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Letzte Station- Cusco, Calca

Veröffentlicht: 06.03.2018

40 Stunden Busfahrt haben sich gelohnt! Cusco ist ein schönes Städtchen. Die verwinkelten, teils schmalen Gässchen der Altstadt erinnern mich an Erfurt. Mototaxis sind aus der Stadt verbannt und somit ist der Geräuschpegel mäßig und gar nicht mehr vorhanden, wenn man ein paart Kilometer in die umgebende Berglandschaft entflieht. Die stadtnahen Ruinen waren auf jeden Fall eine Besichtigung wert. Tambomachay, Pukapukara, Templo del Luna, Qengo und Sacsayhuaman waren zusammen eine gute Tagestour zu Fuß, wobei man keine Großstadt in unmittelbarer Nähe vermutet, wenn man sie nicht ab und an sehen würde, wie sie da langgestreckt im Tal liegt aber immernoch auf 3400 Höhenmetern. Es war erlaubt abseits der ausgebauten Touristenpfade zu laufen, was ich auch tat und dabei überhaupt keinen Weg mehr sah.... also querfeldein zu der Höhle, die ich da hinten seh, einen Abhang runter, über den Fluss, überwachsene Inkaterassen passierend, so hab ich mir das geträumt. Und ganz oben... wieder kultivierte Felder voller Kartoffeln und Getreide. Was die Menschen hier für Wege auf sich nehmen wird mir jetzt erstmal richtig bewusst. Viele Berghänge sind terassiert, mal weniger mal mehr, sodass die erarbeitete Humusschicht nicht ohne weiteres von den starken Regenfällen weggespült wird. Gleichzeitig dient das auch als Erdrutschschutz. Das anfallende Wasser hat so mehr Zeit einzusickern, anstatt in reißenden Flüssen ins Tal zu schießen. Auch nach hunderten von Jahren funktionieren diese Anlagen noch und werden weitergenutzt. Noch mehr allerdings haben mich dann die Steinmauern der letzten Ruine meiner Wanderung fasziniert – Sacsayhuaman. Hätten die Bewohner der Gegend die tragbaren Steine nicht für ihren eigenen Häuserbau benutzt, würde die Ruine vielleicht noch in ihrer ganzen Pracht erstrahlen. Zum Glück gibts da noch ein paar schwerere, mehrere 100-Tonnenkaliber. Bis heute gibt es keine eindeutigen Hinweise darauf, wie diese perfekt ineinanderliegenden Granitkolosse einmal dorthin bewegt wurden aber vor allem, solange bearbeitet wurden, bis sie ohne Mörtel oder andere Verbindungselemente immer genau an die umgebenden Felsbrocken angepasst waren. Nichtmal ein Blatt Papier kann man nehr dazwischen schieben und dazu noch erdbebensicher!? Dieser, an Perfektheit grenzende Bau, liegt in einer Region, die öfter mal kräftig durchgeschüttelt wird und hat dabei hunderte Jahre unbeschadet überstanden. Oder sogar tausende? Denn die Inkas selbst sollen von der Bauweise nichts gewusst und die Anlage nur übernommen haben. Aber alles nur Spekulationen ... und da wäre noch eine... die Bearbeitung der Steine. Man liest, sehr wahrscheinlich ist die Bearbeitung mit kleineren Steinen mit denen solange rumgeschabt wurde, bis die gewünschte Form erreicht war. Aber was wäre das für eine unglaublich zeit- und kraftzehrende Arbeit gewesen? Eine andere Theorie ist das Aufweichen der Steine mir speziellen Pflanzenextrakten. Das Rezept dafür ist aber leider verloren gegangen! =D Meine Theorie ist, dass es vor der Sintflut doch schon eine Zivilisation gab, die in manchen Dingen deutlich weiter war, als wir heute sind.

Aber nun zu Calca, der bisher am wundervollsten gelegenen Stadt, in der ich wirklich bleiben könnte. Eingerahmt von steilsten Berghängen, auf fast 4000 Metern Höhe sind hier, eine Fahrstunde von Cusco kaum Touristen zu finden. Eine Gehstrecke von 30 Minuten am „Rio Urubamba“ gelegen, befindet sich dann meine jetzige Unterkunft und Prakikumsstelle. Eine Familie bestehend aus Julio Cecar Nino (mit dem ich arbeite), seiner Schwester Yesica, ihrem Sohn Inti, der Mutter, die immer für uns kocht und ab und zu noch einer anderen Schwester. Meine ersten Arbeitstage haben mich positiv überrascht- vielseitige Arbeit und der Auftrag, dem sich die Geschwister verschrieben haben. Einmal sich biologisch, unabhängig, möglichst vielseitig selbst zu versorgen und eigene Samen zu produzieren sowie Pflanzenversuche zu machen und das Wissen mittels Treffen mit den nahegelegenen Kommunen zu verbreiten. Gleichzeitig kümmern sie sich um das Problem der Fehlernährung und daraus resultierenden Krankheiten der entlegenen Bergdörfer, die sie regelmäßig besuchen. Wir waren in Qenqo, einer Kommune auf 4700 Höhenmetern. Hier konnten durch das kalte Klima und die starke Sonnenstrahlung nur wenige, begrenzte Nutzpflanzen angebaut werden. Seit zwei Jahren haben verschiedene Familien nun aber simple Foliengewächshäuser (teils mit Tröpfchenbewässerung) und können dort Dinge wie Erdbeeren, Salat, Zwiebeln und Brokkoli anbauen. Alles ermöglicht durch das Geschwisterpaar und den Organisationen in denen sie arbeiten. Fachwissen bringen sie auch mit. Julio hat ökologische Landwirtschaft studiert und Yesica auch irgendwas agrarwissenschaftliches und Tierzucht. Das letztere wird im Stall direkt angewendet, wo hunderte putzige Meerschweinchen marktreif aufgepeppelt werden.  Fortsetzung folgt ...

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