911 / Mit dem Nascar nach Tallahassee

Was für ein Tag! Nicht nur ein an Ereignissen reicher Tag dieser Reise, sondern in meiner bisherigen USA Historie sollte es heute werden. Aber vielleicht eins nach dem anderen.

Wir haben uns auf den Tag gefreut, auch umd vor allem, um dieses Hotelerlebnis Red Roof Inn in Griffin hinter uns zu lassen. Aber es gab noch eine Zugabe. Zum Frühstück hatten wir ein Wafflehouse  direkt gegenüber angepeilt. Also keine Dusche, alles schnell eingepackt und einfach nur weg. Motor an und Vollgas… so die Theorie.

In der Praxis sah das etwas aus bzw. hörte sich das anders an. Ich startete den Outlander und ein Dröhnen des Grauens ertönte. Schockiert guckten wir uns an. Zweiter Versuch … das gleiche. Oh mein Gott vor kommt das her? Klingt nach Auspuff! Da scheint alles in Ordnung, wo kommt das her? Aus dem Motorraum! Nadine fragt mich, ob ich da Ahnung hab - natürlich nicht! Mein Papa ist das Technikgenie in der Familie. (Schöne Grüße) Kurzum, so können wir nicht fahren. Niemals. 

Also schnell den ADAC angerufen, bin ja premium Mitglied! Okay die konnten mir nicht helfen, aber ich kann den AAA anrufen, einen Code sagen, dann helfen die. Hmmmm.   Grübel. Wir haben doch ein Rental Car von AVIS, auf dem Schlüssel steht ne Nummer, warum nicht da anrufen. Gesagt getan. Die Sprachqualität in die USA war deutlich schlechter als nach Deutschland um die halbe Welt. Melissa war sehr nett und kompetent. Ich beschrieb, dass sich das Auto wie ein Rennauto ein Nascar anhört, was bei so einem kompakten Wagen sehr absurd wird. Melissa fragte relativ entschlossen, ob unterm Auto ein loses Kabel hängen würde. Wir verneinten, weil das hatte Nadine natürlich schon gecheckt. Melissa blieb hartnäckig, wir sollten nochmal schauen, und siehe da, ein langes Kabel aus dem Motorraum kommend hing bis auf den Boden, sauber abgetrennt. Melissa erklärte uns, dass uns wahrscheinlich über Nacht der Catalyst Converter gestohlen wurde. Dies wäre aktuell sehr häufig. Die Teile werden wohl sehr lukrativ als Altmetall verhökert…

NICHT DEIN ERNST. 

Doch, aber Melissa hatte einen Plan. Wir sollen den Sheriff anrufen, der schreibt einen Bericht, da es Vandalismus ist. Dann sollen wir ruhig nach Tallahassee zum Airport fahren, das wäre kein Problem, es ist nur unerträglich laut und immerhin 4 Stunden Fahrt… aber okay. 

Der Sheriff vom Spalding County kam wenige Minuten nachdem ich das erste mal in meinem Leben 911 angerufen hab. Er war sehr freundlich und natürlich super entspannt. Offenbar war für jeden, außer uns, sofort ersichtlich was passiert ist, er notierte meine Personalien, gab uns eine Case Nummer für die Autovermietung, und ließ sich vom Hotel die Überwachungsvideos zeigen, leider ohne Erfolg. Die Diebe wussten wohl, wo sie zuschlagen mussten.

Ich rief dann nochmal bei AVIS an, gab die Case Nummer vom Officer durch und wir vereinbarten, dass wir in Tallahassee das Auto tauschen…

Das geplante Frühstück wollten wir uns aber nicht entgehen lassen. Mein insgesamt zweiter Besuch in einem WaffleHouse lässt vermuten, dass immer mindestens eine Mitarbeiterin Ü80 sein muss, um auf ihrem Namensschild sehr stolz „Granny“ zur Schau zu tragen. Die war sehr putzig, Nadine wollte sie am liebsten mitnehmen. Diesmal hab ich mich durchgesetzt, sie blieb da!

Wir waren unterwegs, mehr schlecht als recht. Es war ein Höllenlärm, Melissa verglich es mit einem Motorboot, wir können nur erahnen wie laut es draußen war. So richtig schnell wollte der Wagen auch nicht mehr, und Nadine fahr ich ohnehin schon immer zu langsam, heute war ich nicht Schuld.  Es war eine „besondere“ Fahrt gen Sunshine State Florida. Nadine bekam Kopfschmerzen, mir tun mittlerweile die Schultern weh, da sich die 4h Dauervibrationen wie ein Workout anfühlten.

Irgendwann als die Palmen überhand nahmen, waren wir am International Airport der Hauptstadt des Bundesstaates Florida in Tallahassee angekommen. Stellt euch dieses Bauwerk in etwa vor wie den Flugplatz Laage, bei uns wuchs die Hoffnung, dass wir einer Abwicklung der kurzen Wege entgegensehen könnten. 

Möööööp -  schon wieder einen Hauch zu optimistisch gedacht. 

Bereits beim rental car Return meinte ein offenbar Angestellter, dass wir das Auto doch in Atlanta tauschen müssten, weil wir es da auch geholt haben. Selbstsicher sagte ich ihm, es ist alles abgesprochen, wir klären das am AVIS Counter im Gebäude. Ein sehr junger Mann, ich hoffe er konnte oder wollte mich trotz AirPods auch verstehen, meinte er könne das Auto nicht tauschen, so ein Schaden wäre nicht versichert. Ich sollte meine deutsche Versicherung anrufen, und mit einer case Nummer zurückkommen. Welche Versicherung denn eigentlich? ZuHause ist mein privat Auto versichert aber kein Leihwagen. Letzte Chance, ich habe bei TUI das Auto gebucht, frag ich die doch mal. Deutsche Hotline, deutsche Sprache, allerdings wäre hier englisch vielleicht einfacher gewesen. Die Dame und folgende sprachen sehr schlecht und unverständlich deutsch und würd Ich eher nach Spanisch einordnen… aber was soll uns heute noch schocken. Ich wurde zweimal zu angeblichen Vorgesetzten verbunden, mit dem Ergebnis, dass man großes Verständnis und Bedauern für unsere Situation hatte, aber nichts tun könne, ich müsse erneut bei AVIS in den USA anrufen. Gesagt getan, wir hatten ja eh gerade nichts besseres zu tun. Hier nun wieder auf englisch funktionierte die Kommunikation wieder. Die freundliche Dame und später auch ihre Vorgesetzte verstanden nicht so ganz warum man denn das Auto nicht tauschen würde. Nun, das konnte ich ja nun auch nicht sagen. Sie könnten nun aber schließlich auch nichts machen, wir sollten nochmal am Counter erklären, dass wir unverschuldet in diese Situation gekommen sind. 

Achja, interessant war noch dass die AVIS Hotline hätte helfen können, wenn wir irgendwo akut in Not wären, aber da wir bei AVIS vor Ort waren, waren eben die zuständig. Witzig dabei, dass wir nur hier waren, weil uns der AVIS Hotline Support vom Mittag genau hierher geschickt hat. Aaaaaarghh… Egal. Eine Stunde Telefon Odyssee  vergingen wie im Flug, ohne wirkliches Ergebnis.

Der AirPod Boy am AVIS Counter lächelte freundlich aber meinte immer noch beharrlich er könne nichts machen. Wir haben ihm dann nochmal den TUI Voucher, der meine Buchungsbestätigung ist, gezeigt. Dort steht, dass sämtliche Material Schäden egal von wem verursacht, abgedeckt sind. Auf seinen Unterlagen stand das nicht. Ich fragte nach seinem Vorgesetzten, er rief ihn an. Leider ging der nicht ran - oder zum Glück, denn auf einmal hatte er eine Eingebung und sagte: okay lets do it! Ich war überrascht und erleichtert zugleich, Nadine mindestens genauso.

Wir bekamen wieder einen Mitsubishi Outlander, diesmal nicht in der Sport Version, was sich augenblicklich als Upgrade erweisen sollte. Der Kofferraum war doppelt so groß, neben dem Rolli passt auch noch Gepäck hinein, elektrisch verstellbare Ledersitze eine Bessere Ausstattung, genau das Richtige um standesgemäß weiter zu Cruisen… 

Mittlerweile ging es auf 20 Uhr zu und wir wollten nur noch ins Hotel. Nach den Erlebnissen von gestern und heute schwang auch da noch ein gewisses mulmiges Gefühl mit. Aber wir hatten nun auch doch noch ein bisschen Wiedergutmachung verdient. Das Seven Hills Suites ist eine absolute Empfehlung. Topmodern, ein Zimmer, mit Couch, Tisch und zwei Stühlen. Lampen, Klimaanlage, Deckenventilator, alles funktioniert. Ein Bad mit zwei Waschbecken, Dusche einer sauberen Toilette, wir sind mit wenig zufrieden, und dieses Zimmer übertrifft alle unsere Erwartungen. Frühstück ist inklusive, das ganze unfassbar für exakt den gleichen Preis  on 77 $ wie die Horrorabsteige von gestern. Das Schicksal meint es doch gut mit uns, oder hat noch was gut zu machen gehabt.

Wir genießen inzwischen um kurz vor neun am Abend satte 83 Grad Fahrenheit. Und das ist eure Hausaufgabe zum neidisch werden. Wieviel Grad Celsius sind das wohl im Februar hier im Sunshine State?

liebe Grüße aus Florida 

von Nadine & Daniel