Veröffentlicht: 16.11.2018
Und schon wieder neigt sich eine Woche in Somaliland dem Ende entgegen. Zu Beginn letzter Woche war ich mit der Mobile Clinic in Tubuk. Tubuk ist ein kleines Bergdorf etwa zwei Stunden von unserem Krankenhaus entfernt und liegt im Mündungsgebiet von zwei ausgetrockneten Flüssen. Dies macht es auch zu einer attraktiven Anlaufstelle für umherziehende Kamelkarawanen, da es über ausreichend Wasserreserven verfügt. Insgesamt fahren wir mit dem Mobile Clinic an fünf Tagen in der Woche in neun verschiedene Dörfer und behandeln mehr als 1000 Menschen im Monat. Tubuk ist für mich eines der schönsten Dörfer davon und ich habe den Tag dort sehr genossen.
Am nächsten Tag kam drei vollbesetzte Minibusse an Patienten ins Krankenhaus, diese kamen aus einem Dorf etwa 3 Stunden von Caynaba und der Dorfälteste hatte die Minibusse extra organisiert um die Dorfbewohner ins Krankenhaus zu bringen. Außerdem ereilte uns eine Anfrage des Gefängnisdirektor von Caynaba. Dieser berichtete, dass mehrere Insassen im Gefängnis schwer krank seien. Meine Idee war es gemeinsam mit der Mobile Clinic an einem freien Tag in der Woche im Gefängnis vorbei zu schauen, da ich der Meinung bin, dass wir kranken Menschen helfen sollten. Im Endeffekt ist es ja auch der Sinn des Projekts. Außerdem hätte ich gerne mal ein Gefängnis in Somaliland gesehen. Leider war unsere Projektkoordinator anderer Meinung, da es von staatlicher Seite aus wohl einen Arzt gibt, der für die Versorgung von den Gefängnisinsassen zuständig ist. Schwerkranke Insassen können aber jederzeit ins Krankenhaus gebracht werden und dort von uns behandelt werden. So kam es vergangen Woche öfter vor, dass Justizbeamte in Ketten gelegte Insassen ins Krankenhaus brachten und von unserem Arzt konsultieren ließen.
Montagmorgen sind wir dann mal wieder in die Hauptstadt gefahren. Nach einer langen Autofahrt haben wir uns am nächsten Morgen mit unserem Kontaktmann getroffen und sind gemeinsam ins Gesundheitsministerium um das Abkommen über die Health Posts zu unterzeichnen. In diesem Abkommen verpflichtet sich Cap Anamur in nächster Zeit drei Health Post in der Region um das Krankenhaus zu errichten bzw. zu unterstützen und zu unterhalten. Genügend Arbeit für die nächsten Monate ist also gesichert. Außerdem haben wir in Hargeisa auch die Steuern für Oktober bezahlt, Medikamente eingekauft und Laborutensilien besorgt. Leider gab es kleinere Probleme mit der Bank, da es nicht einfach ist Geld von Deutschland aus in ein Land zu schicken, welches offiziell von keiner Regierung anerkannt wird. Unser Projektkoordinator hatte aber eine gute Unterhaltung mit dem Bankdirektor und wir sind zuversichtlich das das Problem der Vergangenheit angehört. Insgesamt ist es immer mal ganz schön für ein paar Tage aus dem Projekt raus zu kommen, mal was anderes als Reis, Bohnen oder Spaghetti zu essen und sich ein bisschen freier bewegen zu können. Auch konnte ich den Aufenthalt in Hargeisa zu einem Besuch beim Friseur nutzen. Dieser hat zwar mein komplettes Pony abgeschnitten, so dass ich meine mit Sorgenfalten bedeckte Stirn nicht mehr hinter meinen Haaren verstecken kann, aber alles in allem bin ich trotzdem zufrieden. Außerdem wachsen die Haare ja schnell wieder nach. Nächstes mal werde ich vermutlich nicht mit nach Hargeisa fahren, da ich glaube das es ganz gut für das Krankenhaus ist, wenn immer jemand von dem deutschen Team als Ansprechpartner im Krankenhaus ist und die Dinge ein bisschen im Blick hat.
Alles in allem war meine Woche also relativ unspektakulär. Nächste Woche muss ich ein Konzept für die Arbeit in den Health Post erstellen und meine Bewerbung für das Medizinstudium in Deutschland fertig machen. Vielleicht habe ich dieses Semester ja ein bisschen mehr Glück.
Meinen restlichen freien Tag werde ich mich vermutlich in die Sonne setzen und ein Buch lesen. Frodo und Sam nähern sich langsam aber sicher dem Schicksalsberg :P :)
bis dann
#Alexinsomaliland