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Stell dir vor du kommst in ein Dorf und keiner ist da

Veröffentlicht: 05.10.2018

Wenn du es nicht zu uns schaffst, kommen wir zu dir. So oder so ähnlich könnte das Motto unserer Mobile Clinic heißen. Begonnen hat alles mit der Idee, dass die meisten Menschen hier weit von unserem Krankenhaus entfernt wohnen und lange Fußmärsche tätigen müssen um Zugang zu medizinischer Versorgung zu haben. Nach anfänglichen Problemen ist unser Mobil Clinic Mitte Juli an den Start gegangen und fährt seit dem an fünf Tagen in der Woche neun verschiedene Dörfer in unser Region an. Zur Staff gehören neben einem Arzt, immer eine Nurse, eine Auxilary und ein Fahrer. 

Gemeinsam startet das Team um 7 Uhr morgens und es geht über staubige Pisten, ausgetrocknete Flussbetten, Stock und Stein in bis zu drei Stunden entfernte Dörfer.  Dort angekommen befinden wir uns je nach Ortschaft in für uns zur Verfügung gestellten Holzhütten, Klassenräumen oder Gemeinschaftsräumen.  Dann heißt es die "Arztpraxis" einzurichten, die Medikamentenboxen zu entladen, zwei Tische aufzustellen und den Dorfbewohnern einen gefüllten Wasserkanister zur Verfügung zu stellen. 

Am ersten Tisch werden Patienten- und Vitaldaten aufgenommen, bevor es am zweiten Tisch zur ärztlichen Konsultation geht. Neben neuen medizinischen Erkenntnissen bekommt man durch die Mobile Clinic auch die Chance die Lebensumstände und täglichen Probleme und Herausforderungen der Menschen besser kennen zu lernen. 

So kommt es oft vor, dass Patienten dehydriert und exikiert in unsere "Arztpraxis" kommen und die Frage nach dem letzten Schluck Wasser mit einem Achselzucken beantworten.

Viele beantworten die Frage auch damit, dass ihnen das Wasser nicht schmeckt, da es oft verunreinigt ist und freuen sich dann bei uns einen Becher sauberes Wasser trinken zu können.   

Neben den Patienten die keinen Zugang zu frischem Trinkwasser haben, gehören aber auch Patienten mit Schlangen- oder Hyänenbissen zu den Patientenbildern hier. Ebenso wie schwangere Frauen, die unter Schwangerschaftskomplikationen leiden. Eine 35-jährige Frau die zum 15. Mal schwanger ist und schon 14 Kinder zur Welt gebracht hat, bleibt da besonders im Gedächtnis. 

Die Mobile Clinic ist übrigens auch von den Jahreszeiten hier abhängig. Die ausgetrockneten Flussbetten, entwickeln sich in der Regenzeit zu strömenden Flüssen und machen es uns so unmöglich einige Dörfer zu erreichen. Neulich kamen wir in ein Dorf in dem kaum Bewohner anzutreffen waren. Normalerweise leben in dem Dorf bis zu 600 Menschen, dort angekommen fanden wir nur eine Familie vor, die auf das Dorf aufpasste. Die anderen seien dem Regen hinterher gezogen und würden wieder kommen, sobald es auch wieder genügend im Dorf geregnet habe. 

Also machten wir uns auf den Weg die restlichen Dorfbewohner zu finden. Nach 30 Minuten Fahrtzeit fanden wir dann einige Bewohner des Dorfes. Diese befanden sich gerade noch dabei neue Hütten aufzustellen und das Dorf zu errichten. Auch waren sie nicht über unser Kommen informiert und haben nicht mit mit uns gerechnet, weshalb wir kaum Patienten hatten. Das sind Herausforderungen mit denen unsere Mobile Clinic zu kämpfen hat und zeigt, dass die Prozesse hier ständige Anpassungen benötigen. 

Insgesamt sind die Menschen hier mit vielen Problemen konfrontiert, die man sich in Deutschland kaum vorstellen kann und gerade das zeigt mir wie sehr unsere Hilfe hier benötigt wird.

Bis bald #Alexinsomaliland

Antworten (2)

Angie
Kann man echt kaum vorstellen.....dem Regen hinterher ziehen. 😲 und 15 mal schwanger unter solchen Umständen. Da gibt es nicht schnell mal was für "Pre- eclampsia " oder vonwegen Bettruhe wenn Komplokationen da sind. Alex, danke für den Einblick in das Leben dieser Menschen ❤

Margreth
Menschen, wie wir, .die alles haben und bekommen was sie wollen, ist es unvorstellbar sich in die Lage dieser Menschen zu versetzen,deshalb ist es schön, das du uns einen Einblick ,über das Leben dieser Menschen und eurer Arbeit übermittelst und teilhaben lässt. und alles Gute weiterhin dem ganzen Team.