AllgäuerinInNorwegen
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Nordwärts - Nordlichter in Tromsø

Veröffentlicht: 28.01.2020

Wie alles begann
Schon seit Jahren steht auf meiner Bucketlist (das ist eine Liste, auf der Dinge stehen, die man gemacht haben möchte, bevor man stirbt): "Nordlichter bestaunen". Da es gerade Winter ist und ich zufälligerweise schon in Norwegen bin, fragte ich vor etwa drei Wochen andere Freiwillige, ob sie mit mir ein verlängertes Wochenende in Tromsø verbringen wollen.
Nach längerem Hin und Her waren die Flüge gebucht. Als ich der Rektorin meiner Schule erzählte, was ich vorhatte, stellte sie Kontakt zu ihrer alten Studienfreundin her, die dort wohnt. Nach einigen Nachrichten sagte sie sofort, wir seien in ihrem Haus willkommen und sie hole uns sogar vom Flughafen ab.

Die Anreise
Nachdem ich zwei Kantinentage aufeinander hatte (es gab einen medizinischen Notfall, weswegen ich einspringen sollte) und am letzten Tag dann auch noch Studenten kamen, die ihre Unis vorstellten, war ich absolut bereit, Dale zu entfliehen. 

Am Freitagabend packte ich also meinen Koffer und meinen Rucksack und lief zur Bushaltestelle. Mein erster Bus hatte eine kleine Verspätung, aber glücklicherweise funktionierte dieses Mal die Kommunikation zwischen den Busfahrern und so erreichte ich noch den Nachtbus nach Oslo. Nach lauten Teenagern, die von Partys nach Hause wollten und den Bus nahmen und ein klein wenig Schlaf erreichte ich um 5 Uhr morgens den Flughafen. Am Gate bekam ich dann noch ein wenig Schlaf, dann kamen die anderen Freiwilligen, Marion und Manuel, an. Überdreht, da wir alle Schlafmangel hatten, stiegen wir dann in den Flieger, der überbucht war, aber wir hatten unsere Plätze, sogar nebeneinander! 

Schneegestöber auf dem Hinweg

Nach einem technischen Problem und einer 20 minütigen Verzögerung ging es in die Luft. Manuel und Marion, die Freiwilligen, schliefen den Großteil, ich hingegen konnte den Sonnenaufgang bei Oslo bestaunen und später auch einige schneebedeckte Gebirge.
Zwischendurch bin ich aber auch eingenickt. Und am Ende tropfte sogar noch Kondenswasser auf uns herunter.

Sonnenaufgang vor Oslo


Ankunft in Tromsø
9 Minuten bevor wir landeten, war das Panorama so schön, dass Bilder nicht mehr ausreichten und ich filmen musste. Schneebedeckte Berge mündeten in einen klarblauen Ozean, steile Fjorde standen im Gegensatz zu den weichen Bergkuppen. Und dann kam Tromsø, eine Insel in dieser Landschaft.

Kurz vor Tromsø
Erste Ausblicke auf Tromsø

Am Flughafen erkannten wir Hildegunn, die Studienfreundin, und sie brachte uns hinaus in die Kälte und schließlich in ihr warmes Zuhause. Dort begrüßte uns dann Walter, ihr Ehemann, der übrigens aus Ulm kommt.
Nach kleinem Ankommen und einem Abendessen um 12 Uhr verbrachten wir einen ewig andauernden Abend (durch unseren Schlafmangel und das veränderte Tageslicht nahmen wir alles als Abend war) zuerst in der Stadt.
Zuerst suchten wir die Touristeninformation auf um noch mehr Tipps für die Nordlichter zu bekommen, dann bestaunten wir noch die Hurtigruten, die bekannten Postschiffe, die zwischen Bergen und Kirkenes an der russischen Grenze verkehren und jeden Tag zwei Mal in Tromsø halten. 

Hurtigrutenschiff in Tromsø

Anschließend folgte ein kleiner planloser Stadtspaziergang durch die Gassen von Tromsø und so fanden wir eine Roald-Amundsen-Statue und einen Schneeberg auf einem anderen Platz, auf den wir natürlich klettern mussten. 

Roald Amundsen-Statue
Ein Schneehaufen, der bestiegen werden musste, im Hintergrund eine Statue

Nach einem kleinen Einkauf für unser nächtliches Vorhaben gingen wir wieder zu unserer Ausgangsbasis, der Wohnung, zurück.

Hildegunn und Walter waren so lieb, uns ihr Auto für den Abend zu überlassen (im Tausch gegen einen vollen Tank). So starteten wir unsere Jagd nach den Nordlichtern. Zuerst ging es auf Kvaløya (dt. Walinsel), wo wir einer Straße zum Berg der Insel folgten. Gerade erzählte Manuel, wie er in Vinstra beinahe einen Elch angefahren hätte, da...

... rannte ein Elch über die Fahrbahn. Zum Glück in einiger Entfernung, sodass wir ihn einerseits gut sahen, auf der anderen Seite aber auch keine Gefahr bestand. So hatte ich nun also meinen ersten Elch gesehen.

Weiter ging es zu einem recht bekannten Spot. Dort warteten wir von 18-21 Uhr und wollten fast schon wechseln, da wir immer noch nichts gesehen hatten. Immer wieder waren wir aber auch eingenickt oder die Scheiben waren beschlagen. Ab und zu gingen wir hinaus (es hatte zwischen einstellige und zweistellige Minusgrade), aber wir sahen nur einen sehr klaren Sternenhimmel und manchmal Sternschnuppen. Und dann war da noch ein britisches Auto, dass komplett eingeschneit war.
Gegen 21 oder 22 Uhr waren wir wieder im Auto und unterhielten uns, als eine Frau ans Auto klopfte und meinte, die Nordlichter seien da. Ein Mann machte mit seiner Kamera einige Fotos, auf denen man einen sehr grünen Streifen über den Himmel gestreckt sehen konnte, doch für uns sahen die Nordlichter wie eine grünlich gefärbte Wolke aus. Atemberaubend war es dennoch!

Wir wollten die Nordlichter aber intensiver sehen, deshalb gingen wir an einen anderen Spot, den Ersfjordbotn. Zusammen mit zwei Belgierinnen, die wir am ersten Spot kennengelernt hatten, stapften wir durch den Schnee. 5 Minuten später zog sich ein grünes Licht senkrecht zum Himmel hinauf. Immer noch nicht so intensiv, wie man es von den Bildern kennt, aber intensiv genug, dass man es halbwegs fotografieren konnte. Wenn ihr nur Schwarz auf dem Bild seht, solltet ihr die Helligkeit des Bildschirms erhöhen.
Kurze Zeit später war dann noch ein Licht zu erkennen, das scheinbar den Berg hinunter wandelte.

Nordlichter

An dieses wunderbare Ereignis reihte sich dann noch ein weiteres Abenteuer: Fahren auf den Straßen von Tromsø. Geräumt wurde, aber es lag trotzdem eine Schneeschicht auf der Straße. Da das Auto weder Allrad noch Spikes hatte, drifteten wir um einige Kurven und einen Berg kamen wir nicht hoch, sodass wir uns herunterrollen lassen mussten und auf einem Alternativweg zur Ausgangsstation fuhren. Dort hatten wir um 1 Uhr noch ein kleines Essen, Tiefkühlpizza. Danach ging es endlich ins warme Bett.

Normale Straßenverhältnisse in Tromsø

Der Sonntag
Nach einem ausgiebigen Frühstück wollte Marion noch weiterschlafen, da sie fror. Also unternahmen Manuel und ich einen kleinen Spaziergang. Als Ziel war Prestvannet angesetzt, ein See in der Mitte der Insel. Tja, wir unterhielten uns gut und irgendwann standen wir kurz vor dem Flughafen, hatten die Insel also überquert. Wir hatten kaum etwas bemerkt, weil der Weg von Langlaufspuren geprägt war und durch einen "Wald" führte. Naja, den See haben wir nicht erreicht, dafür bekamen wir diese Ansichten:

Mitten auf der Insel findet man das hier...
Ein Wald, durchzogen von vielen kleinen Schneewegen
Aussicht vom Flughafen aus

Zurück am Haus holten wir Marion ab und dann ging es mit dem Bus zur Ishavskatetral, der arktischen Kathedrale. Auf dem Vorplatz machten mehr Menschen ein Foto von der Brücke als von der Kathedrale selbst... 

Ishavskatedrale, von der Seite
Die Brücke

Nach einer kleinen aufwärmenden Fahrt zur nächsten Haltestelle, waren unsere Füße nicht wirklich warm, dennoch nahmen wir die Bahn auf den Fjellheisen. Dort oben stürmte es und gefühlt hatte es minus 20 Grad. So liefen wir zuerst zur Aussichtsplattform, machten ein paar Bilder und als wir unsere Finger nicht mehr spürten, ging es wieder kurz in die Bergstation. Beim zweiten Mal hatten wir uns schon etwas vor den Mund gebunden und so konnten wir länger draußen bleiben, Marion wollte früher ins Warme zurück, mit Manuel ging ich dann aber ein wenig weiter als der Aussichtspunkt und es könnte sein, dass in den letzten Streifen der untergehenden Sonne auch ein Nordlicht dabei war.

Ausblick von Fjellheisen
... ein wenig später
Ninja-Style, nur so war es erträglich


Völlig durchgefroren traten wir dann die Rückreise im warmen Bus an und im Haus gab es dann die nördlichsten Kässpätzle, die ich jemals gegessen habe. An diesem Abend ging es früher ins Bett.

Museumsmontag
In Tromsø gibt es einige Museen, deshalb nahmen wir uns vor, am Montag den Rest des kulturellen Angebots zu testen. Zuerst ging es zu einem anderen Nordlichtspot, der Telegrafbukta. Von dort hatten wir eine einmalige Aussicht auf die umliegenden Inseln und deren Berge. 

Rundumblick
Wir drei Reisenden

Danach ging es dann noch ins Universitätsmuseum. Zuerst ging es durch eine Ausstellung über die Geologie des Nordens, in einer zweiten Ausstellung ging es dann über die Evolution und über die Tiere der Arktis. Ausgestellt waren unter anderem ein präparierter Wolf, Bär, Eisbär, Luchs, ein Rentier und in der Mitte befand sich ein Skelett eines Wals. In einer dritten Ausstellung ging es um die Sami und wie sie gegen ihre Unterdrückung kämpften und in einer vierten Ausstellung wurde eine Kirche bzw. deren Innenausstattung gezeigt. Überraschend viele Schnitzereien kamen aus Deutschland. 

Fossilien im Boden des Museums

Anschließend ging es für uns mit dem Bus ins Zentrum, ich ging ins Polarmuseum, während die anderen im Polaria der Seehundfütterung beiwohnten. Im Polarmuseum ging es vor allem um das Fangen von Walen, Robben und Seehunden, aber es ging auch über Arktisexpeditionen und Jägern auf Spitzbergen und Grönland. Alles in allem war es eine sehr detaillierte und anschauliche Ausstellung. 

Alles wird verwertet
Ausstellung über die verschiedenen Robbenarten
So ging es damals auf Expedition

Wir fanden uns in der Touristeninformation zusammen, allerdings hatte ich bei Google Maps Hurtigruten eingegeben, weil die Touristeninformation genau neben dem Anlegesteg der Hurtigruten ist. So kam es, dass ich zum Büro der Hurtigruten kam und mich sozusagen verirrt hatte. Aber der Blick auf das moderne Gebäude der Bibliothek war es wert. 

Bibliothek

Zusammen beschlossen wir dann, in die Eisbar zu gehen, wo wir auf zwei Französinnen trafen und uns mit ihnen unterhielten. Die Eisbar selbst hatte eine Temperatur von -5°C, also wärmer als draußen. Innendrin waren einige für die Arktis typische Motive wie Roald Amundsen ins Eis geschnitzt worden und es war recht nett anzusehen. Auch die Gläser waren zum Teil aus Eis. 

Wir waren mal kurz auf Tour
Königin der Arktis :)

Fürs letzte Abendessen fuhren wir mit dem Bus zurück in die Wohnung und dort aßen wir Dorsch und Kartoffeln. Nachdem wir uns für alles bedankt hatten, ging es nochmal in die Innenstadt, wir begannen unsere kleine Tour bei Skansen, dem ältesten Haus der Stadt, und das Endziel war Ølhallen, bis vor wenigen Jahren, die nördlichste Brauerei. Aber dennoch gab es an die 40 verschiedenen Biersorten, die teils originelle Namen hatten und das Pub selbst war rustikal eingerichtet und erinnerte ein wenig an alte Zeiten. Auch dem Eisbärenkönig Henry Rudi wurde ein Denkmal gesetzt, indem ein ausgestopfter Eisbär neben dem Tisch steht, an dem er seinen Stammplatz hatte. 

Skansen
in Ølhallen

Danach ging es wieder zur Basis. Marion wollte schlafen gehen, aber Manuel und ich wollten unser Glück noch einmal versuchen. Wir wollten zum Prestvannet gelangen und Nordlichter sehen. Ersteres schafften wir, die Nordlichter bekamen wir aber nicht zu Gesicht. Trotzdem war es toll, einfach nur im Schnee zu sitzen, in den Himmel zu schauen und den Geräuschen der Umgebung zuzuhören. 

Die Abreise oder eine verlängerte Reise nach Dale

Um 6.25 Uhr ging mein Flugzeug nach Oslo, das bedeutete, dass ich in etwa 3,5 Stunden Schlaf bekommen hatte, um dann zügig meinen Koffer zu packen, zu frühstücken und dann ins Auto zu steigen. Hildegunn war extra früher für uns aufgestanden und fuhr uns dann zum Flughafen. Dort war die Schlange für die Sicherheitskontrolle relativ lange. Bei Marion und mir lief die Kontrolle auch ohne Probleme, aber bei Manuel wurde kurzerhand eine Sprengstoffkontrolle an seinem Rucksack durchgeführt. Gerade als er mit der Kontrolle durch war, begann das Boarding für meinen Flug an und sie gingen zu ihrem Flug, der nur 5 Minuten später startete. In Oslo angekommen, sah ich den Flieger dann auch, als er ans Gate ging. Während ich auf dieser Strecke keinerlei Turbulenzen hatte, hatte Marions und Manuels Flieger welche, doch auch ich bekam auf dem Weg nach Bergen noch meine Turbulenzen. Doch ich bekam auch eine hammermäßige Aussicht auf die Fjorde um Bergen herum. Eine Frau, die neben mir saß, machte auch Bilder davon, obwohl sie in Bergen wohnt und schon mehrmals geflogen ist. 

Aussicht auf einen Fjord bei Bergen
bei Bergen

Angekommen in Bergen machte ich mich auf den Weg zu Klara, einer weiteren Freiwilligen. Da sie noch arbeiten musste, besuchte ich sie im Kindergarten. Die Kinder mochten mich auf der Stelle und so spielte ich ein wenig mit ihnen und sie hüpften auf mir herum und sprangen in meine Arme. Als sie gehen durfte, zeigte sie mir noch ein wenig Bergen, unter anderem eine sehr pittoreske Straße, ein U-Boot im Hafen und die älteste Straße der Stadt. Danach ging es in ein sehr heimeliges Café, wo ich einen typisch norwegischen Kuchen aß. 

Das ist das touristische Bergen
Typisch norwegischer Kuchen

Schließlich war es Zeit für das Boot, das am Ende ein wenig Wellengang aufzeigte und so war es relativ schwer zu stehen. Gemeinsam mit einer anderen Frau, die auch in Rysjedalsvika aussteigen musste, klammerte ich mich an einen Stuhl und wir lachten beide über uns. Von dort aus ging es mit dem Bus nach Dale, wo ich mich dann in mein warmes Bett kuschelte und den versäumten Schlaf nachholte. 


Im Hintergrund die Ishavskatedrale und die Brücke
Aussicht von der Wohnung aus
Ausgefallene Bar
Bild im Hafen
Meine neuen Freunde


Fun Facts:
• Als wir ankamen, schien die Sonne das erste Mal im neuen Jahr.
• Es ist üblich, mit Langlaufskis zur Arbeit oder allgemein überallhin zu fahren. Ohne Spikes auf den Autoreifen oder an den Schuhen kann es auf den Straßen ganz schön rutschig sein. 

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