Veröffentlicht: 13.03.2020
In einem Land, das so ländlich ist, würde man nie vermuten, dass sich der Coronavirus so schnell ausbreitet, doch nun ist auch hier die Panik vorrangig. Der Anstieg in den letzten zwei Tagen war nämlich so extrem, dass drastische Maßnahmen ergriffen wurden.
Schon seit ein paar Wochen hängen überall Poster, wie man sich richtig die Hände wäscht und es stehen Desinfektionsmittelspender im Schulhaus herum. Darüber hinaus, gab es aber noch keine Einschränkungen.
Heute wendete sich dann aber alles: Am Morgen war schon auf den Nachrichtenkanälen Meldungen zu hören, dass alle Schulen schließen würden. In der Deutschstunde war die Rektorin Lehrerin und sie wurde gefragt, ob die Schule schließen würde. Sie verneinte. Minuten später kam die Putzfrau und musste sie sehr dringend sprechen. 15 Minuten später war klar, dass die Schule am Freitag und die weiteren zwei Wochen schließen wird und der Unterricht übers Internet gemacht werden wird. Die erste Schülerin bekam eine Panikattacke, was dann natürlich zu meiner Aufgabe wurde, sie zu beruhigen, da die Lehrer für die anderen Schüler da sein mussten. Sie gestanden mir nämlich ganz offen "Ich habe Angst".
Diese mussten all ihre Bücher mitnehmen, was sie kreativ lösten und Mülltüten dafür verwendeten (nach einem spektakulären Gewitter am Mittwochabend, schneite es in dicken Flocken). Ein Treffen nur für die Lehrer war auf Freitagmorgen angesetzt worden.
Nachdem ich die Schule verließ, wollte ich meinen wöchentlichen Einkauf machen. Im Supermarkt herrschte mehr Betrieb, als sonst und die Einkaufswagen waren gut gefüllt, zudem war das Brotregal schon fast leer. Und es war erst 16 Uhr! Und auch im Haus war die Stimmung anders. Wir besprachen unser Vorgehen im Falle eines Falles und auch Regeln für die nächsten Wochen. Es sind nämlich alle kulturellen und sportlichen Veranstaltungen, sowie alle öffentlichen Gebäude, die Sporthalle, das Trainingsstudio, eigentlich alles außer der Supermarkt, abgesagt oder geschlossen. Das heißt für uns, dass wir für diese Zeit auf engstem Raum sind, da wir alle nicht arbeiten werden und unsere Hobbys ausführen können.
Mit bedrückter Stimmung wurde das Krisentreffen abgehalten. Wir wurden über die neuesten Entwicklungen informiert und den Lehrern wurde gezeigt, wie sie Internetunterricht machen können. Legendär war dabei ein Lehrer, der erst einmal seinen Laptop entstaubte und eine andere Lehrerin, der man erklären musste, wie eine Maus funktioniert. Es fühlte sich also an, als ob alle noch nie mit einem Computer gearbeitet hätten.
Da die Schule gerade Schüler in Dänemark und England hat, wurde auch darüber gesprochen. Die Schüler aus Dänemark werden heute Abend mit dem Boot zurückkommen, die Schüler aus England müssen sich erst in eine zweiwöchige Quarantäne begeben.
Im Supermarkt ist es mittlerweile normal, mit 6 Broten an der Kasse zu stehen, die Regale sind aber noch gefüllt. Bevor man jetzt einen Supermarkt betreten darf, muss man sich die Hände desinfizieren oder mit Feuchttüchern abwaschen. Wenn man sich trifft, so soll man mindestens einen Meter Abstand halten und so weiter. Auch auf den Straßen ist niemand mehr zu sehen, so fühlte es sich auf meinem Rückweg von der Schule so an, als ob man durch eine Geisterstadt läuft.
Übrigens: Bei all diesen Maßnahmen könnte man vermuten, es gebe hier einen Fall, aber der nächste Fall ist in der Nachbarkommune und das ist über eine Stunde Fahrt entfernt
Die Fallzahlen sind übers Wochenende enorm angestiegen und es gibt die ersten Toten. Das Wochenende war für mich merkwürdig, da es einerweits 3 Tage lang war, andererseits sich die Lage immer weiter zuspitzte und heute um 8 Uhr die Flughäfen geschlossen werden.
Am Morgen hatten wir eine Besprechung mit unserer Koordinatorin, die uns weiter informierte und uns auch unsere Rechte zeigte. Danach malten wir im Gemeindehaus ein paar Wände. Am Nachmittag hatte ich dann ein Treffen mit der Rektorin und diese meinte, dass ich dem Rat meiner Sendeorganisation folgen soll. Wie meine Entscheidung diesbezüglich aussieht, seht ihr im nächsten Blogeintrag.