andals-jakobsweg
andals-jakobsweg
vakantio.de/andals-jakobsweg

Tag 2 - Rabanal de Camino nach El Acebo

Veröffentlicht: 01.06.2017

Nachdem ich gestern gemütlich im schönen Innenhof der Herberge gegessen und getrunken habe (es gab Spiegeleier und als "Sättigungsbeilage" Schweinesteaks), habe ich mich schon gegen 20 Uhr aufs Bett gelegt und gelesen. Draußen wurde es dann doch irgendwann ziemlich kühl und ich war müde. Habe dann schon gegen 21.30h geschlafen. Wie sich morgens rausstellte, war das gar nicht so schlecht, denn die Ruhe im Schlafsaal war gegen 5 Uhr vorbei. Einer nach dem anderen rauschte aufs Klo und packte anschließend raschelnd seinen Rucksack. Da hatten dann auch die Ohropax nix mehr geholfen, die mir sonst eigentlich einen recht ruhigen Schlaf verschafft haben. Ich bin dann noch bis 6 liegen geblieben und hab mich dann auch so langsam fertig gemacht. Das Frühstück war einfach, aber in Ordnung: es gab Café con Leche und zwei geröstete Scheiben Brot mit Butter und Marmelade.

Gegen 7 bin ich aufgebrochen. Meinen Füßen ging es soweit eigentlich ganz gut, solange der Weg nicht bergauf geht. Aber es ging viel bergauf! Links hatte ich schon eine Blase, rechts ist sie gerade am entstehen. Der "Weg" führte über 5km und ca 400 Höhenmeter bis zum höchsten Punkt des Camino: das Cruz de Ferro. Die Landschaft war dafür umso schöner, über Stock und Stein ging es immer am Abhang entlang mit sagenhafter Aussicht.

Kurz vor Cruz de Ferro, in Foncebadon, habe ich meine Wasser- und Bananenvorräte wieder aufgefüllt, bevor es dann nochmal knapp 2km aufwärts auf 1517 müNN ging. Das Kreuz steht auf einem stetig anwachsenden Steinhaufen, denn viele Pilger bringen einen Stein aus ihrer Heimat mit, um ihn dort symbolisch für ihre Sorgen abzulegen. Ich hatte leider keinen dabei, mein Rucksack ist auch so schon schwer genug ;-)

Von Cruz de Ferro ging es dann endlich bergab. Das war zwar gut für meine mittlerweile doch beachtlichen Blasen, aber schlecht für meine Muskeln und die Knie. Das ziehe ich den Blasen aber momentan noch vor! Von einem "Weg" zu sprechen wäre auch übertrieben, ich würde es eher Geröllpiste nennen. Dafür war die Aussicht aber wieder unglaublich schön. Von meiner kanadischen Bekanntschaft hatte ich gestern schon erfahren, dass die letzten 100km landschaftlich grausam waren. Da wird sie aber jetzt belohnt! Nachdem es also ca 3,5km über Stock und Stein bergab ging, erreichte ich am frühen Nachmittag mein Ziel für heute: El Acebo! Das ist ein kleiner Ort, der fast ausschließlich aus Häuschen entlang der schmalen Straße besteht. Gerade noch rechtzeitig erreichte ich meine Herberge, da der Himmel über mir immer dunkler wurde und nichts Gutes erwarten ließ. Nachdem ich als erster mein Bett in Schlafsaal aussuchen und beziehen dürfte und geduscht hatte, machte ich mich ans Wäsche waschen. Leider fing es gerade an zu regnen, sodass ich die Wäsche zum Trocknen nicht raus sondern nur an mein Bett hängen konnte. Nach einem kurzen Mittagsschlaf schien aber schon wieder die Sonne und ich zog durch die Ortschaft. In der örtlichen Bar/Supermarkt gönnte ich mir wieder ein San Miguel und bekam dazu ein Schälchen oliven. Am Nebentisch nahm ein älteres Pärchen Platz und am Dialekt erkannte ich, dass sie wohl aus der Heidelberger Gegend kommen müssen. Sie bestellten Martini und die Frau ging aufs Klo. Als der Martini kam, stürzte der Mann sein Glas mit einem Schluck herunter und bestellte sofort ein weiteres ohne dass seine Frau etwas davon mitbekommen sollte! Anscheinend hatte er einen harten Tag...

Zurück in der Herberge setzte sich der 67jährige S., geboren in Berlin aber jetzt aus Niedersachsen, zu mir an den Tisch und wir unterhielten uns. Anschließend aßen wir gemeinsam das Pilgermenü (als Vorspeise eine grüne, undefinierbare "Bierzo-Suppe", Hauptspeise Hähnchen mit Pommes und dazu Rotwein) und S. erzählte mir sein halbes Leben. Von seinen beiden Ex-Frauen, seinen Söhnen und seiner Arbeit. Er hatte den Camino bereits einmal begonnen, musste aber in Burgos verletzt abbrechen und versucht es jetzt zu Ende zu bringen. Weil S. am nächsten Tag, wie die meisten anderen, schon früh aufbrechen wollte, verabschiedeten wir uns nach dem Essen und gingen ins Bett. Ich habe mir für morgen in Ponferrada ein einfaches Hotel gebucht, weil ich dann doch mal sehen möchte was die spanische Küche und Bar so zu bieten hat. Und überhaupt...mit dem regelrechten "Rennen" das viele Pilger auf die begehrten Herbergsplätze veranstalten werde ich nicht so recht warm. Es ist ja schließlich doch mein Urlaub und darunter stelle ich mir dann schon was anderes vor als morgens um 5 loszulaufen um sich dann ab mittags um 13 Uhr in der Herberge zu "langweilen"...

Antworten