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10 Kamele für einen Unterarm

Veröffentlicht: 23.11.2018

Diese Woche war ich mal wieder mit der Mobile Clinic unterwegs. In einem der Dörfer kam es während unseres Aufenthalts zu einem Konflikt zwischen zwei Familienmitgliedern, einer der beiden Männer war dabei auch im Besitzt einer Waffe, weshalb wir kurz davor waren unseren Aufenthalt im Dorf abzubrechen und zurück nach Caynaba zu fahren. Der Konflikt zwischen den zwei Cousins hatte dazu geführt, dass das ganze Dorf in Aufruhr war. Glücklicherweise hatte bereits einer der Polizisten die uns begleiten in seiner Dienststelle angerufen, was dazu geführt hat das einige Zeit später die Polizei kam und die zwei Kontrahenten mit auf die Wache genommen hat. 

Ich gegen meinen Bruder. Mein Bruder und ich gegen die Familie. Meine Familie und ich gegen den Clan. Mein Clan und ich gegen mein Land. Mein Land und ich gegen die Welt. (somalisches Sprichwort)

Das Problem ist, dass hier oft auch kleine Konflikte dazu führen das sich ganze Familien und Clans streiten, welche manchmal auch blutig enden. So wurde die die Mobile Clinic letzte Woche zu einem Notfall in einem Dorf gerufen in dem jemand angeschossen wurde. Die Kugel hatte dabei den Unterarm durchdrungen und ist in der Brust des Patienten eingeschlagen. Zum Glück ist es unserem Team gelungen den Patienten zu stabilisieren und ins zwei Stunden entfernte Krankenhaus zu transportieren. Leider mussten sie dort den Unterarm des Mannes abnehmen, da dieser nicht mehr ausreichend durchblutet wurde. Bereits während des Notfalls musste das Team zwischenzeitlich seinen Standort wechseln, da es immer noch zu Unruhen und Konflikten in dem Dorf kam. Diese Woche waren wir dann wieder im gleichen Dorf, alle Beteiligten hatten sich darauf verständigt den Konflikt beizulegen und dem geschädigten eine Entschädigung von 10 Kamelen zu kommen zu lassen. Umgerechnet sind das ungefähr 5000$, so viel ist also ein linker Unterarm hier wert. 

Auch im Krankenhaus kommt es manchmal vor, dass kleine Konflikte zu einem riesigen Thema  gemacht werden. So besteht der Konflikt zwischen unseren Ärzten und unserem Apotheker immer noch und ich wurde schon mehrmals gefragt auf welcher Seite ich dabei stehe. Meistens lächle ich nur darüber und sage, dass ich um eine angenehme Arbeitsatmosphäre bemüht bin. 

Ansonsten gibt es aktuell nicht viel neues. Montag hatten wir überraschenderweise frei, da es sich um einen muslimischen Feiertag gehandelt hat, all zu viel kann man hier allerdings nicht unternehmen. Ab und an ist es etwas langweilig und man hat jede Menge Zeit sich mit sich selbst auseinander zu setzen. Heute ist der Präsident von Somaliland nach Caynaba gekommen und die ganze Stadt ist schon seit Stunden auf den Beinen. Morgen wird der Präsident auch dem Krankenhaus einen Besuch abstatten. Mal schauen was er zu sagen hat. 


#AlexinSomaliland

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