde fahrt. Da kann sich Flixbus so einiges abschauen.

Auf die Filme die in den Bussen laufen muss ich an dieser Stelle aber noch mal genauer eingehen. Die Genres könnten nämlich unterschiedlicher nicht sein. So lief auf der Hinfahrt „Fluch der Karibik“, während ich auf der Rückfahrt eine lateinamerikanische „Komödie“ genießen durfte. Die Handlung dieses Films bestand beispielsweise aus einer 5 minütigen Szene (ungelogen), in der alle Charaktere einem Ball hinterherjagen, wobei sie andauernd ineinander rennen und am Ende insgesamt fünf von ihnen im Pool landen. An einer anderen Stelle des Films rollt ein erwachsener Mann in einem roten Kinderwagen einen Berg herab, durchfährt dabei mehrere Marktplätze und reißt natürlich sämtliche Stände mit sich, während er sich permanent kreuzigt. In dieser Szene endete der Film. So sah die gesamte Handlung aus und wie man sieht, bin ich nachhaltig verwirrt.

Die Landschaft links und rechts von den Straßen ist super beeindruckend und die Weite des Grüns lässt sich auf den Bildern leider gar nicht richtig einfangen.

Angekommen wurde ich von den anderen Freiwilligen bereits erwartet: Luis (der Freiwillige aus Eldorado, durch dessen Körpergröße von 2 Metern ich sofort zur Gruppe gefunden habe. So groß ist hier nämlich sonst niemand), Marie (aus Montecarlo), Sophia (aus Resistencia), Franzi (die neue Freiwillige in Eldorado) und Pauline (die einen Bus vor mir genommen hatte). Mit einem 2-Liter-Bottich für Tereré, das ist die kalte Version von Mate und wird hier gerne im Sommer getrunken, machten wir uns auf den Weg zu Luis, der bei einer älteren Dame zur Untermiete wohnt. Bei Gnocchi und Ensalada haben die „älteren“ Freiwilligen von ihren bisherigen Erlebnissen erzählt, wobei mir manchmal wirklich die Kinnlade runtergeklappt ist.

Die Beziehung von Einwanderern und der indigenen Bevölkerung ist hier nämlich mehr als spannend. Oder viel mehr die Verdrängung der Existenz Letzterer in jeglicher Hinsicht. So konnte ich zum Beispiel sehen wie die Guaraní (das ist das indigene Volk hier in Misiones) am Stadtrand in die Busse einsteigen und nicht wie alle anderen Leute am Busterminal in der Innenstadt. Eine andere Geschichte stammt von Marie, deren Putzfrau Vorfahren aus Deutschland hat und auch noch etwas deutsch spricht. Sie beschwert sich gerne über die Guaraní und wie viele Probleme diese ihnen bereiten würden, wobei sie gerne zu vergessen scheint, welche Bevölkerungsgruppe hier zu welcher dazu gestoßen ist.

Das Bild von Deutschland ist hier ein sehr rosarotes und hat wenig mit der Realität zutun. Und doch fühlen sie sich viele zu einem Land hingezogen, in dem sie oft nie waren, dessen Sprache sie kaum sprechen und das es so wie sie sich es vorstellen eigentlich auch nicht gibt. Ein anderes Beispiel hierfür ist der Mann, bei dem ich vorgestern mit meiner Gastmama zum Geldtauschen war und der mir seine Herkunft wie folgt in sehr gebrochenem Deutsch erklärt hat: „meine einen Urgroßeltern kommen aus Österreich und Deutschland, die anderen aus Deutschland. Mein Blut gehört eigentlich nicht hier her und ist hier nur Dreck“. Es ist verrückt, was für Dinge hier als „deutsch“ und „normal“ gelten, die in Deutschland eigentlich überhaupt nicht gehen würden.

Ich erkläre mir das, mit dem was ich bisher von der Geschichte hier oben im Norden weiß (keine Garantie auf Richtigkeit): Viele Städte hier sind zwar noch sehr „neu“, aber schon so um die 100 Jahre alt und wurden von Einwanderern aus der Schweiz, Österreich und vor allem Deutschland gegründet. Heißt noch oft noch vor dem 2. Weltkrieg. Die Nachkriegszeit die in Deutschland zu so großen Veränderungen in Bezug auf Kultur und Sprache geführt hat (bestimmte Tabus etc.) hatte auf das Deutschlandbild hier wenig Einfluss. Deshalb haben viele hier einen ganz anderen Umgang mit Sprache auch in Bezug auf Deutschland, was für uns Freiwillige oft sehr befremdlich wirkt.

Darauf werde ich bestimmt noch mal eingehen aber jetzt erst mal weiter mit einem leichteren Thema: dem Wetter! Ein sehr ergiebiges Gesprächsthema. Gerade hatten wir vor der Eisdiele bei glühenden 33 Grad 6 Liter Eis verdrückt, da wurde es plötzlich dunkel und windig. Wie im Herbst flogen die Blätter und Äste durch die Gegend. Auf Rat der erfahrenen Freiwilligen machten wir uns nicht auf den Weg nach Hause, sondern stellten uns unter das nächste Vordach, als es auch schon zu schütten begann. Ich glaube, dieser Wetterwechsel hat insgesamt nur 5 Minuten gedauert. Das was da vom Himmel kam waren richtige Wassermassen, aber gut, irgendwoher muss das grün ja schließlich kommen! Es ist spannend zu beobachten, wie die Leute hier schon so darauf vorbereitet sind: Bei uns unterm Dach hat ne Gruppe von so ca. 16 jährigen Jungs auf Fahrrädern gehalten. Sie haben aus ihren Rucksäcken Plastiktüten geholt, die Wertsachen eingewickelt und wieder in den Rucksack gepackt. Dann ging es mit Gebrüll weiter, raus in den Regen.

Bevor es nach Hause ging, hat Luis uns noch die Fundación in Eldorado gezeigt, wo z.B. auch die Deutschlehrer der Umgebung ausgebildet werden.

Heute steht nicht so richtig viel auf dem Plan, wie man vielleicht an der Länge des Textes erkennen kann. Aber heute Nachmittag wollte meine Gastmama noch mal mit mir nach Puerto Rico fahren, wo ich ja auch arbeiten werde, dann habe ich das auch schon mal gesehen! Und dann geht es ja morgen das erste Mal hier in Capioví an die Schule. Ich werde berichten;)    


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