uendelig vidde | unendliche Weite

Klein, ganz klein sind wir in dieser unendlichen Weite. Aber klein fühlen wir uns ganz und gar nicht. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit früh am Morgen auf dieser Hochebene den warmen Wind zu spüren, und JA er kommt von hinten. Es rollt fast von alleine. Die Wolken künden den bevorstehenden Wetterwechsel an, aber das ist im Moment unwichtig. Wichtig ist, wir sind hier und zwar genau jetzt. Die E6 führt uns weiter Richtung Norden, wir passieren unzählige Seen und die Strasse scheint im Horizont zu enden. Überall stehen Warnschilder für Rentiere. Jetzt muss doch endlich mal die lang ersehnte Herde kommen. Da ist eines am Strassenrand....uiii...iiihhh...lieber nicht
hinsehen. Dem Rentier fehlt irgendwie die untere Hälfte und das wohl schon länger. Keine Angst, es gibt kein Foto. Auf den Schreck brauchen wir erstmal einen Kaffee. Nicht so einfach in dieser nicht endenden und nur von ein paar verlassenen Samisiedlungen einsamen Gegend. Laut Google gibt es im nächsten Ort, ca. 50 Kilometer, eine Tankstelle mit kleinem Einkaufsladen. Mit Aussicht auf Kaffee schaffen wir auch den steilen Anstieg nach Skaidi. Skaidi, na ja ein Ort wie im nördlichsten Alaska. Es gibt einen Händler für Snowmobile, es gab ein Hotel, es gab ein Restaurant, es gab einen Einkaufsladen. Fehlt nur noch der Busch, der einsam über die Strasse weht, aber das wäre zu viel Wild-West-Romantik. Das Thermometer zeigt 30 Grad am verwahrlosten Laden. Um die nächste Ecke gibt es doch tatsächlich noch eine Tankstelle mit einem Café. Den Geruch nach den typischen norwegischen Pølse i lompe (eine Art Wienerli) riecht man schon von Weitem, manchmal wenn man Hunger hat, auch nur in der Einbildung. Jedenfalls gibt es hier nicht wirklich was einigermassen Gesundes, also nehmen wir warme Cola, halbkalten Cappuccino, eine 500-Gramm-Packung Eis (ja es gibt Freia-Schoggi als Eis) und zwei Löffel. Mittagessen ist gerettet! Wir fahren weiter Richtung Olderfjord. Hier gibt es einen Campingplatz direkt am Meer und Läden mit Essen, also einen, der schliesst 17 Uhr, ohhh 16.40 Uhr. Schnell etwas in den Korb geschmissen und ab zum Camping. Nicht der schönste Platz, aber direkt am Meer. Bei 30 Grad Lufttemperatur geht's schnell ins kalte Meer und danach noch ein kaltes Bier (zwei Stück 22 Franken!) und unser Rückblick auf den Tag lässt uns zufrieden zurückblicken. Wir und unsere Ansprüche, Muster, vorgegebenen Denkweisen und Meinungen sind so unwichtig in dieser riesigen gigantischen Natur. Je länger wir fahren, je mehr wird uns bewusst, wie klein und unwichtig wir doch hier sind, aber das ist auch gut so!

Kilometer heute: 76

Höhenmeter: 555