Veröffentlicht: 02.11.2023
Die Zeit rennt und so schließt sich nun auch das Kapitel 2 von 3. Was ist also in den letzten zwei Wochen der Europareise noch passiert?
Dexi und ich starteten zunächst in Richtung Paris und fanden einen schönen Campingplatz in Versaille. Der Wetterbericht liegt zwar oft falsch, aber dieses Mal sollte er Recht behalten: Dauerregen.
Für Küstenkinder gibt es aber bekanntlich kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Also wurde die sexy Regenhose ausgepackt und das Abenteuer konnte trotzdem losgehen.
Auf dem Plan stand ein Besuch im Schlosspark Versailles, wobei Hunde nicht einmal in den Park gelassen wurden. Das heißt, wir sind 5 Stunden durch den Regen gewandert, um das Schloss dann nur aus weiter Entfernung sehen zu können. Fazit: Hatte meine Brille nicht auf, hat sich nicht gelohnt. Wenn man Dexi fragt, war es aber wohl einer seiner besten Tage, da der von Pfütze zu Pfütze gesprungen ist und außer Rand und Band war.
In der Nacht hat Dexi sich dann mit IN meinen Schlafsack gequetscht, damit wir dem Regen und der Kälte standhalten konnten.
Tatsächlich gab es auch nur einen kleinen See im Vorzelt und ansonsten keine weiteren Schäden. Ein Hoch auf die Qualität von Decathlon. #unbezahlteWerbung. Decathlon? Ich wäre bereit für ein Sponsoring.
Wie es aber bei Glückskindern so ist, hatten wir dafür am nächsten Tag in Paris wieder gutes Wetter. Wir schafften es innerhalb eines Tages, durch die ganze Stadt zu laufen und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten mitzunehmen. Abends im Zug taten uns dann aber auch die Füße und Pfoten weh.
Nach Paris hatten wir genug von Frankreich und es ging weiter - next stop: Belgien. Da selbst das letzte Paar Schuhe mittlerweile nass war, mussten wir tatsächlich auf ein AirBnB ausweichen. Es war nicht der Regen an sich, der uns zu schaffen machte, sondern viel mehr der Umstand, dass man im Zelt nichts trocknen konnte. Von daher brauchten wir ein festes Dach über unsere Köpfe. Die Unterkunft an sich entpuppte allerdings als kleines Abenteuer, da sich herausstellte, dass ich bei einer kleinen belgischen Omi mit im Haus lebte. Insgesamt gab es 3 Gästezimmer und alle lebten irgendwie wie eine kleine Familie zusammen. Das führte dazu, dass ich zufällig den Check in für neue Gäste übernahm oder die Omi für mich beim Tierarzt angerufen hat. Schon wieder Tierarzt? Ja, offensichtlich findet der Stinker es toll, in allen möglichen Ländern Tierärzte zu besuchen oder er will mich auf Trab halten. Auf jeden Fall ist er ordentlich die Treppe heruntergefallen und konnte danach nicht mehr laufen. Aber auch hier hatten wir wieder Glück im Unglück und der Tierarzt konnte Entwarnung geben. Nur eine Prellung, die wir mit Scherzmitteln und Ruhe schnell wieder in den Griff bekamen.
Bedeutete aber trotzdem, dass wir 2 Tage eine Zwangspause einlegen mussten. Da es draußen aber sowieso regnete, haben wir einfach mit Tee und Serie in Omis Wohnzimmer entspannt. Irgendwie war es schön, einfach mal alltägliche Dinge wie Serie schauen, kochen und im Dorf spazieren, zu machen. Irgendwie hat sich das "Nichts" tun aber auch falsch angefühlt. Wieso fühlt es sich auf Reisen immer so an, als müsste ein Tag spannender als der andere sein?
Da Dexi sich ja aber bekanntlich immer schnell von seinen kleinen Unfällen erholt, konnten wir uns zumindest noch die Hauptstadt Brüssel mit einer Walking Tour anschauen und so noch einen kleinen Teil Belgiens mitnehmen, bevor es nach Holland ging. Hier verbrachten wir noch ein paar Tage in einem Hostel direkt an der Nordsee in Wjik an Zee.
Neben Amsterdam und Haarlem verbrachten wir vor allem Zeit am Strand und bekamen zumindest am letzten Tag noch ein paar kleine Sonnenstrahlen ab. Der perfekte Abschluss, bevor es zurück zu Mama und Papa in die Heimat ging.
Zusammenfassung: Dexter und ich sind ca. 6500 km gefahren, haben in 7 verschiedenen Ländern übernachtet und unzählige tolle Zwei-und Vierbeiner getroffen. Zurückblickend würde ich sagen, dass die Europatour mich fast mehr gefordert und mehr aus meiner Komfortzone geworfen hat als die Südamerikareise. Das liegt zum Einen natürlich daran, dass ich eine ganz andere Verantwortung durch Dexi hatte, zum Anderen aber auch, weil ich alleine mit Auto und Zelt unterwegs war, ohne einer typsichen Backpackerroute zu folgen.
Ich hatte viel mehr Zeit über meinen Blödsinn im Kopf nachzudenken, habe unzählige Pro- und Contra-Listen geschrieben, tolle Podcasts gehört und Bücher gelesen. Und das Wichtigste: Dexter und ich sind ein noch viel besseres Team geworden. Wir verlassen uns mittlerweile blind aufeinander und es gibt wohl keine Hürde mehr, die wir nicht zusammen meistern.
Zwischenzeitlich habe ich mich gefragt, ob ich ihm ein bisschen zu viel zugemutet habe - gerade nach den Verletzungen. Die Antwort der Frage ist wahrscheinlich sehr abhängig vom jeweiligen Hundecharakter. Dexter liebt es einfach immer mittendrin und dabei zu sein und solange er einige Routinen vorgegeben bekommt, bleibt er selbst in den chaotischsten Situationen sehr ausgeglichen und ruhig. Ich kann ihn natürlich nicht fragen, aber in Anbetracht dessen, wie er in der Zeit aufgeblüht und welpenhaft durch die Welt gesprungen ist. Wie er immer mutiger geworden ist und jeden Ort neugierig erkundet hat, gehe ich davon aus, dass auch er die Zeit seines Lebens hatte. Außerdem dem durfte er innerhalb von zwei Monaten in der Ostsee, dem Mittelmeer, dem Atlantik und der Nordseee baden. Besser geht's ja wohl nicht.
Würde ich etwas anders machen? Ja!
1. Nackenkissen mitnehmen. Man wird nicht jünger
2. Auto mit Klimaanlage. Ich liebe meinen Flitzi, aber die langen Strecken in Südeuropa waren schon echt heiß.
3. Gleiches Hundefutter für den ganzen Zeitraum. In der Umsetzung sehr schwierig, aber der ständige Futterwechsel hat für so einige Unstimmigkeiten in Dexters Darm gesorgt. Meine arme Nase.
Letztendlich blicke ich aber sehr glücklich auf die Europattour zurück. Ich habe viel über mich und Dexter gelernt, mir sind viele Sachen bewusst geworden und vor allem weiß ich Europa jetzt viel mehr zu schätzen. Es muss nicht immer super weit weg sein, um die Komfortzone zu verlassen.
Nachdem Dexter und ich uns eine knappe Woche bei Mama und Papa aklimatisieren konnten, die Wehwehchen vom Stinker endgültig verheilt sind, mein Auto aus- und mein Backpack eingepackt ist, geht es nun für mich in den dritten und letzten Teil meiner Reise: Südostasien. Sofern die Deutsche Bahn mich heute zuverlässig nach Frankfurt bringt (nicht, dass ich da Zweifel hätte), geht's für mich heute Nacht mit dem Flieger nach Vietnam. Dort treffe ich mich mit NaddelPaddel und es geht nochmal 7 Wochen durch Südostasien. Und auch, wenn die ständigen Abschiede mich langsam müde machen und es mir vor allem das Herz zerreißt, Dexter nochmal zurück zu lassen, so freue ich mich doch sehr, nochmal einen anderen Teil der Welt zu sehen.