Veröffentlicht: 25.06.2020
4. Juli 2019
Der Wecker klingelt um 6:45 Uhr.
Gäääähn.
Wir quälen uns aus dem Bett, draußen ist es zappenduster.
Dick eingepackt laufen wir zum Restaurantgebäude. Es ist kalt!
Der Blick aufs Handy zeigt: es ist nicht nur kalt, es hat sogar Minusgrade!
Wir frühstücken ausgiebig – es gibt so viele leckere Sachen, ziehen uns dann noch mal extra warm an, Kapuze auf, Schal um Hals und Gesicht, der Gatte hat sogar Handschuhe dabei (NEID!) und nehmen noch die Regenjacken als Windschutz mit. Kurz darauf sitzen wir, dick vermummt und eingepackt, im Game Drive Fahrzeug, zusätzlich haben wir die Fleecedecken bis zum hals gezogen. Wie ich jetzt noch die Kamera bedienen soll, weiß ich nicht.
Pünktlich um 8 Uhr geht’s los. Schon die bei den ersten Metern pfeift uns der eiskalte Wind durchs Gesicht, dass wir kaum rausschauen können. Oje, das kann was werden.
Heute haben wir einen anderen Fahrer. Er verlässt direkt nach Parkeinlass die asphaltierte „Hauptstraße“ und begibt sich über kleine Schotter- und Lehmpisten den Berg hinauf in einen anderen Teil des Parks. Alle anderen Game Drive Fahrzeuge bleiben auf der asphaltierten Straße. Unser Fahrer entpuppt sich als Löwen„Jäger“. Er will unbedingt Löwen finden, hört den Funk ab und hält mehrfach an, um uns auf dem staubigen Boden stolz die Lwenspuren zu zeigen. Ok, wo sind die Löwen!? Wir fahren fast 45 Minuten – langsam zeigt sich die wärmende Sonne am Himmel – ohne etwas zu sehen. Landschaftlich sehr schön – leider keine Tiere in Sicht.
In der Ferne sehen wir Zebras und Giraffen, einige Antilopen kreuzen den Weg, unser Fahrer aber ignorier sie und fährt auf der Suche nach Löwen weiter in den Park hinein. Auch auf den Wunsch eines Fahrgastes, bei den Giraffen zu stoppen, entgegnet er nur:
„We are looking for „big cats“! Giraffes are boring…“
Gut, wir hatten gestern genug Giraffen, stört uns jetzt nicht.
Nach einer Stunde stehen wenigstens direkt neben dem Weg zwei junge Nashörner. Cool, die haben wir noch nicht gesehen.
Nach ausgiebiger Fotosession werden die beiden Jungbullen unruhig und traben über die Straße an uns vorbei und verschwinden im Dickicht.
Nächster Stopp: ein eingezäuntes Gebiet, wo wir kurz Rast machen. Es gibt ein zweites Frühstück in Form von Kaffee, Tee, Softdrinks und dazu Knabbereien und Muffins. An dem kleinen See gibt es eine Beobachtungsplattform. Außer kleinen Vögeln, die um ihre hängenden Nester fliegen, sehen wir aber nichts. Schade.
Nach dem Stopp geht’s weiter.
Der Weg zurück zur Lodge beschert nicht mehr viele Tiersichtungen für heute Morgen.
Abseits der Straße eine Herde Gnus, in der Ferne Giraffen, ein paar Antilopen und am ausgetrockneten Seeufer sehen wir noch einen satt gefressenen Schabrackenschakal. Er hat scheinbar ein Festmahl hinter sich, die Schnauze noch blutig, liegt er vollgefressen in der Sonne und schläft.
Am Himmel surrt ein kleines Flugzeug. Unser Guide erklärt uns, dass das Forscher wären, die die Nashornpopulation kontrollieren.
Gegen 11 Uhr sind wir zurück in der Lodge.
Einen Löwen oder andere „big cats“ haben wir nicht gesehen. Mittlerweile ist es mit knapp 20 Grad aber wieder angenehm war.
Nach dem Mittagessen wollen wir im Auto durch den Park fahren und selbst unser Glück versuchen. Vielleicht sehen wir ja auch ohne große Game Drive Autos und deren Funkgeräte was Interessantes.
Vorher buchen wir noch unseren Game Drive für morgen (allerdings wieder den um 15 Uhr, nicht den Morning Drive), setzen uns in unseren Jeep und fahren, mit Karte bewaffnet, los.
Ist das aufregend!!!
Wir fahren wie bei unserem ersten Game Drive zuerst die asphaltierte Hauptstraße Richtung Mankwe Dam. Dort stehen auch schon Zebras am Wegrand und lassen sich bereitwillig fotografieren.
Ein Stück weiter stehen zwei Elefanten neben der Straße. Nach mehreren Fotos fahren wir weiter zur nächsten Zebraherde.
Nach einigen Fotos biegen wir oberhalb des Mankwe Dams in die Thswene Road ab und direkt wieder rechts in den Hippo Loop, wo wir gestern den Geparden gesehen haben.
Heute ist kein Gepard in Sicht, dafür aber eine Giraffe, die ganz seltsame Verrenkungen mit ihre Hals und Kopf macht. Zuerst denken wir, sie hat vielleicht etwas verschluckt und versucht es, durch die „Kopf nach oben“ Bewegung herunterzuwürgen, aber als wir etwas näher dran sind, erkennen wir, dass sie etwas im Maul hat.
Dank meines Megazooms erkennen wir auch, dass es sich um ein Antilopenhorn handelt. Igitt, ich dachte immer, Giraffen wären Vegetarier!?
Später lernen wir von unserem Game Drive Guide, dass Giraffen so etwas häufiger machen, wenn sie einen Mangel an Aminosäuren ausgleichen müssen.
Nach dem Hippo Loop geht’s zurück auf die Thswene Road.
Weit kommen wir allerdings nicht, denn nach einer Kurve haben wir ein Hindernis der besonderen Art auf der Straße:
ein riesiger Elefant trottet ganz gemütlich, mitten auf der Straße, entgegen und lässt sich von den Autos, die hinter ihm sind und vor ihm stehen, gar nicht beeindrucken. Wie der Fahrer vor uns, fahren wir ganz weit nach links an den Straßenrand, um den Dickhäuter passieren zu lassen. Während er das Auto vor uns komplett ignoriert, schwenkt er auf einmal in unsere Richtung, dreht im Vorbeilaufen den Kopf zu uns und lugt durch die Windschutzscheibe und Fahrerfenster ins Auto. Wir trauen uns nicht, zu atmen, sind ganz ruhig und hoffen, dass der Dickhäuter weitergeht. Nach schier endlosen Sekunden setzt er seinen Weg fort und trottet die Straße weiter entlang.
Puh… die Kids sind sprachlos und total begeistert!
Wow, so nah waren wir einem wilden Elefanten noch nie (und wollen es auch eigentlich nicht mehr sein).
Wir biegen nach links in die Tau Road ab und fahren eine Bogen über die Kgabo Straße, mit Abstecher Thutlew & Trou Drive zum Pilanesberg Center. Hier gibt es ein Restaurant, einen Shop, Toiletten und ein kleines Wasserloch an der Besucherterrasse, wo u.A. gerade eine Antilope einen Salzstein genießt. Wir essen hier Pizza und Salat und begutachten danach noch die Tierschädel, die vor dem Center liegen.
Es ist schon Nachmittag, viel Zeit bis Sonnenuntergang bleibt uns nicht mehr, daher überlegen wir, einen kurzen Abstecher Richtung Tlou Dam und weiter zum Lenong View zu machen, dann über die Schotterpisten Ntshwe zurück Richtung Loge. Das ist zumindest der Plan.
Vorbei am Makorwane Dam sehen wir auf der kleinen Brücke sonnt sich u.A. ein Krokodil.
Hinter der Brücke sehen wir am Rand der Straße ein großes Nashorn, das sich gerade zum Schlafen hinlegt. Mit einem lauten *Plumps* lässet es sich fallen und kurz darauf schließ es die Augen und schläft. Irgendwie süß.
Wir fahren weiter Richtung Tlou Dam, als unsere Tochter auf einmal laut „Löwe“ ruft!
Was?? Wo??? Rechts neben der Straße muss ich meine Augen schon anstrengend, um die beiden Löwinnen im dichten hohen Gestrüpp zu erkennen.
Wir wenden das Auto und fahren den beiden Löwinnen langsam nach. Sie halten an und spähen in unsere Richtung.
Sie beobachten uns scheinbar eine Weile, als dann weitere Fahrzeuge neben und vor uns halten und deren Insassen nicht ganz so ruhig sind, ziehen die beiden Löwinnen weiter und verschwinden im hohen Gras.
(Wenn das unser Game Drive Guide wüsste *grins*)
Daher fahren wir noch am Makorwane Dam vorbei und entschließen uns dann, die „Hauptstraße“ zurück zur Lodge zu nehmen.
Als wir ca. 2 km vor dem Gate ankommen, rasen auf einmal 2 junge Elefantenbullen aus dem Gestrüpp auf die Straße. Wir müssen scharf bremsen und fahren an die Seite. Die Autos hinter und halten ebenfalls alle an. Die beiden Jungbullen reißen Äste von den Bäumen ab und scheinen sich damit gegenseitig zu bedrohen. Das Ganze nimmt Fahrt auf, als sich eine Elefantenkuh mit ihrer Herde einschaltet. Uns ist das Ganze so gar nicht geheuer. Die Elefanten sind sehr aufgeregt, trompeten in voller Lautstärke und gehen mit Drphgebärden aufeinander los. Von hinten sehen wir ein Fahrzeug mit Anhänger ranfahren. Im Auto sitzen 5 Parkarbeiter, auf dem Anhänger liegen Gartengeräte. Sie warten eine Weile neben uns und beobachten die Elefanten. Als diese kurz die Straße etwas frei machen, gibt der Fahrer Gas.
Wir halten die Luft an, denn das scheint eine ganz dumme Idee zu sein. Und so ist es auch. Das Auto kommt nicht weit, die Elefantenkuh greift es sofort an!
Laut trompetend mit wackelnden Ohren und aufgestelltem Schwanz geht sie auf das Auto los. Die Insassen müssen sterben vor Angst. Sie legen den Rückwärtsgang ein und fahren um die Kurve, dass sie fast mit dem Anhänger im Graben hängen. Die Elefantenkuh tritt mit dem Vorderbein 2 x gegen den Kühler, dann dreht sie sich um und schaut zu uns.
Mein Mann überlegt nicht lang, legt den Rückwärtsgang ein und so schnell wie möglich verlassen wir unsere „Pole Position“ und reihen uns etwa 10 Autos weiter hinten wieder ein.
Das ganze Spektakel dauert fast 30 Minuten, es ist schon lange 18 Uhr – also schon offizielle Parkschließung. Von hinten hören wir die großen Game Drive Transporter kommen. Ein Fahrzeug hält neben uns und fragt uns, was los sei. Wir erklären kurz die Situation, dann funkt der Fahrer etwas über sein Funkgerät. Kurze zeit später fährt eine Kolonne von Game Drive Fahrzeugen zu den aufgebrachten Elefanten. Wir hören, wie die Insassen laut rufen und scheinbar gegen das Auto klopfen, um die Elefanten von der Straße zu vertreiben. Das scheint auch tatsächlich zu klappen. Um 18:30 kommt der Verkehr wieder ins rollen und wir fahren zügig, es ist mittlerweile schon fast dunkel, aus dem Park.
Die Elefanten sind allerdings keineswegs weg! Sie stehen in einer Reihe neben der Straße im Dickicht und „brummen“, wir sehen ihre Augenpaare im Dunkeln. Boa, ist das gruselig.
Zum Glück ist uns das nicht gestern schon passiert.
Wir hätten wohl bei dem Elefanten auf der Straße heute Vormittag sofort die Flucht ergriffen.