Veröffentlicht: 13.07.2018
Die ersten Tage meiner Zeit in Halifax verbrachte ich im Hostel. Dort lernte ich Kati (den Namen konnte ich mir mal sehr gut merken :D ) kennen, ebenfalls Deutsche und für ein paar Monate auf Kanadareise. Sie fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, sie auf einen zweitägigen Roadtrip nach Peggy's Cove zu begleiten und nach kurzer Bedenkzeit (eine Frage des Geldes) sagte ich zu, da ich das Ziel auch auf meiner Liste hatte, nur eigentlich für später.
So machten wir uns eines Morgens Anfang Juni auf Richtung Peggy's Cove. Oder zumindest war das der Plan. Wir standen um zehn Uhr an der Autovermietstation von Hertz und warteten. Und warteten ... und warteten. Da Kati das Auto gemietet hatte und weder über eine kanadische Nummer verfügte, noch ein Smartphone hatte, waren wir nicht erreichbar. Die ausgehängte Nummer an der Station zu wählen, brachte uns leider auch nur in eine zentrale Warteschleife. Nach einer halben Stunde ging sie mit ihrem Tablet zu einem Gebäude mit WLAN in der Nähe und rief ihre Emails ab. Siehe da, Hertz hatte geschrieben, dass die Station heute leider nicht besetzt ist, ob sie uns einen Wagen schicken sollten, der uns zur nächsten Station bringen würde? Jetzt mal ehrlich, wenn ich weiß, dass ein Termin vereinbart ist und die Kunden sich auf so eine Email nicht melden, dann gehe ich doch davon aus, dass sie dort warten und schicke gleich zum vereinbarten Termin einen Wagen!!! Aber nein, hier nicht. Kati antwortete auf die Mail, aber nachdem um kurz vor elf immer noch kein Wagen da war, schickten wir eine weitere Email, die mitteilte, dass wir zum Hostel zurückmüssen und sie den Wagen dahin schicken sollen. Wir mussten um elf Uhr aus dem Hostel raus, also blieb uns keine Wahl, als dorthin zurückzukehren. Aber auch da kam kein Wagen an und so machten wir uns um halb zwölf zur anderen Verleihstation auf. Dort angekommen, stellten wir fest, dass die Dame dort heute alleine arbeitete, weil ihre Kollegin sich krank gemeldet hatte. Die Frage, ob sie uns einen Wagen schicken sollte, war also reine Fantasie, denn sie hätte die Station nie alleine lassen können, dazu war viel zu viel los. So kamen wir dann statt um zehn, erst um kurz nach halb eins aus Halifax los. Das sollte sich im Nachhinein aber als Glücksfall für uns herausstellen, da das Auto immer im 24 Stunden Takt ausgeliehen wird.
Eigentlich war unser Plan, als erstes nach Peggy's Cove zu fahren. Da das Wetter an diesem Tag aber leider sehr verregnet war, beschlossen wir, dieses Ziel auf den Rückreisetag zu legen und als erstes nach Lunenburg zu fahren. Wie der Name schon vermuten lässt, hat Lunenburg eine deutsche Geschichte. Das kleine Städtchen ist Kanadas älteste deutsche Siedlung und hat eine lange Fischerei- und Schiffbautradition. Der Stadtkern mit seinen idyllischen bunten Holzhäusern gehört seit 1995 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Der Stadtkern ist wirklich hübsch, aber da uns der Wind den Regen nur so um die Ohren blies, fiel unser Stadtspaziergang recht kurz aus. Dafür stoppten wir an einem süßen kleinen Café, in dem es sogar eine große Auswahl an Torten gab. Dazu muss man sagen, dass anders als in Deutschland, die Cafés hier in Kanada eigentlich nie Torten anbieten. Meistens gibt es Cookies oder kleine trockene Gebäckstücke, manchmal noch Brownies, aber am häufigsten sind herzhafte Sachen. Süße Torten und Kuchen sind hier ganz selten.
Von Lunenburg aus fuhren wir zurück in ein kleines Dörfchen namens "Mahone Bay". Hier waren wir auf dem Hinweg schon durchgekommen und es sah ganz süß aus. So machten wir, da der Regen etwas nachgelassen hatte, hier doch noch mal Halt. Mahone Bay ist eigentlich wirklich schön und könnte mit den vielen Holzhäusern auch ne schöne Touristenattraktion sein, nur leider ist der Ort tot. In der "Innenstadt" standen fast alle Läden leer und die Häuser verkommen vor sich hin. Sehr schade!
Für die Nacht hatten wir uns in einem Airbnb eingemietet. Im Laufe meines Jahres hier hab ich schon sehr unterschiedliche Airbnbs erlebt. In einigen Häusern werden alle Zimmer von Maklern vermietet, in einigen lebt man im Gästezimmer und teilt sich das Haus mit den Bewohnern. Aber immer besteht eine gewisse professionelle Distanziertheit bei der Gastfreundschaft. Die Vermieterin dieses Airbnbs sah dies etwas anders. Da das Frühstück bei ihr mit drin war, fragte sie uns am ersten Abend, wann wir denn frühstücken wollten und wir meinten so um neun. Am nächsten Morgen um halb neun, donnert es doch tatsächlich bei uns an die Tür mit dem Ruf "aufstehen, Frühstück ist fertig". Und dann steckt sie noch den Kopf zur Tür rein und meint "na da bin ich jetzt wie eure Mutter und weck euch". Ist ja schön und gut, wenn sie ihre eigenen Kinder so weckt, aber wir haben gutes Geld für das Zimmer und unsere Privatsphäre bezahlt, sowas geht gar nicht. Ich hab es schon gehasst, wenn meine Mutter mich geweckt hat!
Nach dem Frühstück machten wir uns auf in den Kejimkujik National Park (aussprechen kann ich das bis heute nicht). Die Sonne schien zwar immer noch nicht wieder, aber zumindest hatte es aufgehört zu regnen. Der Nationalpark liegt am Wasser und so kamen wir nach einer halben Stunde an den Strand. Auch hier entlang verlief ein Weg und so konnten wir am Meer spazieren gehen. Die Seehunde, die sich an diesem Strand oft aufhalten, waren bei dem Wetter leider nur einmal kurz im Wasser zu sehen. Abends gingen wir in der Stadt in der Nähe des Airbnbs Essen und ins Kino.
Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen, denn wir mussten den Wagen ja bis halb eins wieder in Halifax abgeben und wollten vorher noch nach Peggy's Cove. Auf dem Weg stoppten wir kurz vor Peggy's Cove noch an einer Gedenkstelle für den Absturz der Swissair Maschine 1998. Von dort aus konnte man den Leuchtturm auch schon sehen.
Der Leuchtturm von Peggy's Cove ist eines der meistfotografierten Motive in Nova Scotia. Und das Wetter meinte es an diesem Tag wieder gut mit uns, die Sonne strahlte vom Himmel. Ein Foto nur vom Leuchtturm zu machen ist leider unmöglich, es treiben sich dafür einfach zu viele Touristen dort herum. Aber Peggy's Cove ist trotzdem einen Ausflug wert, die Ansammlung von bunten Fischerhütten ist echt süß und erinnerte mich an Skandinavien.
Der Rückweg zur Vermietstation dauerte durch einen Stau in Downtown Halifax (ist oft komplett dicht durch den Containerverkehr) doch länger als gedacht und so waren wir etwas später als geplant zurück. Aber die Frau erinnerte sich noch an uns und so mussten wir nichts nachzahlen :)