Neuseeland: 8000km solo durch das schönste Ende der Welt
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Tag 14 - Tongariro, Mordor, Ruapehu - es qualmt!

Veröffentlicht: 08.08.2019

28.12.2014

Nachdem hier nachts um 4 Uhr die Feuerwehrsirene losging und mehrere Löschfahrzeuge ausrückten, bin ich nicht mehr eingeschlafen. Um kurz nach 8 komme ich aus dem Bett. Zum Frühstücken habe ich nichts mehr außer einer Banane. Dafür gibt es hier Kaffee für eine Mini-Bodum-Kanne und der schmeckt tausend Mal besser, als der Instantkaffee, der sonst üblich ist.

Draußen ist es dick bewölkt und ich will ja eigentlich zum Mount Ruapehu, der der höchste der drei Vulkane im Tongiraro Nationalpark ist. Also lasse ich mir Zeit, schreibe ein paar Mails und gucke deutsche Nachrichten übers Internet, das hier eine super Stärke hat.

Ich habe mich entschieden, noch eine Nacht in Taumarunui zu bleiben und heute meine Tour zum Nationalpark auch hier wieder zu beenden, weil ich von hier aus dann morgen auch direkt nach Westen starten kann, um zum Mount Taranaki zu kommen. Noch bin ich nicht sicher, wie umfangreich mein heutiger Ausflug wird, denn wenn das Wetter so bleibt, ist es etwas blöde.

Als ich losfahre fängt es bald an zu regnen und die Wolken hängen so tief, dass man von der Umgebung praktisch nichts sieht. Ich folge dem Highway 4 rund 40 km nach Süden bis zum Skifahrerort National Park (was für ein blöder Name!) und biege dort ab auf den nach Norden verlaufenden Highway 47, der westlich an den Vulkanen verläuft. Nach etwa 7 Kilometern biegt man nach Osten auf einen kurzen Highway ab, der direkt über das Central Plateau nach Whakapapa führt, was der hauptsächliche Wintersportort in diesem Gebiet ist (in einem Nationalpark!). Von hier geht es in einigen Kurven durch plötzlich völlig öde Landschaft, in der nur noch flaches Gebüsch wächst, wie im Hochgebirge. Eben noch saftige Weiden, jetzt schon Mondlandschaft. Beeindruckend!

Vor mir liegt - leider ziemlich in den Wolken bald der höchste der drei aktiven Vulkane im Nationalpark: Der Mount Ruapehu, der mit 2.797m auch der höchste Berg der Nordinsel ist. Der letzte Ausbruch ist 2007 gewesen. Lahare werden heute offenbar durch Dämme kanalisiert, um nicht ähnliche Schäden anzurichten, wie z.B. 1953 als ein Lahar eine Eisenbahnlinie traf, auf der gerade der Schnellzug Wellington-Auckland unterwegs war und 8km mitgerissen wurden. Über 150 Menschen sind dabei gestorben.

Nördlich vom Mount Ruapehu liegt der kleinere Mount Ngauruhoe, der vergleichsweise unauffällig bleibt, wenn man von seiner fast perfekten Kegelform absieht. Ich kann davon noch nichts sehen, denn die Wolken verhindern die Weitsicht. Noch weiter nördlich liegt der Namensgeber dieses ersten und ältesten Nationalparks Neuseelands: Mount Tongariro. Er ist knapp 2.000m hoch, aber der aktivste der drei Vulkane.

Das ganze Gebiet rund um diese Vulkane ist den Maori heilig. Ein weitsichtiger, aber vermutlich auch etwas resignierter Maori-Häuptling hat das Gebiet der britischen Krone geschenkt, unter der Maßgabe, daraus einen Nationalpark zu machen. Anders sah er keine Möglichkeit, das Gelände vor dem Landhunger der Europäer (genannt Paheka) zu sichern. Das gesamte Gebiet wurde später mehr und mehr erweitert und umfasst heute fast 800qkm und ist seit 1991 sowohl UNESCO Weltkultur- als auch Weltnaturerbe. Diese Kombination gibt es in den geschützten UNESCO-Stätten weltweit nur 23 Mal.

Im "Herr der Ringe" diente der Nationalpark als düsteres Land Mordor und der Mount Ngauruhoe war der sog. Schicksalsberg (Mount Doom).

Das Chateau Tongariro Hotel ist plötzlich ein etwas unpassender Anblick inmitten dieser steinernen Natur. 

Erinnert aber an solche Hotels, die man auch am Lake Louise in Alberta oder an anderen Plätzen sieht. Auch dieses Hotel ist aus den 1920er Jahren und pflegt wohl einen gewissen Luxusstandard. Die Aussicht aus den Zimmern ist sicher gigantisch. Ich fahre daran vorbei und befinde mich nun irgendwie auf dem Mond. Mich umgeben nur noch riesige Gesteinsbrocken von schwarz-roter Farbe. Es wächst außer ganz kleinen Blumen kein Lebewesen mehr. 



Nach 6km bin ich auf 1600m Höhe im Iwikau Village und habe in dieser völlig kargen Steinlandschaft eine Wintersportregion erreicht, in der etliche Ferienhäuser in den Steinen stehen. 

Ferienhaus am Ruapehu


Wie hoch muß hier im Winter der Schnee liegen, dass diese Brocken nicht im Weg liegen? Jedenfalls hat man hier etliche Szenen der Herr der Ringe Filme gedreht. Vorstellbar ist das allemal bei der Szenerie.

Der Sessel-Lift ist tatsächlich in Betrieb und bringt mich für 30 $ innerhalb von 20min (1 x Umsteigen) auf die Bergstation. Ich habe mir auf dem Parkplatz die Sandalen aus-, Socken und Wanderschuhe angezogen, habe zwei T-Shirts an, Fleecejacke und meine Falt-Daunenjacke aus Alaska. Schal um den Hals und los geht es. Denn der Lift geht auf 2.200 m und hier auf 1600m sind schon nur noch 13 Grad. 

ich
andere...

Die Fahrt in dem offenen Sessellift ist schön, wenngleich die Sicht etwas fehlt. Aber es ist schön still. Oben stehe ich praktisch in den Wolken. Angesichts dessen, dass ich nicht gefrühstückt habe und es jetzt 12.30h ist, bestelle ich mir ein ziemlich leckeres Panini und einen Kaffee und fasse mich in Geduld. Erstmals habe ich Postkarten gefunden und schreibe nun die ersten 9 Karten. Als ich rauskomme, zieht es etwas auf. Ich gehe in Richtung eines der Wanderwege, die aber von einer solch üblen Beschaffenheit sind, dass man von der Landschaft beim Wandern echt nichts hat, weil man permanent über dicke Steine stolpert und der Weg nach 100m auf Schnee weitergeht. 

Auf dem Ruapehu
Auf dem Ruapehu
Wanderweg auf dem Ruapehu
Auf dem Ruapehu


Während ich da noch rumstolpere, zieht es immer weiter auf und ich erblicke ganz schroffe, schwarze Spitzen um mich herum und in der Ferne sieht man nun noch einen anderen Vulkan. Als ich da noch so rumlaufe brüllt plötzlich der Lift-Heini, dass der letzte Lift in 15min fährt. Na dann, lieber einsteigen!

Lost on Mt Ruapehu ;-)


Kurz oberhalb der Mittelstation laufen neben der Seilbahn plötzlich zwei Mädchen von vielleicht 20 Jahren, offenbar beide Inderinnen. Die eine in Sandalen oder Flip-Flops. 

Sie rufen mir zu, ob es nach oben noch weit sei und ich brülle zurück, sie sollen zur Mittelstation nach unten gehen, weil es nach oben zu weit sei und der Lift in 10min aufhört für heute zu fahren. Was für ein Wahnsinn, so eine Kraxelei mit solchen Schuhen und bei den Temperaturen mit T-shirts! Ob die jemals heil bei der Mittelstation angekommen sind, weiß ich nicht. Jedenfalls sage ich dem Liftheini unten Bescheid und auch den Leuten in dem Laden, der die Tickets verkaufen. Da haben die Girls schon angerufen, sie hätten sich verlaufen...Die Ticketfrau rollt nur noch mit den Augen und den Mädels wird nichts übrig bleiben, als dem Weg nach unten zu folgen.

Blick vom Ruapehu
Kurz vor der Talstation

Ich schnappe mein Auto und fahre nun wieder diese Stichstraße zurück und genieße jetzt den nicht mehr so verhangenen Blick auf die weitere Umgebung hinter all dem Mondgestein, was sicherlich Steine sind, die bei irgenwelchen Ausbrüchen aus den Kratern geschleudert wurden.

Da hier das feuchte Wetter von Westen, von der Tasman Sea kommt und ich hier im Westen unterwegs bin, entscheide ich mich, doch noch einen Blick auf die vermutlich trockenere und weniger wolkige Ostseite der Berge zu werfen, auch, wenn das zunächst mal 53km bis nach Rangipo sind. Dort läuft der Highway direkt an der Ostflanke der Vulkane nach Süden. Mal sehen, wie das Wetter da drüben ist. Im längsten Falle fahre ich einmal um den Nationalpark herum. Mal sehen, wie die Straßen sind.

Die Fahrt ist problemlos und die Landschaft wechselt zwischen Kuh- und Schafweiden und Wäldern ab. Dann ist neben mir ganz klar die Ostseite des Mount Tongariro zu sehen und aus mehreren Seitenkratern qualmt es ganz gewaltig. 



Wenngleich der Tongariro der niedrigste der drei Vulkane hier ist, ist er ein riesiges Massiv, das sich über eine ziemliche Strecke neben meiner Fahrtroute herzieht und immer wieder den Blick auf dampfende Öffnungen freigibt. Direkt neben der Straße sind einige Bauernhäuser. Ich möchte hier nicht leben!

Tongariro


Als ich im Süden dann um den Nationalpark herum fahre, wird die Landschaft wieder so, wie auf dem Mond. Ich bin jetzt zwischen 1000 und 1300m hoch und die Straße hat auf diesem Hochplateau erfrischend wenig Kurven, so dass ich gut voran komme und mich sowieso schon entschieden habe, einmal ganz herum zu fahren. Es bieten sich geniale Blicke auf die Vulkane, auch auf den Mount Ruapehu, auf dem ich heute Mittag war. Die Fahrt verläuft sehr zügig und mit ziemlich wenig Kurven für hiesige Verhältnisse. Richtige Orte gibt es hier nicht, wenn man mal von Okahune im Süden absieht. Das sind hier alles echte Skisport-Orte mit Kneipen und Hotels, die irgendwas mit "Alpen..." in ihren Namen haben. Jetzt, im Sommer, ist hier natürlich nicht viel los.

Um 18.45h bin ich wieder in meinem Motel in Taumarunui und gehe mir gegenüber im Supermarkt etwas zum Essen kaufen. Nochmals zum Thai will ich nicht und McDonalds ist noch nicht in meinem Fokus. Dafür ist Alaska mit seiner meist einseitigen Essensauswahl an Burgern, nicht lange genug her. Aber der Supermarkt hat Preise wie das KaDeWe. 4 abgepackte Bagel zum Auftoasten: 5,29 $ ! Ich nehme English Muffins mit, die nur 3,29$ kosten und gönne mir zum Abendessen Kartoffelsalat und einen Salat aus roter Beete und Spinat. Kostenpunkt: 11 Dollar. Hier leben ja auch normale Menschen und ich frage mich, was man hier verdient. Neulich hat mir mal jemand gesagt, dass es an der Küste viele Leute, meist Maori gebe, die nicht arbeiten wollen. Die sammeln am Strand Muscheln oder fischen im Meer und verkaufen die Sachen an die Läden. Eher Zeitvertreib mit Geldverdienen. Nur was macht man hier mitten im Land?

Ich schreibe noch Tagebuch, gönne mir einen Rest Wein und lade meine Fotos hoch. Heute viel Mordor und ein paar nette Schafe und Ausblicke. Immer wieder faszinierend dieses Land. Jeden Tag ne völlig andere Landschaft!

Tageskilometer: 272km

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